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WooJin J. Park: "Höflichkeit ist für Koreaner das Wichtigste"

Gepostet von am 8. März 2013

WooJin J. Park: "Höflichkeit ist für Koreaner das Wichtigste"

© KOZOOM
Die koreanischen Topspieler während des Weltcups in Matosinhos

Es vergeht kaum ein Turnier auf internationaler Ebene, bei dem nicht mindestens ein koreanischer Spieler die Szenerie bestimmt. Beim alljährlich stattfindenden Heim-Weltcup in Suwon verblüffen die koreanischen Spieler reihenweise Jahr ums Jahr die europäische Dreibandwelt mit Durchschnitten jenseits der 1,5 Marke bereits schon in der ersten Qualifikation.

Woher kommt diese enorme Klasse in dieser Breite? Welchen Stellenwert hat Dreiband in Südkorea und wie ist es zu erklären, dass die Spieler trotz ihrer Stärke eine erstaunliche Gelassenheit an den Tag legen? 

Erstmals bei KOZOOM gibt WooJin J. Park, der koreanische Betreuer und bester Kenner der koreanischen Billardszene, einen Einblick in eine Welt, die vor allem von Höflichkeit geprägt ist.

Die Fragen stellten Markus SCHÖNHOFF und Frits BAKKER

MS - Welche Sportarten sind in Korea am populärsten und an welcher Stelle würdest Du Dreiband einordnen?

WP - Die populärsten Sportarten in Korea sind Baseball, Basketball und Fußball. Dreiband hat eine ziemlich außergewöhnliche Bedeutung, weil so viele Menschen es spielen, aber doch nicht als Sportart betrachten.

MS - Wir kennen viele Dreibandspieler aus Korea, aber was ist mit den anderen Disziplinen im Billard, Pool oder Snooker? In China oder Thaiwan sind diese Disziplinen sehr bekannt.

WP - Dreiband und 4-Ball (direkt oder über Bande) sind die dominierenden Disziplinen in Korea. Die Pool-Szene wird größer, aber im Vergleich zum Dreiband ist sie noch sehr klein. Snooker kann man total ignorieren. (Soweit ich weiß, gibt es in Korea 3 Snookertische). Dafür gibt es in China oder Thaiwan so gut wie kein Dreiband.

FB - Wenn wir an die neue Generation von Top-Spielern aus Korea denken; wer waren ihre Vorbilder? In Belgien waren es Ceulemans oder Dielis, als die Generation Caudron und Merckx ihre Karierre startete. Diese Spieler waren Helden.

WP - Offen gesagt, wir hatten keine solche Generation "davor". Sang-Chun Lee war der einzige Spieler, der in der Welt bekannt war, aber er war auch außergewöhnlich. Er wanderte 1987 in die USA aus und bekam 1990 die amerikanische Staatsbürgerschaft. Ein Weltklassespieler wurde er als amerikanischer Staatsbürger. 2003 kehrte er nach Korea zurück und wurde Präsident der KBF (Korean Billard Federation). In dieser politischen Position war es ihm möglich große Fortschritte für Billard in Korea zu entwickeln. Und in diese Periode wuchs unter anderem Kyung-Roul Kim hinein.

MS - Wie viele professionelle Billardspieler gibt es derzeit in Korea?

WP - Im Moment gibt es 780 professionelle Spieler in Korea, die im Verband registriert sind.

FB - Korea hat mit Haeng Jik Kim ein großes, großes Talent. Gibt es noch weitere junge Talente aus Korea?

WP - Haeng-Jik ist der beste Nachwuchsspieler in Korea, aber es gibt noch einige sehr talentierte junge Spieler. Zum Beispiel: Jun-Tae Kim, Tae-Jun Oh (im Moment in der Armee) und Myung-Woo Cho.

FB - Es gibt ein Gerücht, dass wenn ein koreanischer Spieler die Weltmeisterschaft gewinnt (was bisher noch nie der Fall war), dann bekommt er als Prämie 100.000 EUR von der koreanischen Regierung. Stimmt das?

WP - Ja, es stimmt und es ist in allen Sportarten in Korea so. Wenn jemand eine besondere Leistung erzielt (beim Billard sind das Weltmeisterschaften oder Asienspiele), dann bekommt er Punkte bei der Nationalen Rentenversicherung (Pension), z.B. bei der Weltmeisterschaft gibt es 20 Punkte für die Goldmedaille, 5 Punkte für die Silbermedaille und 3 Punkte für Bronze. Wenn jemand 20 Punkte erreicht hat, dann hat er Anspruch auf eine Rente von ca. 200 € pro Monat, solange er lebt. Das können dann sogar mehr als 100.000 € insgesamt werden.

MS - In Europa gibt es sehr starke Spieler, die nach dem Stoß ihren ganzen Körper bewegen, so als wollen sie den Spielball zum Ball 3 tragen. Von den Koreanern sieht man nie solche Bewegungen. Man hat den Eindruck, sie denken, nach dem Stoß ist alles beendet für den Spieler. Ist dies eine spezielle Mentalität aus Asien?

WP - Das liegt an einem alten Brauch. Korea (und Japan) hat eine Kultur, bei der die Höflichkeit über allem steht. Und dies wird auch beim Billard angewendet. Wenn wir Billard spielen lernen, so hören wir immer, dass das höfliche Benehmen der wichtigste Teil beim Billard ist und seinen Körper hinter dem Ball her zu bewegen ist keine gute Manier.

FB - Haeng Jik Kim ist nach Deutschland gekommen, um sich weiter zu entwickeln. Inwon Kang spielt in Deutschland und den Niederlanden. Warum kommen nicht noch mehr Topspieler nach Europa, um hier das große Geld zu verdienen?

WP - Nach Europa zu kommen, garantiert nicht automatisch das große Geld. Die Topspieler sind eher abgeneigt, Korea zu verlassen, denn sie geben in Korea viel auf. Es ist ihnen nicht mehr möglich, an den koreanischen Turnieren teilzunehmen und das bedeutet, dass sie im Ranking runter gehen. Und sie verlieren natürlich auch ihre Sponsoren. Die meisten professionellen Spieler in Korea arbeiten in einem Verein (arbeiten bedeutet dass sie im Verein trainieren und dadurch sehen dies auch andere Spieler). Dafür bekommen sie dann Geld, etwa 2000 - 3000 € im Monat. Wenn diese Spieler Korea verlassen, dann verlieren sie auch dieses Geld.

MS - Was ist der Unterschied zwischen Dreiband in Korea und Europa?

WP - Die Spieler selbst sind gleich, denke ich. Aber das System in beiden Regionen ist ziemlich unterschiedlich. Wir haben mehr als 40.000 Billardclubs und etwa 10 Millionen Menschen, die regelmäßig spielen. Wenn man zum Beispiel die Universitätsstraße in Korea entlang geht, ich wette man findet 100 Billardclubs in 15 Minuten. (jedes Gebäude hat einen Club) Wir haben also sehr gute Voraussetzungen und viele gute Spieler, sodass man leicht Billard spielen lernen kann. Allerdings haben wir keine Liga. Das bedeutet, dass man die Topspieler nur bei großen Turnieren sehen kann und das sind nur 4-6 Turniere im Jahr. Dafür haben wir aber viele Amateurturniere, wo jeder teilnehmen darf, aber das Niveau ist nicht sehr hoch (ca 0,8 - 1 GD)

FB - Wann wird Korea eine Weltmeisterschaft austragen?

WP - Ja, Korea wird im nächsten Jahr die Weltmeisterschaft austragen. Dies steht auch schon im UMB-Kalender.

Woojin, wir danken Dir für die wirklich interessanten Einblicke in das koreanische Billard und wünschen Dir und natürlich allen koreanischen Spielern alles Gute und viel sportlichen Erfolg.

 

 

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Kommentare

Olaf Reifflin
Olaf Reifflin
Mitgliederzahlen
Korea: 64 Millionen Einwohner , 10 Millionen Billardspieler
Phillipinen:90 Millionen Einwohner, 5 Millionen Billardspieler
Deutschland: 80 Millionen Einwohner, 18.838 Mitglieder

Diese 2 erstgenaennten Verbände haben recherchierbare klare Konzepte. Die DBU und C.E.B. nicht.
Präsident der CEB seit 29.Mai 1989 : W.R. noch Kommentare?

Message 1/8 - Veröffentlichen in 9. März 2013 13:46

echrudolph
echrudolph
Korea
Sehr interessanter Einblick in die koreanische Billardszene. Danke Markus und Frits!

Message 2/8 - Veröffentlichen in 9. März 2013 18:44

BRASSER1904
BRASSER1904
Das nervt langsam Herr Reifflin...
Hast du dich in deinem bisherigen Leben schon mal positiv über irgendeinen Sachverhalt
geäußert ? Ich habe den Eindruck , dass permanentes Nörgeln bei dir zum guten Ton gehört.
Wenn weder DBU noch CEB deinen Ansprüchen genügen, solltest du dich selbst mal als Funktionär versuchen, oder dir schnellst möglich ein Flugticket nach Seoul besorgen....


Message 3/8 - Veröffentlichen in 10. März 2013 09:59

juwe
juwe
Hautnah dabei .....
Als Vizepräsident und Spieler der Mannheimer Billardfreunde darf ich die von Woo Jin beschriebene koreanische Disziplin und Spielweise hautnah an unseren Billards Woche für Woche erleben. Ein besonderes Schmankerl waren natürlich die Jahre des mehrfachen Junioren-Weltmeister Haeng Jik Kim in unserem Club ... eine Augenweide ihn beim Training zu beobachten ! Durch In Won Kang, Spieler unserer 2. Bundesligamannschaft, und Woo Jin (Mitglied bei uns) haben wir immer noch den koreanischen Geist in unseren Räumen. Nicht zu vergessen die Trainings der koreanischen Nationalmannschaft bzw. Topspieler vor großen Turnieren bei uns im Club. Vielen Dank an dieser Stelle, wir möchten euch nicht mehr missen !

Message 4/8 - Veröffentlichen in 10. März 2013 10:55

Olaf Reifflin
Olaf Reifflin
Kritik
Liebe(r) Brasser 1904, ich verfolge das Dreibandbillard intensiv seit 27 Jahren als Turniermitorganisator (12 BWA Wolfcup + 8 div. internationale Grand Prix) und als alleiniger Organisator von 4 internationalen Damen- Dreibandturnieren. Zum Dank war ich einmal lebenslang gesperrt. Mein Ziel und Wunsch ist es noch immer, den Billardsport voran zu treiben. Kritik gehört dazu. "Einer muß ja das Maul aufmachen" und ich denke, ich habe jedes Recht dazu.

Message 5/8 - Veröffentlichen in 13. März 2013 10:23

BRASSER1904
BRASSER1904
RE : KRITIK...
.....das mag ja alles seine berechtigung haben, allerdings unterscheidet sich deine kritik
deutlich von konstruktiver kritik, die immer auch verbesserungsvorschläge enthält. einfach
nur "das maul aufmachen" wie du schreibst, kann jeder....

... warum wird jemand lebenslang gesperrt, wenn er auf eine solche vita, wie du, verweisen kann ???

Message 6/8 - Veröffentlichen in 14. März 2013 13:15

Olaf Reifflin
Olaf Reifflin
ReRe: Kritik
Konstruktive Kritik? Mein Gott, Sie sollten sich erstmal intensiv damit beschäftigen, warum es diese negativen Entwicklungen im Billard gibt. Fakten, Analyse, Ergebnis, Umstruktuierung und Neubeginn. Vielleicht kommen Sie ja nach Brandenburg. Ich stehe gerne zu einem Gespräch bereit.
Zur Info: Nach dem BWA Worldcup-Finale in Gent wurden neben Spielern, Schiedsrichtern und Organisatoren selbst Zuschauer (auch Ehegattinnen, die mit Billard gar nichts zu tun hatten) gesperrt. Zur weiteren Information empfehle ich das Buch von Dr.Werner Bayer: Das blaue Karree
The blue Square - Fascination Billiards.

Message 7/8 - Veröffentlichen in 15. März 2013 16:16

BRASSER1904
BRASSER1904
Over and Out....
Na da bin aber froh dass du in Brandenburg Vorort bist, da solltest du ausreichend Möglichkeiten
haben dich mit deinen Freunden der CEB konstruktiv auseinander zu setzen. Herr Rittmann hat bestimmt ein offenes Ohr für einen hoch qualifizierten Kenner der Billardszene wie dich. Danach sollte die Billardwelt wieder in Ordnung sein. Ich klinke mich an dieser
Stelle aus unserem kleinen Dialog aus und lese das offerierte Buch von Doc Bayer, um mich auf eine höhere mentale Ebene zu begeben.

Vg dein größter Fan.....

Message 8/8 - Veröffentlichen in 16. März 2013 16:27

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