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Weltcups ohne Martin Horn - dennoch große sportliche Ziele und 'ne Menge Spass

Gepostet von am 19. August 2013

Weltcups ohne Martin Horn - dennoch große sportliche Ziele und 'ne Menge Spass

© Kozoom
Martin Horn spielt keine Weltcups in dieser Saison; volle Konzentration auf das AGIPI Masters und die WM in Viersen

ESSEN -  Vielen Billardfans, die in den vergangenen Wochen die Starterlisten der kommenden Weltcups nach deutschen Spielern durchsucht haben, wird aufgefallen sein, dass ein Name sowohl in Korea, als auch in Griechenland fehlt. Martin Horn. Der deutsche Dreibandprofi und in der ganzen Welt geachtete Sportsmann hat sich entschieden, in dieser Saison auf die Weltcups zu verzichten. Eine Entscheidung, die man respektieren muß, wenngleich sie zumindest einige Erklärungen bedarf und bei den deutschen Dreiband-Liebhabern auch Enttäuschungen hervorrufen wird. Dennoch ist jedoch ein Vollblut-Profi, der nicht so einfach Entscheidungen trifft, ohne sie nicht reiflich abgewogen zu haben. Und....Es ist auch nicht fehlende Freude am Dreibandspiel. 

Im Kozoom-Interview spricht Martin Horn über seine Gründe, die ihn zu dieser Entscheidung bewogen haben und erklärt seine sportlichen Ziele für die laufende Saison.

KOZOOM - Martin, die Weltcups in Korea und in Athen stehen vor der Tür und du stehst, für viele überraschend, nicht auf der Starterliste! Wie kommts?

MARTIN HORN - Ich habe mir in den letzten Monaten viele Gedanken gemacht und bin nach reiflicher Überlegung zu dem Entschluss gekommen, dass ich in Zukunft nur noch da spielen möchte, wo es mir wirklich Spaß macht! Ich würde zwar von der DBU die finanzielle Unterstützung für die Weltcups bekommen, dennoch möchte ich vorübergehend aussetzen und neue Motivation schöpfen! Es geht mir nicht um Ruhm und Geld, sondern um meinen Seelenfrieden, ich muss in den Spiegel schauen können! Ich brauche die Weltcup-Turniere im Moment nicht, um glücklich zu sein! 

Tatsächlich werde ich die nächsten Weltcups nicht spielen und es gibt vielerlei Gründe dafür. Zunächst einmal bin ich aus den Top12 rausgefallen. Ich bin selber von mir enttäuscht, dass ich in den letzten 2 Jahren nicht die nötigen Ergebnisse erzielt habe, um mich in den Top12 zu halten. Ich denke schon, dass ich mich stets weiterentwickelt habe, muss aber eingestehen, dass das nicht mehr gereicht hat, da die anderen wohl noch besser geworden sind! Vielleicht hat der fehlende Erfolg auch damit zu tun, dass ich seit 2 Jahren unterbewusst spüre, dass mir die Weltcups keinen Spaß mehr machen!

 

KOZOOM - Du könntest dich doch mit einem Super-Ergebnis schnell wieder in die Weltspitze zurückspielen?!

MARTIN HORN - Ich muß niemandem beweisen, dass ich ein guter Spieler bin, und mir selbst erst recht nicht! Ich bin höchst motiviert, Billard auf Profi-Ebene zu spielen, aber nicht um jeden Preis. Ich mochte die langen Flugreisen noch nie besonders und in Hotels schlafe ich meistens schlecht! Dazu kommt das ungeliebte KO-System! Fliegst du schnell raus, wartest du 3-4 Tage auf deinen Rückflug! Lieber würde ich dann zuhause trainieren! Ich liebe ohnehin Turniere, wo ich wirklich ein paar Partien hintereinander spielen kann. Turniere wie in AGIPI oder LAUSANNE sind wirklich professional organisiert und Du wirst als Spieler immer wahrgenommen und respektiert! Du musst Dich um nichts kümmern und einfach nur Bälle machen. Auch das letzte German Dreiband Masters war ein Paradebeispiel dafür, wie ein Turnier meines Erachtens laufen muss. Solche Turniere machen Spaß, da geht mir das Herz auf und ich kann echte Topleistungen bringen, bitte mehr davon!

 

KOZOOM - Also nie wieder Weltcups?

MARTIN HORN - Wie gesagt, ich nehme nur eine Auszeit auf unbestimmte Zeit! Welt–und Europameisterschaften werde und möchte ich gerne spielen, sofern ich qualifiziert bin! Ich denke, dass ich irgendwann gestärkt zurückkommen kann, um dann auch wieder Erfolg auf den Weltcups zu haben! Zu groß ist der Glaube an mich und mein Potential. Ich möchte noch viel gutes Billard spielen und auch viel gewinnen, mein Hunger ist immer noch sehr groß! Bis dahin selektiere ich meine Termine und spiele nur noch da, wo es mir wirklich Freude bereitet!

 

KOZOOM - In den europäischen Ligen sehen wir Dich aber weiterhin?

MARTIN HORN - JA KLAR, das ist doch das, was ich so liebe! Ich habe wunderbare Mannschaften mit tollen Freunden und freu mich auf jedes Ligaspiel wie ein kleines Kind! In Bergisch-Gladbach fühl ich mich pudel wohl, die Leute sind korrekt, ambitioniert und zuverlässig! In der Bundesliga zu spielen ist für mich immer etwas Besonderes!

In Belgien habe ich mit DePloeg ein Super-Team, wir spielen seit Jahren oben mit und belgische Zuschauer freuen sich abends auf eine schöne Billard-Partie, es macht einfach Spaßsich dort zu präsentierenÖfters kommt ein fremder belgischer Billardliebhaber auf mich zu und bedankt sich für eine tolle Partie! Da geht mir das Herz auf! Das sind Momente, die mehr Wert sind als Weltranglistenpunkte!

In Frankreich macht es mir ebenfalls riesig Spaß! In Laxou haben wir einen tollen Teamspirit und der ganze Verein ist wie eine große Familie. Hier wirst du als Spieler und Mensch geachtet und fühlst Dich einfach wie Zuhause!

In Österreich haben die Zuschauer ebenfalls ein Gespür für gute Leistungen und die Mitglieder freuen sich auf ausländische Spitzenspieler! Die Liga ist auf gutem Weg, sich zu etablieren, ich mag die Mentalität der Wiener. Für BSK Union Wien trete ich im nächsten Jahr auch im Europapokal an!

In Holland habe ich dieses Jahr leider keinen Verein gefunden! Schade, ich hätte dort gerne gespielt, weil die Ehrendivision immer noch eine große Marke ist! Vielleicht klappt’s in Zukunft wieder dort!

 

KOZOOM - Du gibst nebenbei noch viel Training?

MARTIN HORN - Was heißt hier nebenbei? Das ist eine Lebens-Aufgabe und es macht mir Riesenspass, mein Wissen an andere weiterzugeben! Ich sehe es als meine Berufung und es gibt mir oft mehr, wie selber Turniere zu spielen! Ich bin regelmäßig zu Lehrgängen in ganz Deutschland unterwegs, oftmals in Bayern und nun auch in Wien, wirklich interessante Herausforderungen! Zuhause gebe ich viele Stunden Unterricht in meinem Trainingsraum, auch mit meinem MYWEBSPORT-System, wirklich sehr effiziente Analysen sind damit möglich!

 

KOZOOM - Deine sportlichen Ziele für die kommende Saison ?

MARTIN HORN - Ich möchte einfach Spaß haben bei jedem meiner Spiele! Wenn mir das gelingt, kommen gute Resultate von alleine! Erzwingen kannst Du nie etwas, aber immer sein Bestes geben ist für mich Ehrensache!

Ich möchte mich auch technisch und taktisch weiterentwicklen, an meinen Schwächen arbeiten und meine Stärken forcieren. Die mentale Suche nach dem Schlüssel ist ein fortwährender Prozess und gleichzeitig die größte Herausforderung! Feinheiten im Denken machen oft den Unterschied aus.

Sportlich gesehen möchte ich in Antwerpen eine gute Einzel-WM spielen und in Viersen endlich mal wieder ganz oben stehen! Bei der DM in Bad Wildungen strebe ich an, mir meine Goldmedaille  wieder zurückzuholen und natürlich möchte ich meinen Titel beim German Dreiband Masters verteidigen!

In AGIPI sind die Viertelfinals das Minimalziel! Dananch einfach mal schauen, ob noch mehr geht. Dort mal ganz oben zu stehen ist sicherlich ein Traum eines jeden Dreiband-Spielers!

Und in all meinen vier Mannschaften möchte ich mithelfen, Titel zu gewinnen. Das Potential ist da und wir werden sicherlich oben mitspielen. Ich freue mich riesig auf die kommende Saison und werde garantiert ne Menge Spaß haben!

 

KOZOOM - Vielen Dank für das Interview und die ausführlichen Erklärungen. Für die deutschen Fans wird es genügend Möglichkeiten geben, Dir die Daumen zu drücken und wer weiß....vielleicht sehen wir schon bald ein Weltcup-Comeback von Martin Horn. 

Bis dahin wünschen wir Dir alles Gute und viel Erfolg bei den kommenden sportlichen Aufgaben.

 

MARTIN HORN - Danke für die Unterstützung. Natürlich gibt es genügend Möglichkeiten. Nicht zuletzt in Viersen, wo Kozoom ja nun übertragen wird. Ein Grund mehr für mich , top vorbereitet in diese Heim-WM zu gehen.



 

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Kommentare

Markus
Markus
Respekt und Anerkennung
Martin Horn ist das Aushängeschild des deutschen Billardsports und ist darüber hinaus in der ganzen Welt als äußerst fairer Sportsmann anerkannt.
Es kann in keinster Weise davon die Rede sein, dass er den Weltcups aufgrund mangelndem Respekt den Organisationen gegenüber fernbleibt.
Ganz im Gegenteil verdient es Respekt, dass er sich sehr offen über seine Beweggründe im Interview äußert. Zumindest die deutschen Anhänger werden es ihm danken.

Entscheidungen im Profisport zu treffen und darüber auch offen zu sprechen, ist keine Selbstverständlichkeit, denn man muß mit dem Risiko leben, mißverstanden zu werden. Dies kann man praktisch jeden Tag miterleben, wenngleich auch in besser bezahlten Sportarten.
Solange ich Martin Horn kenne, bin ich stets einem tadellosen Sportsmann begegnet, der eher sparsam mit persönlichen Meinungen umgeht, obwohl diese oft genug von ihm erwartet werden.

Markus Schönhoff

Message 1/1 - Veröffentlichen in 20. August 2013 14:52

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