Billard Karambol - Allgemein - Kozoom Interview
Tausende Billardfotos für eine besondere Geschichte - 5 Billardfotografen im Interview

Dirk Acx
Fünf berühmte Billardfotografen im Kozoom Interview über ihre Arbeit und die Corona-Krise
KOZOOM - Die Wochen und Monate ohne Weltcups, Turniere und Ligabetrieb sind eine gute Gelegenheit, einmal diejenigen zu Wort kommen zu lassen, die soviel für den Billardsport tun, aber eher abseits stehen. Die berühmten Sportfotografen im Billard sollen hier nun zu Wort kommen. Viele tausend Billardspieler sind von den Kameras eingefangen worden, die Bilder zeigen die Schönheit des Billardsports in all seinen Facetten. Sie erzählen Geschichten von Champions, von Gewinnern, Verlierern, von Profis und Amateuren in allen Disziplinen und auf allen sportlichen Ebenen. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, wer kennt nicht diesen vielsagenden Spruch: Ausdrucksstarke Bilder, kraftvoll, voller Emotionen in der Sekunde des größten Triumphes oder der schlimmsten Niederlage, glücklich, wütend oder verbittert.
Kozoom traf eine Fotografin und vier Männer zum Interview. Sie alle sind mit all ihrer Leidenschaft für Sport und Fotografie in den Billardarenen der ganzen Welt unterwegs. Bei allen wichtigen Turnieren, Meisterschaften und Wettbewerben sind sie die Hauptdarsteller, die nur zu gerne übersehen werden, deren Bilder aber um die ganze Welt gehen.
Ton Smilde (Doetinchen, Niederlande - Freiberufler)
Dirk Acx (Tielt, Belgien - Freiberufler)
Stefan Osnabrug (Voorburg, Niederlande - Freiberufler)
Helga Ackermann (Miltenberg am Main, Deutschland - Touch Magazin)
Jan Rosmulder (Deurne, Niederlande - De Biljart Ballen)
Sechs Fragen zu den schönsten Schnappschüssen in den Billardarenen, ein Blick in die Zukunft des Billardsports, die aktuelle Corona-Krise und zu den wichtigsten Events.
KOZOOM/FRITS BAKKER - Wie geht ihr mit diesen schweren Zeiten in der Welt und im Sport in eurem täglichen Leben um?
TON SMILDE - Ich vermisse es sehr, weil ich mich auf eine ganze Reihe von Turnieren gefreut habe, darunter die Team-WM in Viersen, wo ich seit Jahren immer war, die nächsten Weltcups und all die schönen Turniere. Aber ich genieße es auch, all die alten Bilder anzuschauen und Fotos in den verschiedenen Facebook Gruppen zu veröffentlichen.
STEFAN OSNABRUG - Ich überstehe diese Tage ganz gut. Nach der Arbeit gehe ich spazieren, um frische Luft zu tanken. Ich vermisse meine sozialen Kontakte, deshalb viel über Skype oder Facetime zu sprechen. Meine umfangreiche Filmsammlung hilft mir, die Abende zu überstehen.
DIRK ACX - Wir wissen nicht, was uns noch erwartet, hoffen aber, dass es bald wieder normal wird. Das schlimmste Szenario wäre ein ganzer Sommer ohne des Sport wegen der Corona Krise. Es wird einige Zeit dauern, aber die Welt wird sich erholen. Ich denke im Moment an andere Prioritäten.
HELGA ACKERMANN - Ja, vieles wird anders, aber wir gewöhnen uns sicher daran. Ich freue mich auf den Neuanfang. Billard auf Kozoom, Fußball und alle anderen Sportarten im Fernsehen. Die Turniere werden in rascher Folge stattfinden, weil viele abgesagt oder verschoben wurden.
JAN ROSMULDER - Meine Zeitung, De Biljart Ballen, hat kürzlich die April-Ausgabe online veröffentlicht, nur digital, da alle Billardcafes geschlossen sind. Wir müssen im Moment abwarten und das beste hoffen. Ich bin hauptsächlich mit der Archivierung aktueller Fotos beschäftigt, zusammen mit Kollegen wie Paul Brekelmans und Henry Thijssen. Ich arbeite auch für das Eindhoven Dagblad, aber das hat jetzt erstmal aufgehört. Mein Garten ist unkrautfrei.
KOZOOM/FB - Was erwartet ihr im Sommer: Ohne Olympia, ohne die Tour de France, vielleicht ohne Fußball? Und vor allem auch ohne die ganzen anderen Höhepunkte im Fernsehen?
STEFAN OSNABRUG - Ich werde natürlich die Tour de France verpassen, die in einem Sportjahr im Fernsehen immer ein Highlight ist. Ansonsten schaue ich im Fernsehen kaum Sport und werde deshalb auch nichts verpassen.
TON SMILDE - Die eizig gute Entscheidung ist die, dass alles aus Rücksicht der Gesundheit der Athleten und der Öffentlichkeit geschieht. Und natürlich werde auch ich die Tour de France vermissen mit all den wunderbaren Bildern vom Hubschrauber aus. Aber es ist keine Katastrophe. Zuerst müssen wir sehen, dass wir mit der Krise fertig werden.
JAN ROSMULDER - Ich bin nicht optimistisch im Bezug auf die Übertragungen im Sommer. Das hat sicherlich keine Priorität. Zuallererst müssen alle gesund bleiben oder werden und das ist schon allein schwer genug.
HELGA ACKERMANN - Es fühlt sich alles sehr leer an. Ohne all die netten Kontakte, die sich überall treffen, die Begeisterung für den Billardsport. Aber wir müssen alle mithelfen, um die Pandemie einzudämmen. Ich nutze die Zeit, um alle liegen gebliebenen Arbeiten zu beenden.
DIRK ACX - Billard ist für mich ein Nebenthema, die Gesundheit steht an erster Stelle. Ich kann kaum glauben, dass die Menschen teilweise so tun, als würde es nur wenige betreffen.
KOZOOM/FB - Wie ist eure Meinung zu eurer Arbeit für den Billardsport mit der Kamera? Macht der Sport bei den großen Turnieren eine gute Werbung?
HELGA ACKERMANN - Bei vielen Veranstaltungen wird jetzt großen Wert auf gutes Fotomaterial gelegt. Eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere in sozialen Netzwerken, ist heute unverzichtbar. Es ist wichtig für die Sponsoren, die sich präsentiert sehen wollen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Wertschätzung der Spieler, die das Material gern für ihre eigene Pressearbeit oder für die Webseiten und sozialen Medien verwenden. Leider ist die Öffentlichkeitsarbeit im Gegensatz zu anderen Sportarten beim Billard noch nicht zum Standard geworden. Mit guter Arbeit können wir Billard noch viel besser in den Fokus rücken. Der Sport hat es verdient und braucht es, um vorwärts zu kommen. Bei den Hauptereignissen besteht dringender Verbesserungsbedarf. Meine Kollegen machen sowieso einen fantastischen Job. Jeder von ihnen trägt mit seiner Leidenschaft einen großen Teil dazu bei, Billard mit seinen schönen Facetten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
DIRK ACX - Das gute ist, dass jeder Fotograf seinen eigenen Stil hat und seine eigene Bildumgebung macht. Einige machen zehn Fotos an einem Turniertag, andere 200 oder 300. Ich selbst gehöre zur letzteren Kategorie und versuche, die allgemeine Atmosphäre in der Arena widerzuspiegeln. Ich konzentriere mich nicht nur auf die Spieler, sondern auch auf die Atmosphäre. Was ich bei einigen neuen, jungen Fotografen aufgrund mangelnder Erfahrung bedauere ist, dass sie die Regeln im Bezug auf Ethik, Anstand und Kollegialität brechen.
TON SMILDE - Ich habe das Gefühl, dass alle Kollegen einen sehr guten Job machen. Wir sind nur mit einer kleinen Gruppe unterwegs, verstehen uns gut und helfen uns bei Bedarf gegenseitig.
STEFAN OSNABRUG - Der Billardsport hat sich in den letzten Jahren sicherlich immer besser entwickelt. Die sozialen Medien werden gut genutzt und auch das Fernsehen hat Billard mit Pool und Karambol wieder entdeckt. Snooker hat immer viel Aufmerksamkeit und es ist positiv, dass auch die anderen Spielarten sich nun mit einem professionellen Ansatz weiter entwickeln.
JAN ROSMULDER - Der Billardsport kann sich freuen, dass es weltweit so viele gute Fotografen gibt, die uneingeschränkt zusammen arbeiten, damit wir Bilder für Zeitungen wie unsere verwenden können. Kozoom spielt dabei natürlich eine große Rolle.
KOZOOM/FB - Wir möchten gern, dass ihr uns euer bestes Foto vom Billard aus eurer Sammlung schickt und einen Kommentar dazu gebt?
TON SMILDE - Ich habe viele Bilder gemacht, die ich wirklich richtig gut finde. Die Bilder der Champions sind meistens sehr gut für das Publikum, aber ich persönlich mag die Mimik. Deshalb habe ich ein Bild von Marco Zanetti gewählt, auf dem er anscheinend vom Himmel um Hilfe bittet.
STEFAN OSNABRUG - Das schönste Bild, an das ich mich erinnere, war dieses, das während der ersten Ausgabe der Pinneberg open 2014 aufgenommen wurde. Das Bild zeigt Oliver Ortmann und seinen Gegner Jörn Kaplan, umgeben von einer großen Fangemeinde. Das sieht man nicht mehr so oft, das Publikum ist so nah am Geschehen. Ich mag es grundsätzlich einen Spieler in meinen Bildern zu isolieren, aber ich habe es in dieser Situation nicht getan. Die Umgebung auf diesem Bild war wichtiger als der Spieler selbst.
DIRK ACX - Wenn ich ein Bild auswählen muß, dann ist es Haeng Jik Kim’s „Sprung der Freude“, als er den Weltcup 2019 in Veghel gewann. Ich war nicht an dem Ort, wo alle anderen Fotografen standen und anscheinend genau an der richtigen Stelle. Man muß auch ein bisschen Glück haben und zu diesem Zeitpunkt war der Freudensprung der beste Moment.
HELGA ACKERMANN - Es gibt unzählige Einzelfotos, die eine fantastische Geschichte erzählen. Eines der schönsten war das von der Begegnung im 5-Kegel 2017 zwischen Dänemark und Italien. Die Begeisterung der Spieler fasziniert mich als Fotograf. Es war ein Highlight für alle Billardfans. Die Zuschauer waren sehr aufgeregt und es gab große Spannung unter den Spielern. Die Teammitglieder waren nah am Geschehen und verfolgten jeden Stoß auf dem Weg zum Sieg.
JAN ROSMULDER - Ich habe ein Bild von der Team-WM in Viersen 2016 ausgewählt. Die Niederlande mit Dick Jaspers und Jean van Erp wurden Weltmeister. Es war wunderbar, die Freude der Fans zu erleben und im Foto festzuhalten.
KOZOOM/FB - Wie seht ihr die Zukunft des Billardsports nach der Corona-Krise?
JAN ROSMULDER - Zuerst sollten wir alle gesund bleiben und dann werden wir sehen, wie Spieler, Sponsoren, die Billardclubs und die gesamte Billardwelt mit der Krise umgehen werden. Wir haben sicherlich schon schwerere Stürme überlebt.
TON SMILDE - Sehr einfach, das ist ein verlorenes Jahr. Ich habe meine Zweifel an den geplanten Turnieren, die noch auf dem Kalender stehen. Das Ende von Corona ist noch weit weg. Aber wenn die Wettbewerbe wieder beginnen, sind wir natürlich dabei.
HELGA ACKERMANN - Das Corona Thema wird uns noch eine Zeit beschäftigen. Ich denke auch, dass nach der Reduzierung der Neuinfektionen und der Wiederaufnahme der Wettbewerbe, hoffentlich im August mit Viersen, weitere Schutzmaßnahmen folgen, die bestimmt bis ins nächste Jahr gelten. Am Ende wird sich vieles wieder normalisieren, aber die Athleten und Fans werden sich vorsichtiger verhalten.
DIRK ACX - In den nächsten Jahren wird vieles anders sein, bis wieder Normalität eintritt. Ich hoffe, dass wir daraus lernen. Wir dürfen nie vergessen, dass zu allererst die Gesundheit kommt.
STEFAN OSNABRUG - Nach dieser Zeit wird es wieder normal werden. Die Billardgemeinschaft ist stark. Viele Menschen besuchen die Turniere auch wegen der sozialen Kontakte. Die Frage ist nur, ob die Billardclubs und die Billardindustrie, die bereits schwere Zeiten haben, diese Zeit gut überstehen.
KOZOOM/FB - Was war das schönste und professionellste Billardevent, bei dem ihr als Fotograf dabei ward?
HELGA ACKERMANN - Ich habe das Glück, nur ganz besondere Lieblingsturniere zu besuchen. Jede Veranstaltung hat ihren eigenen Charme, jede Stadt ihre Attraktivität, jeder Veranstaltungsort ihre exklusive Faszination. Trotz der Unterschiede, auch in den Disziplinen mit Karambol, Snooker, 5-Kegel und Pool, ist eines immer dasselbe: Billard ist eine Familie mit Herz. Die Wertschätzung der dennoch sehr intensiven und langen Arbeitstage bei Veranstaltungen ist bei den Athleten, Organisatoren und Funktionären sehr hoch. Jedes der mittlerweile über 100 Events steht auf meiner Favoritenliste.
TON SMILDE - Die Dreiband-Weltmeisterschaft in Bordeaux. Wunderbare Lage, gutes Licht am Veranstaltungsort und über den Tischen, eine sehr gastfreundliche Stadt. Und ich habe großartige Bilder gemacht, als mein guter Freund Dani Sanchez den Weltmeistertitel holte.
STEFAN OSNABRUG - Das kann nur ein Event für mich sein: der Mosconi Cup. Ich hatte die Ehre, dort zwei Jahre lang mit JP Parmentier zu fotografieren. Die Blackpool Edition war meine erste und hat mich auch am meisten beeindruckt.
JAN ROSMULDER - Für mich sind die schönsten Ereignisse diejenigen, bei denen Jugendspieler integriert sind.
DIRK ACX - Drei Events fallen mir da spontan ein: Die Weltcups in Veghel und Blankenberge 2019 und die European Snooker Masters in Lommel 2018.
Marco Zanetti bittet um scheinbar um göttlichen Beistand. Von Ton Smilde
Die 5-Kegel Champions aus Italien in Brandenburg. Von Helga Ackermann
Der Sprung von Heang-Jik Kim nach seinem Sieg in Veghel 2019. Von Dirk Acx
Der Sieg der Niederlande bei der Team-WM in Viersen 2016. Von Jan Rosmulder
Spieler und Fans dicht beienander während der Pinneberg Open. Von Stefan Osnabrug
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Message 1/1 - Veröffentlichen in 8. April 2020 12:48