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Deutsches Fazit 1.Halbjahr 2017 - Wenig sportliche Erfolge und ein abgesetzter Präsident!
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Ein Highlight im deutschen Billardsport 2017: Der DBC Bochum gewinnt den Klassik Europapokal in Prag
KOZOOM - Die ersten sechs Monate des Jahres 2017 sind vorbei. Was ist an sportlich bemerkenswerten Höhepunkten passiert? Worüber wird man sich national und international erinnern? Das Fazit von 6 Monaten Billardsport im Jahr 2017 aus deutscher Sicht.
NATIONAL SPORT
Im Mai ging die Saison in den Mannschaftswettbewerben zu Ende. Die 1. und 2. Bundesliga im Dreiband, sowie die Mehrkampfliga haben ihre Meister, Auf- und Abstiegsplätze ermittelt.
Der BC Elversberg hat es nach einigen Jahren wieder geschafft, die Dreiband-Bundesliga zu gewinnen. Am letzten Saison-Wochenende gewannen sie zu Hause zweimal und ließen damit den BC München und auch den BCC Witten hinter sich. Erst wenige Tage vor dem Saisonfinale fiel die Entscheidung in einem Protest gegen den BC München und brachte die Bayern damit am Ende um den Lohn einer beachtlichen Saisonleistung. Der BSV München und der BSV Velbert verlassen die erste Liga nach nur einem Jahr Zugehörigkeit.
Der BC International Berlin verstärkte sich zu Beginn der Saison mit Martin Horn, um damit den Aufstieg zu schaffen. International brauchte auch fast 18 Spieltage, um endlich den wohlverdienten Aufstieg zu feiern. Die bundesdeutsche Hauptstadt ist damit im Billardsport wieder erstklassig und man darf ihr Glück für die neue Saison wünschen, denn das Oberhaus ist tatsächlich eine schwierige Herausforderung für jeden Aufsteiger.
Aus der Gruppe B der zweiten Liga wird der ATSV Erlangen in der kommenden Saison erstklassig sein. Erlangen ist auch ein alter Bekannter und nutzte in der abgelaufenen Saison die sich bietende Chance, als der große Favorit Hilden plötzlich seine türkischen Stars nicht mehr einsetzen konnte. Für Erlangen gilt das Gleiche wie für International Berlin. Man darf gespannt sein, ob es den Bayern gelingt, sich noch zu verstärken.
Mehrkampfmeister wurde der DBC Bochum im Finale gegen den ABC Merklinde. Der ABC Merklinde hat sich zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten im Mehrkampf und auch im Dreiband entwickelt und wird auch im kommenden Jahr versuchen, dem Dauermeister Bochum ein Bein zu stellen. In diesem Jahr reichte es noch nicht, allerdings wurden bereits spektakuläre Neuzugänge bekannt.
NATIONAL DBU
Das sich auch in den Vorständen kleinerer Verbände nicht alle auf ewig lieben, musste die deutsche Billard-Öffentlichkeit erfahren. Der Präsident der Deutschen Billard Union (DBU) wurde in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung abgesetzt. In Kauf genommen wurde, dass die DBU damit erst einmal ohne Präsidenten auskommen muß. Zu hoffen bleibt natürlich, dass sich schnell ein geeigneter Kandidat findet, um die Geschäfte schleunigst zu übernehmen. Es gibt einiges, was dringend angepackt werden muß. Ganz oben dabei steht die fast nichtvorhandene Informationspolitik der DBU. KOZOOM kann und wird dies nicht leisten können. Die wenig verwendbare Webseite ist en weiterer Punkt. Sportlich gesehen sollte die DBU einen Entwicklungsplan aufstellen, wie es gelingt, den Karambolsport international konkurrenzfähig zu machen. An Experten, die dafür auch Ideen hätten, dürfte es nicht fehlen.
INTERNATIONAL
Der deutsche Billardsport hat international weiter an Bedeutung verloren. Das ist das bittere Fazit nach einigen Höhepunkten in diesem ersten halben Jahr.
Doch es gibt eine Ausnahme. Erstmals in seiner Vereinsgeschichte gewann der DBC Bochum den Europapokal für Vereinsmannschaften in den klassischen Disziplinen. In der Besetzung Sam van Etten, Thomas Nockemann und Ludger Havlik besiegten sie im Finale den Titelverteidiger aus Prag.
Dieser Erfolg war lange überfällig, denn viele, viele Jahre waren die Bochumer knapp dran und scheiterten mitunter an dem Seriensieger Etikon aus Holland. Abgesehen von den siegreichen Klassikern des DBC fällt das internationale Fazit aus deutscher Sicht bescheiden aus. Bei den drei ersten Weltcups schaffte es kein deutscher in die Hauptrunde. Mehr als von Achtungserfolgen konnte man nicht berichten. In Viersen traten zwei Mannschaften erstmals im Scotch Double an. Das gewöhnungsbedürftige Spielsystem dürfte kaum Schuld daran haben, dass es nicht zu einer Medaille reichte. Das A-Team mit Martin Horn und Ronny Lindemann schied im Viertelfinale gegen Belgien aus. Das B-Team mit Dustin Jäschke und Markus Schönhoff blieb in der Gruppenphase hängen.
Das große sportliche Highlight sollte dann die Europameisterschaft im eigenen Land sein. Doch auch in Brandenburg scheiterten deutsche Spieler auf dem Weg zur möglichen Medaille. Eine Bronzemedaille durch Tobias Bouerdick im Wettbewerb der Junioren blieb in den Dreiband-Spielarten die einzige Ausbeute. Erfreulich hingegen die 5-Kegel Spieler. Drei Medaillen, davon Silber im Nachwuchs-Einzel durch Max Gabel, waren das positive Fazit.
Im Dreiband Europapokal traten mit Bottrop und Berlin zwei Mannschaften in der Qualifikation an und schieden dort auch aus. Das Finale in Porto blieb ohne deutsche Beteiligung. Bei der Damen-WM im Dreiband suchte man ebenfalls vergeblich nach deutschen Spielerinnen, obwohl Steffi Daske das Potential zu einer Medaille gehabt hätte, was sie mit ihrem dritten Platz beim Eurpean Ladies Cup bewies.
AUSBLICK
Wo sollte man auf die Suche gehen, wenn man positive sportliche Entwicklungen in Deutschland finden will? Die Vereine in den Ligen leisten hervorragende Arbeit. Sie sind die eindrucksvolle Erfolgsstory im deutschen Billardsport. Doch dort ist die Ausrichtung klar auf die Mannschaftswettbewerbe gelegt. Bei den Einzelwettbewerben hingegen können die Vereine nicht die gleichen Anstrengungen unternehmen. Dafür fehlen schlicht und ergreifend die Mittel. Hier ist also die DBU gefragt. Zur Informationspolitik (der fehlenden) gehört in erster Linie, welche sportlichen Ziele sich der Verband setzt und was er dafür zu tun bereit ist. Wenn die DBU mit einem neuen Präsidenten einen sportpolitischen Neuanfang schaffen will, sollte dies auch einhergehen mit einem Neuanfang in Hinblick auf eine zielgerichtete leistungssportliche Entwicklung.
Nur dann kann es gelingen, langfristig international wieder an Bedeutung zu gewinnen. Wenn man die Pläne der neuen CEB Präsidentin Diane Wild ernst nimmt, dann wird es mittelfristig mehr Meisterschaften auf europäischer Ebene geben. Es ist also nicht unbedingt zwingen erforderlich Spieler nach Korea und Vietnam zu verschicken, wenn man bei sich mit der kontinentalen Konkurrenz messen kann. Das wichtigste lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: EILE! Zu lange wurde abgewartet, sich auf den Erfolgen der Vereine ausgeruht und auf vereinzelte kleine Erfolge verwiesen. In dieser Zeit rauschten ganze Nationen im D-Zug Tempo an Deutschland vorbei. Die gesamte Disziplin Dreiband hat eine Entwicklung genommen, die man bei den ersten Anzeichen hätte vorhersehen können. Machen wir uns nichts vor! International wird um 30% bis 50% besser gespielt, als es die besten deutschen Spieler können. Natürlich geht es den großen europäischen Billardnationen Belgien und Niederlande nicht anders, aber nur deshalb, weil sie die selben Versäumnisse zugelassen haben.
Jetzt ist die Zeit gekommen, aufzuwachen und etwas zu tun. Das alles ist nicht ohne Anstrengungen möglich, aber es dürfte sich lohnen.
Vielleicht ist mit einer neuen leistungssportlichen Agenda 2025 der Anschluß an das internationale Niveau möglich?
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Markus Schönhoff
Kozoom Deutschland
Message 1/1 - Veröffentlichen in 2. Juli 2017 11:36