BORDEAUX - Die Gruppenphase ist vorbei; das Achtelfinale steht fest. 16 Spieler verbleiben im Turnier, 32 Spieler sind ausgeschieden. Wie immer im Sport sagen die Ranglisten allein nicht alles. Spannend wird es, wenn man betrachtet, wie so manches Ausscheiden zu Stande kam, oder wie ein Spieler die kaum für möglich gehaltene Qualifikation noch schaffte.

Eine der großen Sensationen des Tages ist der Ägypter Sameh Sidhom. Im ersten Match gewann er in 55 Aufnahmen gegen Cayo Bardales 40:32 und spielte 0,727. Der Gruppenfavorit Eddy Leppens hingegen zauberte 18 Aufnahmen und 2,222 zum Auftakt auf den Tisch. Im Endspiel zwischen Leppens und Sidhom setzten wenige auf den Ägypter. Dieser machte dort weiter, wo er am Vortag endete. Nach 8 Aufnahmen stand es 24:4 für den Belgier. Wir springen in die 15. Aufnahme. Leppens hat das Tempo verlangsamt und führt nun mit 28:13. Plötzlich kommt dieser eine Moment, der alles verändert. Sidhom gelingt der Einstieg in eine Serie, die immer weiter geht. Es sind Minuten, in denen einfach alles passt. Erst nach 19 Punkten ist der Zauber vorbei. Sidhom führt nun mit 32:28. Leppens ist sichtlich geschockt und braucht einige Aufnahmen, um sich zu erholen. Sidhom hingegen bringt das Match ohne weitere Mühe zu Ende. Am Ende verpasst Leppens auch noch den Nachstoß, seine einzige Hoffnung auf ein Happyend. 

Sameh Sidhom hatte bisher einen richtig guten Moment. Die 19er Serie gegen Leppens reicht fürs Achtelfinale

Einige Stunden vorher war es Marco Zanetti, dem die Billardfeh einen Glücksmoment bescherte. Der Italiener liegt während des Matches gegen den Vietnamesen Ma stets zurück, weiss wohl, dass ein Remis ausreicht, aber zu groß sollte der Abstand nicht sein. Zanetti versucht alles, um den Rückstand zu verkürzen, aber am Ende braucht er dann doch sieben Punkte zum rettenden Ufer. Noch einmal fokussiert er seine ganze Aufmerksamkeit auf diese Aufgabe und tatsächlich schafft er den Ausgleich und damit seinen Verbleib im Turnier. Noch während sein Ball auf die letzte Karambolage zuläuft bricht es aus ihm heraus. Zanetti schreit seinen Jubel in das Palais des Congres, dass man Gänsehaut bekommt.

Nach seinem grauenvollen Auftakt, der doch noch glücklich endete, wünscht man sich, dass Roland Forthomme zur Normalform findet. Miguel Torres ist ein guter, aber kein unbezwingbarer Gegner. Doch erneut läuft es nicht so, wie der Belgier es sich erhofft. Forthomme spielt weiter auf für ihn unterirdischem 0,9 Niveau. Am Ende reicht es nicht und Miguel Torres aus den USA gewinnt das Match mit 40:36. Ein möglicher Medaillenkandidat ist damit raus!

Die Entscheidung in Gruppe K ist etwas für Mathematiker. Auf der Tribüne sitzt Michael Nilsson und verfolgt die Entscheidung zwischen dem Koreaner Heo und dem Vietnamesen Duong. Heo hat die schlechteste Ausgangsposition und braucht eine Superpartie, um beide Gegner hinter sich zu lassen. Duong muß aber auch mitspielen und darf nicht mehr als 25 Punkte machen. Heo tritt wie erwartet die Flucht nach vorn an und führt nach 8 Aufnahmen bereits mit 30:15. Dann wird es schwieriger. Heo verliert etwas seine Leichtigkeit, der Vietnamese spürt den Druck und kann nur wenig verkürzen. Länger als 17 Aufnahmen darf die Partie nicht dauern, es wäre das bisher beste Match, dass alles weis der Koreaner. In dieser entscheidenden Aufnahme fehlen ihm noch vier Punkte, die er auch verwandelt. Doch noch ist es nicht vorbei. Duong hat 21 Punkte und braucht 5 im Nachstoß, um sich selbst zum Gruppensieger zu machen. Nilsson ist zu diesen Zeitpunkt bereits ausgeschieden. Drei Punkte gelingen dem Vietnamesen und das Match ist zu Ende.

In 17 Aufnahmen, soviel durften es sein, gewann Heo sein Match gegen Duong und gewinnt die Gruppe

In Bordeaux scheint ein Vertreter des Thriller-Genre das Drehbuch geschrieben zu haben. 

Jae Ho Cho rettet sich mit einem 40:38 Sieg gegen Polychronopoulos ins Achtelfinale. Poly steht 2 Punkte vor dem Sieg, ein Remis wäre für ihn trotzdem noch der Gruppensieg. Cho gewinnt das Match mit einer 7er Serie noch. 

Bereits in der ersten Runde ist das Aus für den Weltmeister besiegelt. Endgültig steht fest, dass auch 2015 keine erfolgreiche Titelverteidigung gelingen wird. Für Sung-Won Choi geht damit ein Jahr voller Emotionen, Ehrungen und wenig Ruhe zu Ende. Seit 1992 ist es niemanden mehr gelungen, zweimal in Folge die WM zu gewinnen. Es wird also einen neuen Weltmeister geben. Aus Frankreich wird dieser nicht kommen. Am Abend schied auch Jeremy Bury aus. Er verlor in 18 Aufnahmen gegen Dong Koong Kang. 

Und auch Deutschland hat seinen einzigen Vertreter verloren. Christian Rudolph verlor ebenfalls in 18 Aufnahmen gegen Daniel Sanchez. Der Spanier startet mit 10 in 8 und dann folgten 30 in 10. Zum Schluß noch eine 10er Serie als Abschluß. Sanchez ist mit zwei Partien in 18 Aufnahmen (2,222) auch der derzeit beste Spieler. 

Und so geht es heute in das Achtelfinale:

13:30 Uhr Daniel Sanchez - Jung Han Heo (Tisch 1)
13:30 Uhr Jae Guen Kim - Ruben Legazpi (Tisch 2)
13:30 Uhr Dong Koong Kang - Adnan Yüksel (Tisch 3)
13:30 Uhr Frederic Caudron - Sameh Sidhom (Tisch 4)

16:00 Uhr Tayfun Tasdemir - Marco Zanetti (Tisch 1)
16:00 Uhr Eddy Merckx - Miguel Torres (Tisch 2)
16:00 Uhr Torbjörn Blomdahl - Jae Ho Cho (Tisch 3)
16:00 Uhr Dick Jaspers - Quyet Chien Tran (Tisch 4)

Viertelfinale:

18:30 Uhr Sieger der Partien 1 und 2 (13:30 Uhr, Tisch 1 und 2)

18:30 Uhr Sieger der Partien 3 und 4 (13:30 Uhr, Tisch 3 und 4)

21:00 Uhr Sieger der Partien 5 und 6 (16:00 Uhr, Tisch 1 und 2)

21:00 Uhr Sieger der Partien 7 und 8 (16:00 Uhr, Tisch 3 und 4)

Die Gruppensieger der 16 Gruppen in Bordeaux.