RANDERS - In der kommenden Woche findet die diesjährige Dreiband-Weltmeisterschaft in der dänischen Stadt Randers statt. Ein guter Zeitpunkt, um in einem ersten Vorbericht einen Rückblick auf die früheren Weltmeisterschaften in Dänemark zu werfen. Titelverteidiger in der kommenden Woche ist Dick Jaspers, der im vergangenen Jahr in Kairo gewann. Zweimal war Dänemark bisher Gastgeber einer Dreiband-Weltmeisterschaft. 1994 in Aalborg, inmitten der BWA-Ära und des entsprechenden Konfliktes, gewann der Niederländer Rini van Bracht. Randers war 2002 Gastgeber des wichtigsten Turniers des Jahres und Marco Zanetti der strahlende Sieger. 

KOZOOM blickt noch einmal auf diese beiden Turniere zurück und sprach mit Titelverteidiger Dick Jaspers, Marco Zanetti und den dänischen Spielern Dion Nelin, Brian Knudsen und Jacob Haack-Sörensen.

Die Gastgeber schicken mit Nelin, Haack-Sörensen und Thomas Andersen drei Spieler ins Rennen. In der langen Geschichte der Dreiband-Weltmeisterschaft gab es bisher noch keinen dänischen Weltmeister. Zweimal gewannen dänische Spieler Silber: 2000 in Saint Etienne wurde Tonny Carlsen im Finale von Dick Jaspers besiegt, Dion Nelin verlor das Finale 2002 in Randers gegen den Italiener Marco Zanetti.

Die erste Weltmeisterschaft in Dänemark gab es 1994 und fand in Aalborg statt. Brian Knudsen vom Gastgeber wurde Dritter. Drei Jahre später war der BWA-UMB Streit gelegt und alle großen Namen bei der Weltmeisterschaft wieder vertreten. Zwischen 1997 und 2002 siegten Torbjörn Blomdahl (1997 in Grubenvorst), Dani Sanchez (1998 Reze-les Nantes), Frederic Caudron (1999 Bogota), Dick Jaspers (2000 Saint Etienne) und Raymond Ceulemans (2001 Luxemburg)

Dreiband-Weltmeisterschaft in Aalborg 1994

In den turbulenten BWA-Jahren hatte die UMB sieben Jahre lang keine WM mehr organisiert und veranstaltete in Aalborg das erste große Turnier. Das System war neu, eine Kopie der BWA-Turniere im Satzsystem und einer Vorrunde mit anschließendem KO-System. Viele der Top-Spieler fehlen und es sieht danach aus, als wäre es ein Duell zwischen Dänemark und Deutschland, die jeweils 6 Spieler ins Rennen schicken. Rini van Bracht gewinnt seinen zweiten Weltmeistertitel nach 1982 in Ecuador. Sensationell wird der Wittener Edgar Bettzieche Zweiter vor Brian Knudsen aus Dänemark. Dahinter platzieren sich Fonsy Grethen (Luxemburg und Francis Connesson (Frankreich). Van Bracht erzielte einen GD von 1,149. Rini van Bracht (heute 72) blickte später in einem Interview auf seine beiden Weltmeisterschaften zurück und erzählte auch von seinem Autounfall 1977: „Ich bin am Steuer eingeschlafen und gegen einen Lastwagen geknallt. Das Ergebnis war, dass ich mein rechtes Auge verlor. Es schien das Ende meiner Karriere zu sein, aber ich wehrte mich dagegen und gewann später diese beiden WM-Titel.“

Brian Knudsen (43): „Es war meine erste Weltmeisterschaft und ich war erst 18 Jahre alt. Es waren wohl die besten Jahre in meiner Karriere. Ich habe 1993 und 1994 zweimal hintereinander die Junioren-Europameisterschaft gewonnen, beide Male im Finale gegen Dion Nelin. In diesem Jahr holte ich auch den dänischen Titel, aber der Höhepunkt war natürlich mein Podiumsplatz bei der Weltmeisterschaft in Aalborg. Das Halbfinale habe ich gegen Rini van Bracht mit 3:2 Sätzen verloren, nachdem ich 2:1 geführt und im vierten Satz bei 13:11 zwei leichte Bälle verpasst habe. Da habe ich den Druck gespürt. Rini van Bracht war der einzige BWA-Spieler im Feld. Mein erstes Match gewann ich gegen den Belgier Paul Stroobants, einem wunderbaren Mensch und temperamentvollen Spieler. Nach Aalborg konnte ich den weiteren Durchbruch nicht schaffen, weil ich einen Vollzeitjob als Fensterputzer annahm. Vor einigen Wochen habe ich dann erstmals wieder einen Weltcup gespielt und war überrascht, wie weit ich es in Veghel geschafft habe.“

Rini van Bracht gewann Aalborg 1994. Es war nach 1982 sein zweiter WM-Titel

Brian Knudsen war Dritter in Aalborg hinter dem Deutschen Edgar Bettzieche

Dreiband-Weltmeisterschaft in Randers 2002

Marco Zanetti ist seit einigen Jahren auf der Jagd nach seinem ersten Weltmeistertitel. 2002 ist es endlich soweit, als er im Finale Dion Nelin mit 3:1 besiegt und 2,360 Durchschnitt spielt. Dick Jaspers und der Peruaner Ramon Rodriguez scheiden im Halbfinale aus und werden Dritter. Filippos Kasidokostas aus Griechenland, ein riesiges Nachwuchstalent, gab sein Debüt im Kreise der ganz Großen. Die drei Schwergewichte Sayginer, Caudron und Blomdahl scheiden am zweiten Turniertag aus. Zanetti spielt insgesamt 1,732 GD.

Der damals 40-jährige Italiener Marco Zanetti stand zu dem Zeitpunkt schon 20 Jahre an der Weltspitze in vielen Disziplinen. Nie wurde er mit einem Weltmeistertitel belohnt, lediglich die Weltcup-Turnier ein Palma und Berlin konnte er gewinnen. Dazu war er dreimal Europameister im Cadre 47/1. Titelverteidiger in Randers 2002 war Raymond Ceulemans, der nicht mehr antrat und ein Jahr zuvor den Titel in Luxemburg gewann. Im Finale besiegte er 2001 Marco Zanetti!

Dick Jaspers (54), Titelverteidiger in der kommenden Woche: „Ich erinnere mich, dass wir uns alle sehr gefreut haben, nach den Sperren 1998 endlich wieder an den Weltmeisterschaften teilzunehmen. Es ist mit Abstand der wichtigste Titel in unserem Sport. 2000 in Saint Etienne gewann ich meinen ersten Titel, 2001 hatte ich keine Chance und 2002 in Randers stand ich zumindest wieder auf dem Podium. Im Halbfinale verlor ich gegen einen sehr starken Marco Zanetti. Dänemark ist für uns ein großartiges Land. Es herrscht eine andere Atmosphäre als in den südlichen Ländern, oder in Asien. Der Veranstaltungsort ist oft kleiner und gemütlicher. Ich hoffe und erwarte, dass alles weiter professioneller wird. Das Preisgeld hat sich erhöht und das Interesse der Fernsehsender ist groß. Ich freue mich sehr auf Randers.“

Das Podium 2002: Nelin, Zanetti, Jaspers, Rodriguez (v.l.)

Das Podium von Kairo 2018: Bury (Silber), Jaspers (Gold), Sayginer und Quoc Nguyen (Bronze) v.l.

Dion Nelin (43): „Das Ende meiner Karriere war bereits in Sicht, als ich 2002 im Finale gegen Marco Zanetti stand. Ich war in einer schwierigen Zeit mit Problemen in meiner Beziehung. Ich kann mich an das Finale noch erinnern. Den ersten Satz habe ich mit 15:14 gewonnen und in den drei Sätzen danach hatte ich keine Chance mit 15:0, 15:8 und 15:12. Marco war sehr stark. Auf dem Podium standen Jaspers und Rodriguez, aber erst dahinter kamen Sayginer, Blomdahl, Caudron und Sanchez. Ein paar Monate später hörte ich dann für eine lange Zeit auf, Billard zu spielen. Jetzt bin ich froh, wieder zurück zu sein. Dan Johansen hat mir die Chance gegeben, als Profispieler wieder in die Weltspitze zurück zu kehren. Ich wohne 75 Km von Randers entfernt und Billard ist dort sehr beliebt. Ich erwarte wirklich viele Zuschauer und großes Interesse vom Fernsehen.“

Tonny Carlsen (54): „Ich war in Randers in der Form meines Lebens, schied aber wie Sayginer. Blomdahl und Caudron früh aus. Die Top4 verpasste ich nach einer Niederlage gegen Ramon Rodriguez. Für mich war das natürlich enttäuschend. In den zwei Jahre zuvor stand ich beide Male auf dem Podium. 2000 war ich Zweiter hinter Dick Jaspers und 2001 Dritter beim Sieg von Raymond Ceulemans. Bei den Europameisterschaften in diesen Jahren war ich zweimal Zweiter hinter Blomdahl und Caudron. Meine Erwartungen waren natürlich hoch, aber es hat wenigstens für Dion Nelin mit einer Medaille im eigenen Land geklappt. In diesem Jahr bin ich aufgrund meines PBA Status leider nicht dabei, werde aber als Kommentator für das dänische Fernsehen anwesend sein. 40 Stunden werden LIVE übertragen. Ich denke, dass ist eine großartige Werbung für Dreiband in unserem Land.“

Jacob Haack-Sörensen (47): „Mein Turnier in Randers 2002 war nch so erfolgreich. Thomas Andersen und ich haben die letzten Plätze belegt. Ich erinnere mich vor allem noch an Raymond Ceulemans, nicht so sehr an meine Partien. Zwei Jahre später schaffte ich dann in Rotterdam einen Podiumsplatz, als Dick Jaspers Weltmeister wurde. Die dänischen Spieler sind jetzt in Randers gut vorbereitet, wir haben gute Weltcups in Porto und Veghel gespielt. Wir erwarten viel in unserem Heimatland.“

Und noch ein dänischer WM-Mediallengewinner: Jacob Haack.Sörensen wurde 2004 in Rotterdam Dritter