Ho-Chi-Minh-Stadt - Es ist schon etwas länger her, dass ein Land sein Debut als Ausrichter eines Dreiband-Weltcups gegeben hat. Seit Jahren sind es die bekannten und etablierten Nationen, die teilweise in wechselnden Städten die großen Turniere ausrichten. 

Nun tritt mit Vietnam eine neue Nation auf die Bühne und richtet zum ersten Mal einen Weltcup im Dreiband aus. Gewählt wurde als Austragungsort die Millionen-Metropole Ho-Chi-Minh-Stadt, die weltweit auch als Saigon bekannt ist. 

Vietnam ist im Dreibandsport eine junge Nation, verfügt über keine große Tradition in diesem Sport, besitzt aber seit einigen Jahren herausragende Talente, die bei den Weltcupturnieren, speziell in den letzten beiden Jahren, für Furore sorgten. 

Die Entwicklung des Billardsports ist wohl auf die zeitgleich erfolgte Entwicklung und Veränderung im vietnamesischen Wirtschaftssystem zurückzuführen, die Vietnam seit einigen Jahren durchläuft und so zu einem bedeutendem Wirtschaftswachstum geführt hat.

Vietnam verfügt über ca. 94 Millionen Einwohner und war bis 1976 getrennt in den kommunistischen Norden mit seiner Hauptstadt Hanoi und in den westlich unterstützten Süden mit der Hafenstadt Saigon. Hanoi blieb auch nach der Wiedervereinigung die Hauptstadt des Landes, in dem nach wie vor ein Sozialistisches Einparteiensystem herrscht (Volksrepublik).

Die größte Stadt des Landes ist indes Ho-Chi-Minh-Stadt, dessen erster Bezirk Saigon ist, weshalb die Hafenstadt immer noch unter diesem Namen bekannt ist. Ho-Chi-Minh-Stadt ist mit seinen 7 Millionen Einwohnern eine der am schnellsten wachsenden Städte der Welt. 

Von März bis Oktober herrscht in Vietnam die Regenzeit und der August ist mit einer Durchschnittstemperatur von 27 Grd ähnlich warm, wie in Europa. 

Die Billardprofis dürften also keine größeren Anpassungsschwierigkeiten haben. Schon eher die Luftfeuchtigkeit, die bei 80% liegen kann, ist gewöhnungsbedürftig. 

Sportlich gesehen erwarten die einheimischen Fans natürlich viel von ihren Stars. Derzeit gibt es 8 vietnamesische Spieler, die sich unter den Top 100 der Weltrangliste befinden. Bester Spieler ist Quyet Chien Tran als 20ster, gefolgt von Quoc Nguyen Nguyen auf Platz 23 und Anh Vu Duong an Position 32. 

Den weltweiten Fans dürfte Quoc Nguyen Nguyen noch ein Begriff sein. Der wohl emotionalste Spieler auf der Tour sorgte mit seinem Match in der Qualifikation in Porto für großes Aufsehen. Weit zurückliegend (38:14) gelang ihm im Match gegen Birol Uymaz die Turnierhöchstserie von 20 Punkten und so am Ende noch die Qualifikation für das Hauptturnier. 

Torbjörn Blomdahl, Europameister, Weltranglistenerster und Sieger von Porto bezeichnet die Vietnamesen auch zurecht als Spieler, die über eine gute Technik und eine hervorragende Konzentration verfügen. "Diese Kombination macht sie zu sehr gefährlichen Gegnern", so Blomdahl in seiner Einschätzung.

Quyet Chien Tran ist der beste Vietnamese und hat eine Wildcard beim Heim-Weltcup

Der Schwede verbachte nach seinem Auftritt in New York bei den Verhoeven Open einige Tage in seiner schwedischen Heimat, besuchte seinen Vater Lennart und ein Konzert mit Lenny Kravitz. 

"Ich erwarte ein hochklassiges Turnier in Vietnam.", so seine Prognose. Das es dazu kommen wird, bezweifelt in der Tat niemand, denn allein die Situation in der Weltrangliste sorgt für Spannung im Kampf um die Top 12.

Im Fokus steht vor allem Frederic Caudron, der in Vietnam 80 Punkte zu verteidigen hat und sich derzeit auf Platz 5 befindet. Und genau diese Anzahl an Punkten trennen ihn von Platz 13, den aktuell Nikos Polychronopoulos besetzt. Natürlich glaubt nicht ernsthaft jemand, dass Caudron seine Top 12 Position verliert, aber großartige Ausrutscher darf er sich nicht mehr leisten. 

Durch die Nähe zu Korea darf man in Vietnam bereits ab Montag in den ersten Quali-Runden mit erstklassigen Partien rechnen. Die ersten beiden Tage gehören den einheimischen vietnamesischen Spielern und den Koreanern. 

Haeng Jik Kim, der Asienmeister und überragende koreanische Shootingstar wird auch in Vietnam, wie in Porto, nicht am Start sein. Er befindet sich aktuell kurz vor Ende seines Wehrdienstes, der es ihm nur in absoluten Ausnahmefällen gestattet, dass Land zu verlassen.

Seine Weltranglisten-Position 15 ist allerdings kaum in Gefahr und er wird wohl noch in diesem Jahr wieder in den Weltcup-Zirkus zurückkehren. 

Deutsche Spieler sind in Vietnam nicht am Start, sodass sich das Daumen-Drücken auf die in der Bundesliga tätigen Legionäre beschränken wird. 

Wie üblich beginnt der Weltcup mit 4 Qualifikationsrunden, die am Montag starten. Aufgrund der Zeitverschiebung muss man von den Anfangszeiten jeweils 5 Stunden abziehen. 

Die Partien am Montag beginnen um 11:00 Uhr, also 06:00 Uhr MEZ.

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