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Verbandsgericht setzt DBU-Änderung außer Kraft

Gepostet von am 4. Mai 2016

Verbandsgericht setzt DBU-Änderung außer Kraft

© Deutsche Billard Union
Das Verbandsgericht der DBU hat die Änderung der Sportordnung außer Vollzug gesetzt

SAARBRÜCKEN - Das Verbandsgericht der Deutschen Billard Union (DBU) hat die vorgenommenen Änderungen im Allgemeinen Teil der Sportordnung außer Vollzug gesetzt und damit dem Antrag des Billard Landesverbandes Westfalen entsprochen.

In der Urteilsverkündung vom 04. Mai 2016 wird klargestellt, dass der Antragsgegner, also die DBU allein, nicht berechtigt war, eine neue Billard-Sportordnung zu erlassen. Das Präsidium habe damit maßgeblich in die satzungsgemäßen Kompetenzen der Landesverbände und damit auch in die des Landesverbandes Westfalen eingegriffen.

In der angekündigten Stellungnahme hatte die DBU argumentiert, ihr sei nicht bekannt, dass diese Änderung irgendwelche nachteiligen Folgen nach sich ziehen würden. Daher sei eine konkrete Stellungnahme nicht möglich. 

Darauf nahm das Gericht Bezug, in dem es insbesondere darauf hinwies, dass der Streit um Spielgenehmigungen für Ausländer und für im Ausland spielende Deutsche, insbesondere im Karambolbereich, unter den Betroffenen Spielern und Funktionären bundesweit umfassend diskutiert wird. Die vorliegende Problematik wird damit als gerichtsbekannt angesehen und hätte demnach auch der DBU bekannt gewesen sein müssen.

Weiterhin argumentiert das Gericht, dass das Spielen in mehreren Ligen seit vielen Jahren ständige Handhabe ist und eine diesbezügliche Änderung gravierende Auswirkungen, sowohl in sportlicher, als auch finanzieller Hinsicht haben würde.

Sachliche Gründe für eine derartige Änderung wurden seitens der DBU offensichtlich nicht vorgetragen, weshalb die Motivation immer noch im Verborgenen bleibt. Dies soll in der Hauptsache nun entschieden werden, wobei derzeit niemand weiß, wann es dazu kommen wird. Das Gericht weißt indes vorsorglich darauf hin, dass es möglicherweise auch während der Saison zu einem Hauptsacheverfahren kommen kann und dann die Beschränkungen wieder wirksam werden könnten.

Das genau dies die DBU vorhat, kann nur gemutmaßt werden. Michael John, Präsident der DBU, lässt es in seinem ersten Kommentar zumindest anklingen, wenn er sagt: "Das Verbandsgericht der DBU hat einen Beschluss gefasst und eine einstweilige Anordnung erlassen. Diesem Beschluss werden wir nachkommen. Eine Entscheidung in der Hauptsache wurde damit nicht getroffen. Nach eingehender Prüfung des Entscheidungstenors werden wir über die weitere Vorgehensweise befinden."

Ungeachtet der weiteren Entwicklungen ist die Freude bei den Spielern, Vereinen und bei Helmut Biermann, dem Präsidenten des Billard Landesverbandes Westfalen, groß: "Die Entscheidung des Verbandsgerichtes bestätigt insoweit die Bedenken und sorgt mit der Aussetzung des Vollzuges der Billard-Sportordnung für die Wiederherstellung der ursprünglichen Situation. Ich bin zuversichtlich, dass auch in der Hautsache nicht anders entschieden wird, da die DBU unserer Argumentation nichts Konkretes entgegen zu setzen hatte."

Allerdings spart Helmut Biermann auch nicht mit Kritik in den eigenen Reihen, wenn er davon spricht, dass die Sportler, Vereine und Landesverbände diese "Kultur" teilweise mitzuverantworten haben, da sie sich zu sehr mit sich selbst beschäftigen. "Vielleicht wird einigen angesichts der Vorkommnisse nun klar, dass Veränderungen nur gemeinsam erreicht werden können. Dazu gehört aber auch, dass die DBU endlich anfängt, mit ihren Untergliederungen/Zugehörigen in angemessener Weise zu kommunizieren! Nur so können für alle Beteiligten befriedigende Lösungen geschaffen werden."

Über die Aussichten in einer zukünftigen Hauptverhandlung schiebt er den Ball auch deshalb nun den Landesverbänden zu und fordert sie auf, ihre Kritik eindeutig zu formulieren und bei Änderungen zukünftig stärker als bisher mitzuwirken.

Ist nun alles wieder gut? Sicher nicht, aber der Aufschrei unter den Spielern war unüberhörbar und hat seine Wirkung in der Folge nicht verfehlt. Seit etwa 10 Tagen diskutieren die deutschen Spieler nunmehr in den sozialen Netzwerken und haben dabei auch prominente Unterstützung bekommen.

Torbjörn Blomdahl, amtierender Weltmeister und Weltranglistenerster und mit dem Bergisch-Gladbacher BC auch Deutscher Mannschaftsmeister ließ aus Südkorea einen Kommentar einfliegen: "Ich bin sehr zufrieden dass die neue Regelung gekippt wurde. Viele internationale Kollegen haben mit Staunen und Unruhe reagiert und mich als UMB Spielervertreter gefragt was jetzt passiert mit Verträgen die schon gültig sind für das Sportjahr 2016-2017. Der Zusammenhalt der deutschen und ausländischen Bundesligapieler war letztendlich ausschlaggebend, meiner Meinung nach."

Gleichzeitig äußerte der Schwede seine Hoffnung, dass zukünftig keine solch gravierenden Entscheidungen mehr getroffen werden, ohne dass die Betroffenen, also die Spieler dazu angehört werden. 

Das ist wohl nur mit einer möglichst starken Spielervereinigung möglich, die sachlich und zukunftsorientiert versuchen muß, Einfluss auf die Entwicklung des Billardsportes zu nehmen.

Wie das gehen kann zeigt die internationale Vereinigung Masters of Billiards Association (MBA), dessen Präsident der italienische Weltklassemann Marco Zanetti ist. Auch Zanetti zeigte sich bestürzt über die jüngste Entscheidung und ist nun umso zufriedener der heutigen Entscheidung. Sein Kommentar: "Der Verbandsportgericht hat erfreulicherweise bewiesen dass seltsame  Entscheidungen nicht so ohne Weiteres verwirklicht werden. Somit hat die DBU ihr Gesicht nicht verloren und es wird hoffentlich wieder das Positive in der deutschen Billardwelt dominieren. Jetzt können sich alle wieder nur auf die sportliche Angelegenheiten konzentrieren!"
"Für alle Dreibandspieler ist die heutige Liga insgesamt schon schwer genug ohne dass neue unnötige Hürden gestellt werden; das wäre wie ein Versuch gewesen, die Karambolwelt in Deutschland zu zerstören. Niemand kann die Hintergründe von dieser negativen Einführung begreifen."

In der Tat wird wohl jetzt wieder etwas Ruhe einkehren. Die Vereine stehen kurz vor ihrer Bereitschaftsmeldung zum Start in die neue Saison und können nun ihre Vorbereitungen fortsetzen.

Was von diesem Gewitter bleiben wird, ist die Gefahr, dass die Regelungen in einem ordentlichen Verfahren doch noch Realität werden. Gerade deshalb werden sich die Spieler, die sich in den vergangenen Tagen so vehement eingesetzt haben, nun organisieren und die Zukunft des Billardsports in Deutschland mitgestalten.

Vielleicht wird man sagen: Ja, genau das haben wir gebraucht, um aus unserer Lethargie zu erwachen. Vielleicht brauchte es dieses reinigende Gewitter, um alle aufzuwecken aus einem leichten Dämmerschlaf. 

Wie sagte doch UMB-Präsident Farouk Barki im Kozoom Interview: Der Billardsport soll die Aufmerksamkeit bekommen, die er verdient!

 


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