KOZOOM - Torbjörn Blomdahl, auf dem besten Weg zur Legende zu werden, ist kein Mann vieler Worte. Seine Aussagen sind kurz und prägnant, wirken inhaltlich wie Nadelstiche. Der Schwede spielte bereits vor 30 Jahren, als 20-jähriger seine erste Europameisterschaft, wurde dort Letzter (Platz 11) und begann dann seine unvergleichliche Karierre, die ihn am Sonntag zu seinem 42. Weltcupsieg brachte.

Ein Sieg, den er sich selbst mit einem gigantischen Turnier-GD von 2,739 versüßte. Sein Kommentar zu dieser Leistung: "Einer muß es ja machen!"

Viele würden alleine für diesen Satz gesteinigt werden, aber dem Schweden nimmt man das nicht übel. Man weiß, dass er ein fairer Sportsmann ist, dass er die Leistungen seiner Kontrahenten respektiert, ja, dass er alles für seinen Sport tut. Der Weltranglistenerste ist einfach unverwundbar und sollte das irgandwann einmal anders werden, na und... dann ist das eben so. Blomdahl muß niemanden mehr etwas beweißen, dass hat er alles schon getan. 

Für Kozoom gab der neue Rekord-GD-Inhaber Torbjörn Blomdahl einen Tag nach seinem Triumph ein Interview.

KOZOOM - Sieg und Rekord GD in Griechenland. Was für ein sensationelles Turnier für Dich. Siege sind für Dich nichts Neues, aber 2,739 GD schon. Hast Du jemals daran gedacht, dass Du einen solchen Durchschnitt spielen könntest? Ist dieser Rekord etwas Besonderes für Dich?

TORBJÖRN BLOMDAHL - Ich habe vor Griechenland schon 3,000 und 2,647 als Turnierdurchschnitte gespielt. Von daher ist der Rekord zwar sehr schön, aber ganz überrascht bin ich nicht. EINER SOLLTE JA IRGENDWANN DEN REKORD VERBESSERN!

KOZOOM - Nach New York hast Du eine längere Pause eingelegt, um dann in Korea wieder einzusteigen. Wie war Deine Vorbereitung auf diese Turniere?

TORBJÖRN BLOMDAHL - Ich habe keinen Tisch mehr zu Hause und in Backnang gibt es auch keinen Club mehr. Ich habe also einen Monat fast gar kein Training gehabt. Dann habe ich kurz vor Korea noch ein Aufwärmturnier in Istanbul gespielt, bei dem ich im Halbfinale gegen Tasdemir ausschied. (GD ca. 1,4-1,5) Dann noch zwei Tage Training und dann ab nach Korea.

KOZOOM - Der Triumph in diesem Weltcup war Dein 42.Sieg in einem Weltcupturnier. Erinnerst Du Dich noch an Deinen ersten? Wann war das, wo und welchen Durchschnitt hast Du dort gespielt?

TORBJÖRN BLOMDAHL - Mein erster Weltcupsieg war in Antwerpen 1987. Was sich damals für einen GD gespielt habe, kann ich im Moment nicht sagen. Anm. d. Redaktion: Der Weltcup war in Deurne, in der Nähe von Antwerpen. Van Bracht und Dielis schieden im Halbfinale aus. Blomdahl gewann mit 3:1 Sätzen gegen Ceulemans, Durchschnitt 1,728.

KOZOOM - Spätestens seit dem WM-Titel von Raymond Ceulemans 2001 weis man, dass man nie zu alt ist, um großartige Leistungen im Billardsport zu schaffen. Marco Zanetti und Torbjörn Blomdahl sind die "Dinosaurier" im Profizirkus und holten in diesem Jahr die wichtigsten Siege mit den höchsten Durchschnitten. Ist es die Erfahrung, die mentale Stärke, oder das 40-Punkte System, was Deinen Erfolg ausmacht?

TORBJÖRN BLOMDAHL - Im Falle von Marco Zanetti könnte man schon annehmen, dass ihm die 40 Punkte mehr liegen, als das Satzsystem. Bei mir weiss ich das nicht. Ich habe ja auch im "alten" System Turniere gewonnen. Generell finde ich 40 Punkte eigentlich zu kurz. Wie erleben eine Menge "Babypartien", 9, 10, 12, 12, 13, 14, 15, 15 Aufnahmen alleine im September. Da hat man gerade erst angefangen, da ist es schon wieder vorbei.

KOZOOM - Wahrscheinlich ist es schwer im Dreiband Erfolge zu planen, wie in jedem Leistungssport. Das Niveau ist unglaublich, so viele Spieler wie noch nie können ein Turnier gewinnen. Ein Ausscheiden in der ersten Runde ist für einen Top-Ten Spieler keine Schande. Wie beurteilst Du die Entwicklung in unserem Sport und gibt es etwas, was Du im Weltcup ändern würdest?

TORBJÖRN BLOMDAHL - Wie gesagt, die Partien sind eigentlich zu kurz. Bei 50 Punkten haben die gesetzten Spieler eine bessere Chance, sich gegen die Topspieler, die sich im Vorturnier "warm" spielen konnten, zu behaupten. Jetzt geht es in der ersten Runde ziemlich wild zu. Im alten Satzsystem waren die gesetzten Spieler weniger gefährdet. Ich persönlich würde eine Änderung auf 50 Punkte begrüßen.

KOZOOM - Gibt es bei all Deinen Siegen irgendein sportliches Ziel, oder eine besondere Leistung, die Du in Deiner Karierre noch erreichen möchtest?

TORBJÖRN BLOMDAHL - Ich habe ja fast alles gewonnen, demnach ist mein Ziel recht einfach und lautet: Ich will einfach weitere Turniere gewinnen. Es spielt für mich keine Rolle mehr ob Weltcup, WM, EM oder Einladungsturniere wie z.B. AGIPI Masters. Dieses Ziel habe ich seit einigen Jahren, auch deshalb, weil ich selbst nicht mehr an eine Verbesserung in meinem Spiel geglaubt habe. Jetzt merke ich allerdings, dass mein neues Queue und die Tatsache, dass ich nicht mehr in so vielen nationalen Ligen spiele, mir neue Möglichkeiten gegeben haben. Ich weiß, dass ich doch noch ein paar Sachen verbessern kann.

KOZOOM - Zum Abschluß eine vielleicht ungewöhnliche Frage. 
Stell Dir vor, heute wäre der 31.Dezember und Du würdest zusammen mit Deiner Familie auf das Jahr 2013 zurückblicken. Wie würde dieser Rückblick für Dich aussehen unter Berücksichtigung der noch ausstehenden Turniere (WM, 2 Weltcups)?

TORBJÖRN BLOMDAHL - Ich würde mich an unseren Urlaub in Schweden erinnern. Das war eine sehr schöne Zeit mit der Familie und guten Freunden. Sportlich an mein erstes Einbandturnier und natürlich die zwei Weltcupsiege in Antalya und Peloponessos.

Kozoom - Vielen Dank für das Interview, alles Gute für Dich und Deine Familie. Sportlich natürlich viel Erfolg bei der WM in Antwerpen und mit dem Bergisch Gladbacher BC in der deutschen Bundelsiga.