HO-CHI-MINH-STADT - Tayfun Tasdemir bezwingt den Unbezwingbaren. Der türkische Weltklassemann gewinnt den Weltcup in Vietnam gegen den Schweden Torbjörnn Blomdahl mit 40:34 in 17 Aufnahmen. Tasdemir trägt sich damit zum ersten Mal in die Siegerlisten der Weltcupturniere ein, denn es ist sein erster Sieg bei einem Major Turnier.

Seit vielen, vielen Jahren spielt Tasdemir auf extrem hohen Niveau. Seine Ausgeglichenheit ist erstaunlich. Große Aussetzer hat er selten. Und doch scheiterte er oft ab dem Semifinale. Diesmal aber nicht. Er überstand ein schweres Match gegen Cho in der Verlängerung und hatte nur etwas mehr als eine Stunde Erholung, um dann gegen Blomdahl anzutreten. 

Den Schweden in diesem Jahr zu beschreiben, fällt nicht schwer. Er ist das Mensch gewordene Selbstbewußtsein. Kein Spieler verfügt derzeit über so viel Vertrauen in Technik und Erfahrung wie Blomdahl. Ein Gigant war er schon immer, aber aktuell bestätigen dies auch seine Ergebnisse. 

Das Tayfun Tasdemir über ein ähnliches Vermögen verfügt, war auch bekannt, jedoch wirkte er ungleich angespannter, als der Schwede. Tasdemir eröffnete das Finale und führte schnell mit ein paar Pünktchen Vorsprung. In die Pause ging es nach 11 Aufnahmen beim Stand von 20:9 für den Türken. Dann bekam Blomdahl seine Chance und nutzte diese zu einer 8er Serie und zum Zwischenstand von 21:17 in 12 Aufnahmen. 

Spektakulär dann Aufnahme 14. Es steht 23:19. Der Schwede ist bemüht um gute Defensive und Tasdemir hat nach der Pause etwas an Fahrt verloren. Doch plötzlich scheint alles wieder zu laufen beim Türken. Punkt um Punkt reiht sich an eine Serie, die erst bei 15, zwei Punkte vor Ultimo, endet. 38:19 führt damit Tasdemir und beim Setzen meint man, endlich auch ein kleines Lächeln gesehen zu haben. 

Die Antwort des Schweden ist grandios. Sofort legt er 10 Punkte nach und hinterlässt einen schwierigen Vorbänder. Tasdemir scheitert weitere 2mal, ehe der Schwede einen Fünfbänder knapp verpasst und Tasdemir so die Chance zum Finish gibt. Er nutzt diese und schickt Blomdahl mit der Aufgabe in den Nachstoß, nun 9 Punkte zum Ausgleich zu machen. Drei davon macht er, ehe er verpasst und der Saal im Jubel explodiert. Grenzenloser Jubel bei Tasdemir und dem ausverkauften Saal. Endlich, endlich hat er sein Ziel erreicht.

Die Halbfinals hatten es in sich und bestätigten auch am dritten Tag des Hauptturniers das enorm hohe Niveau und die einzigartige Kulisse. 

Torbjörn Blomdahl gewann in 12 Aufnahmen, der zweitbesten Partie des gesamten Turniers, gegen Eddy Merckx. Der Belgier war hoffnungslos verloren und hatte nur eine wirklich gute Aufnahme, und das war der Nachstoß. In diesem gelangen Merckx noch 10 Punkte zum 40:21, ein zumindest erträgliches Ergebnis. Blomdahl spielte wie aus einem Guss und zeigte den mehr als 1.500 Zuschauern sein bestes Billard. 

Wesentlich angespannter dagegen Tayfun Tasdemir in seinem vorletzten Match. Jae Ho Cho entpuppte sich erwartungsgemäß als schwer bezwingbarer Brocken. Recht schnell hatte man den Eindruck, dass es durchaus auf eine Verlängerung hinaus laufen könnte. Beide machten kaum Fehler und hatten den Gegner stets im Blick. Fast im Gleichschritt marschierten beide auf das Partieende zu. Tasdemir war dann tatsächlich der Erste, der in der 17. Aufnahme das Ziel erreichte. Vier Punkte benötigte Cho nun zum Ausgleich, ein Kinderspiel für ihn. 

Es ging in die Verlängerung. Tasdemir eröffnete mit 5 Punkten, die es nun vom Koreaner zu schlagen galt. Cho verwandelte Punkt um Punkt, darunter auch einen schweren dritten als Umkehrer und war auf dem Weg zum möglichen Sieg. Doch der 5. Punkt misslang. Kein schwerer Ball, aber etwas zu dick getroffen und es war vorbei. Tasdemir im Finale!

Ho-Chi-Minh-Stadt und ganz Vietnam kann stolz auf sich sein. Sie organisierten einen perfekten Wettbewerb und schafften es in einer Woche mehr als 5.000 Zuschauer in den Spielsaal zu bekommen. Und diese bestanden nicht aus still sitzenden Statisten, sondern einer wild tobenden, aber sportlich fairen Masse. 

Tayfun Tasdemir hätte sich keinen besseren Ort, als vor dieser Kulisse, für seinen ersten Weltcupsieg aussuchen können. Nun, dass wird er wohl ein bisschen anders sehen, denn im Oktober findet der übernächste Weltcup in seiner Heimat statt. Zunächst geht der Weltcupzirkus vom 07. bis 13. September nach Korea und ist dann vom 12. bis 18. Oktober zu Gast in Istanbul. Und dort wird dann mit einer ähnlichen Kulisse zu rechnen sein, wie in Vietnam.

KOZOOM wird wie immer LIVE vor Ort sein.