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Billard Karambol - Dreiband - Weltmeisterschaft - Sharm El Sheikh (EGY)

Phänomen Torbjörn Blomdahl: Billard – ein fantastischer Sport

Gepostet von am 6. Dezember 2021

Phänomen Torbjörn Blomdahl: Billard – ein fantastischer Sport

Paul Brekelmans
Torbjörn Blomdahl auf der Terasse im Ferienresort, dass von morgen an Schauplatz de WM ist

Gepostet von Frits BAKKER am 5. Dezember 2021

Übersetzt von Andreas Volbracht

SHARM EL SHEIKH – Der Augenblick der Wahrheit ist da. Der mehr als zwei Jahre, genauer gesagt 737 Tage, dürfte Torbjörn Blomdahl, der 59-jährige Schwede seinen sechsten und vorerst letzten Weltmeistertitel im Dreiband genießen. Der amtierende Champ, der sich am Ende seiner befindet, sieht gegen Ende seiner herausragenden Karriere erstklassig aus, ist in Topform und er ist bereit, in diesem Feld der Großen unseres Sports erneut zu glänzen. ,,Diese letzten Jahre waren nicht die besten, um meinen Weltmeistertitel genießen zu können'', stellt er am Vorabend der 73. Weltmeisterschaft auf einer sonnigen Terrasse in Sharm El Sheikh mit Blick auf das Rote Meer fest. Genau in diesem Land holte Torbjörn vor 34 Jahren seinen ersten Weltmeistertitel: 1987 in Kairo, damals war gerade 25jahre jung. Das neue, große Talent, der Nachfolger des Großen Raymond Ceulemans war auf dem Weg in ein ganz außerordentliches Billardleben.

Torbjörn Blomdahl, geboren in Göteborg (Schweden, (26. Oktober 1962), lebt in Backnang in  Deutschland, war sechsmal Weltmeister, die letzten beiden Titel in den letzten fünf Jahren; er hat 44 WeltCups gewonnen, mit Abstand die meisten von allen Topspielern auf der Welt. Er ist die aktuelle Nummer drei auf der Weltrangliste, und – gut zu hören - er will noch mindestens fünf Jahre auf Top-Niveau weitermachen.“ Ich hab zwar nicht mehr diesen absoluten Willen, jeden Punkt zu machen und diesen unbedingten Drang nach noch mehr Siegen, ich will Billard jetzt auch genießen, ich  liebe Billard immer noch genauso wie früher. Und ich werde auch weiterhin alles dafür tun. Es ist der tollste Sport, den ich mir vorstellen kann."

Kozoom hat ihn in den Tagen vor der Weltmeisterschaft in Sharm El Sheikh besucht und ein langes Interview bekommen. Da geht es ("Ich könnte nicht ehrlicher sein") um Titel, Konkurrenten, um Kulturen, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Profis und Amateure, Ambitionen und um seine letzten Jahren als Profi-Billardspieler: ,,Ich möchte eines Tages auch etwas zurückgeben an meinem Sport, der mir so viel gegeben hat."

Kozoom/Frits Bakker: Einen Vergleich zwischen zwei der ganz Großen darf man wohl machen: Raymond Ceulemans war er 64 Jahre alt, als er 2001 in Luxemburg zum letzten Mal Weltmeister im Dreiband wurde. Sie als sein Nachfolger sind jetzt 59, fünf Jahre jünger. Wie realistisch wäre eine Prognose, dass Torbjörn Blomdahl noch einmal Weltmeister wird?

Torbjörn Blomdahl: Das will das ich natürlich nicht ausschließen, ich habe schließlich bei der letzten WM gezeigt, dass ich noch gut Billard spielen kann. Aber es gibt ein bisschen zu viele Höhen und Tiefen, da gab´s  40 in 10 Aufnahmen und diese 22er Serie, aber waren auch kleinere Spiele. Raymond Ceulemans hat bei seinem letzten WM-Titel eine großartige Leistung gebracht, aber die Zeiten waren anders, weniger Konkurrenz. Für mich spricht zwar, dass ich zwei von den letzten fünf WM-Titeln gewonnen habe. Aber aus der Sicht eines Außenstehenden würde ich mein Geld nicht auf TB setzen. Und wenn ich diese WM nicht gewinne, werde ich das nicht als enttäuschend empfinden.

Kozoom/FB: Es ist - genau gerechnet - 737 Tage her, seit du wieder Weltmeister bist. Wie schön, aber auch wie turbulent war diese Zeit für einen Spitzensportler, der es gewohnt war, viel zu spielen, viel zu reisen? Konntest du dabei deinen WM-Titel zu genießen?

Torbjörn Blomdahl: Schade war hauptsächlich, dass ich in diesem Alter eine so lange Pause hatte. Ich hätte lieber die gewonnenen Ranglistenpunkte und die damit verbundenen Vorteile für die Platzierung in den WeltCups genutzt. Andererseits darf sich kaum einer zwei Jahre lang über einen WM-Titel freuen. Aber ansonsten war diese turbulente Zeit mit den vielen Entbehrungen, unter denen viele zu leiden hatten, für alle etwas ganz Besonderes. Und in meinem Sport: Ich konnte sieben Monate nicht spielen, weil die Clubs geschlossen waren und ich keinen Billardtisch zu Hause hatte. Ein Glück, dass ich gesund geblieben bin, aber was war das für eine Zeit..., schön, dass wir endlich wieder durchstarten konnten.

Torbjörn Blomdahl während eines der letzten Turniere vor der Weltmeisterschaft

Kozoom/FB: Wusstest du, dass es nur einen gab, der länger Weltmeister war, ohne zu spielen? Augusto Vergez aus Argentinien, der war Weltmeister von 1938 bis 1948. Schon mal davon gehört? Wie ist das bei dir, was weißt du  über Dreibandgeschichte?

Torbjörn Blomdahl: Ich habe ehrlich gesagt noch nie von dem Argentinier Vergez gehört. Ich weiß, dass Edmond Soussa aus Ägypten der erste Weltmeister war, dass Raymond Ceulemans viele Titel gewonnen hat, aber ich habe keine Ahnung von der Dreibandstatistik. Ich lebe nicht in der Vergangenheit, ich schaue auf das nächste Spiel und das nächste Turnier. Ich habe mit 11 Jahren angefangen, Billard zu spielen, ich spiele also jetzt seit 48 Jahren. Mein Motto und meine Philosophie lautet: Schau nicht zu viel zurück. Meine Energie will ich in viel Training und in viele Spiele investieren. 

Kozoom/FB: Wenn du magst, lass uns doch noch mal den Blick in die Vergangenheit lenken: Deinen ersten Weltmeistertitel hast du zufällig  auch in Ägypten, in Kairo 1987, mit 1.099 GD gewonnen. Mit dir auf dem Podest auf Platz zwei und drei waren der Amerikaner Frank Torres und der Mexikaner Arturo Bone. Woran erinnerst du dich? Wie war Ägypten damals, vor 34 Jahren?

Torbjörn Blomdahl: Woran ich mich am besten erinnere, ist, dass ich dieses Turnier unbedingt gewinnen musste. Die Big Player waren gerade zum BWA, der damaligen Profiliga, gewechselt. Ich mußte gewinnen. Im Finale gegen Frank Torres, den Amerikaner, kam der viel zu nah ran. Gerade mal mit 50-47 konnte ich gewinnen. Da gab es schwierige, amerikanische Tische, die nicht ganz gut liefen, daher die niedrigen Durchschnitt. Ich war zum ersten Mal in Ägypten, bis dahin war ich kaum außerhalb Europas gewesen, nur, als ich gerade 17 war, ein paar Mal in Amerika, um zu trainieren. Nach Korea sind wir jedenfalls gar nicht gekommen - später erst mit Sang Lee, dem ersten echten Koreaner, der es ganz nach oben schaffte.

Kozoom/FB: Zurück zu hier und heute. Wie fit ist der amtierende Meister, was hat er in der COVID-Zeit gemacht, um physisch und mental fit zu sein für den Neustart und für ein auch für ihn enorm wichtiges Turnier, die WM? Form beim Optimum? Haben du nicht die Zipperlein eines Mannes von fast sechzig?

Torbjörn Blomdahl: Möglichst viel trainiert habe ich, aber manchmal nicht sehr lange. Was meine körperliche Verfassung angeht, hatte ich Probleme mit der Schulter, zuerst mit meiner rechten, später mit der linken. Ich war daher zehn Wochen zum FC Porto, um mich dort behandeln zu lassen. Ich bin die Probleme zum größten Teil losgeworden. Vor allem die linke Schulten ist jetzt wieder gut, so dass ich wieder gut abstoßen kann. Was habe ich sonst noch gemacht?  Viele Netflix Serien geschaut, viele Bücher gelesen, viel Schach im Internet gespielt und zu Hause gekocht und gegessen, weil die Restaurants dicht waren. Ach ja, und die Leiden der Sechziger... Marco (Zanetti) hatte körperlich zu kämpfen, und ich bin nach meinem letzten WM-Titel wieder zwei Jahre älter. Und besser wird´s nicht. Wir sollten uns nicht zu sehr beschweren, nur Billard spielen. Ich bin jedenfalls bereit für die WM, Marco wirkt auch, als wäre er gut angeschärft.

Kozoom/FB: Was haben dir die letzten WeltCups in der Analyse für dich persönlich gezeigt und wie schätzt du die Konkurrenten ein. Wer sind die wichtigsten Anwärter auf den Titel bei dieser WM?

Torbjörn Blomdahl: Mein Gefühl ist, es geht rauf wie runter: ein schönes Match, gefolgt von einem schwachen Spiel. Für die WM bin ich gut vorbereitet, aber es gibt für den Titel auch viele andere Anwärter. Wie ich die Konkurrenten einschätze? Dani Sánchez ist in Siegerlaune, hat ein Superjahr. Beim letzten WeltCup hatte er aber eine Killergruppe. Semih Sayginer war fantastisch. Er ist in meinen Augen der unter allen Aspekten stärkste Spieler von uns allen: Technik, Stoß, Mentalität, Dessinwahl, Schnelligkeit, Verteidigung. Seine letzten Spiele beim WeltCup waren eine echte Demonstration - eine Freude zuzuschauen. Marco Zanetti war wieder superstark, trotz seiner Beschwernisse ist er unter den Topspielern der stärkste im Positionsspiel, ein wirklich sehr guter Spieler, in vielerlei Hinsicht einzigartig. Dick Jaspers ist Dick Jaspers. Ich wurde mal gefragt, was sich im Vergleich zu früher im Billard verändert hat. Meine Antwort: Jaspers hat aufgehört, einen Ball auszulassen!! Jaspers ist die Nummer eins, immer in Bestform, der einzige Spieler, der wieder ins Match zurückkommt wenn er mal geschwächelt hat. Eddy Merckx hatte bei den letzten WelCups eine Phase im Tiefflug, spielt gerade nicht so toll, etwas unter seinem üblichen Niveau, aber bleibt: ... so verdammt gefährlich. Und auch Haeng Jik Kim ist lebensgefährlich, wenn in Fahrt kommt. Wer sonst? Die Türken, Tasdemir, Coklu. Die anderen Koreaner, Heo, Choi. Die Vietnamesen sind leider nicht da. 

Torbjörn Blomdahl in Lausanne

Kozoom/FB: Lass uns auf den WeltCup in Sharm El Sheikh eingehen. Was hat aus deiner Sicht am stärksten dazu beigetragen, dass die Durchschnitt nicht extrem hoch waren und warum wir so viele und sehr hohe Serien gesehen haben?

Torbjörn Blomdahl: Ich denke nicht, dass die Durchschnitte nicht so hoch waren. Schauen wir uns sich die Plätze 1 bis 15 im Endklassement an, die lagen alle um 1.800 und 2.000. Das liegt daran, dass der Unterschied in der Spielstärke so gering ist. Schnitte deutlich über 2 werden nur gespielt, wenn ein Match mit 40-10 oder 40-20 gewonnen wird, nicht wenn Matches bis 40 oder 50 gehen und am Ende viel defensiv gespielt wird. Die Durchschnitte waren höher als in Veghel, wo die Tische unterschiedlich waren und wo man sich beim Wechsel von einem Tisch zum anderen anpassen musste. Hier waren die acht Tische gleich, sie waren einfach und berechenbar. Was die Höchstserien  angeht, ist das auch eine Frage des kontrollierbaren Laufs. In dieser 22er Serie von mir waren die letzten 12 fast nicht auszulassen. Ich denke, die 28 als Weltrekord werden in absehbarer Zeit übertroffen werden. Leider durfte ich nach diesen 22 nicht weitermachen, das Spiel war zu Ende. Die Systeme und Methoden der Serien-produktion werden immer interessanter. Der eine Spieler legt die Bälle gerne in eine Ecke, der andere in eine bestimmte günstige andere Zone, ein weiterer bringt sie lieber an die lange Bande oder in die Tischmitte. Es ist die Kombination davon die genaue Wahl, die so wichtig ist. Wir beobachten oft, was die anderen machen, um unser Wissen zu erweitern. Mit Sicherheit werden wir darin und dadurch immer stärker.

Kozoom/FB: Und dann gibt es da diese Unterschiede der Kulturen, der Spielstil, bei den Europäern, den Koreanern, den Südamerikanern.

Torbjörn Blomdahl: Für die echten Kenner ist es erkennbar: der koreanische Stil und die Kultur, die europäische, die südamerikanische. Die vertrauten und erkennbaren Spieler, die mit viel Tempo spielen, die die Bälle weich spielen, berechnet, die bestimmte Risiken in Kauf nehmen. Die Spieler, die aus allen Stellungen Punkte machen können, wie Sánchez und Sayginer, oft auch Jaspers. Wie Jaspers seinen letzten Punkt gegen Zanetti machte, das war nicht normal. Dann haben wir die typischen Defensivspieler, da nenne ich Choi, Sayginer (ja, gewiss auch Sayginer, unnachahmlich!), Zanetti. Und nochmal zu Sayginer: diesen Stoß, diesen Schuss, da gibt es keinen zweiten, der das hat. Er hat nicht nur die breitesten Schultern, sondern auch das breiteste Stoßrepertoire, die fantastischsten Lösungen. Sayginer macht Billard zur Kunst.

Kozoom/FB: Wie erfolgshungrig ist Torbjörn Blomdahl noch nach langen Jahren, den vielen Titeln, nach all  dem Reisen? Woher nimmst du den Ehrgeiz, die Motivation und das Engagement, weiterhin solche Spitzenleistungen zu bringen? Der Kommentator beim WeltCup hat dich, Torbjörn, mit den Worten zitiert: Ich bin mit dem Billard verheiratet!!!

Torbjörn Blomdahl: Soll ich ehrlich sein? Ich bin nicht mehr so ​​erfolgshungrig wie früher. Ich spiele weiter Billard, ich werde weiter mein Bestes geben, aber es ist kein Drama, wenn ich nicht gewinne. Es ist nicht mehr so ​​hektisch wie in den vergangenen Jahren. Ich mag nicht mehr so ​​viel über Konsequenzen nachdenken, ich will es auch genießen. Ich mag meinen Sport, das ist immer noch so. Und solange ich bei den Turnieren ganz oben in der Rangliste stehe, ist das das Beste, was ich tun kann, um meine Karriere zu beenden.

Das Podium bei der WM 2019 in Randers

Kozoom/FB: Hättest du gerne ein anderes Leben geführt? Hättest du lieber in einem anderen Sport in der Spitzenklasse geglänzt?

Torbjörn Blomdahl: Nein, absolut nicht, ich finde meinen Sport fantastisch. In welcher Sportart auf der Welt kannst du dich sogar noch mit 59 noch verbessern? Schauen dir die Finalisten beim WeltCup  in Sharm El Sheikh an: Drei der vier waren fast 60 Jahre alt. Ich wollte wirklich nie in einer anderen Disziplin des Sports ein Spitzensportler sein.

 

 

 

Topform beim letzten WeltCup in Sharm El Sheikh: 40 in 10, 22er Serie

Kozoom/FB: Wo steht Dreibandbillard in seiner aktuellen Entwicklung? Hat sich der Weltverband mehr in Richtung Professionalisierung gewandelt? Und was heißt das für die absolute Spitze?

Torbjörn Blomdahl: Wir oder die UMB gemeinsam mit uns haben viel verändert. Das war für die Entwicklung unseres Sports notwendig. Und wir sind noch nicht ganz durch damit. Das Preisgeld ist gestiegen, die Zahl der Turniere, technische Änderungen - auch im Austragungsmodus - wurden vorgenommen. Schade, dass wir nun zwei, drei Jahre verloren haben, denn all diese Entwicklungen können wir weiterführen. Wir haben fast doppelt so viele Turniere wie früher, zum Beispiel mit den neuen Survivals. Für Profispieler ist alles deutlich besser geworden.

Kozoom/FB: Wie sehr hat dich als großen Champion die Spaltung von UMB und der noch jungen Profi-federation in Südkorea gestört? Wie denkst du jetzt darüber, mehr als zwei Jahre nach dieser überraschenden Trennung?

Torbjörn Blomdahl: Ehrlich gesagt ist mir das ziemlich egal. Diese Leute sind weg, sie denken, sie können dort in Rente gehen. Lass sie machen. Es ist ihre Entscheidung. Ich schaue mir die Spiele von dort nicht an. Weg ist weg. Ein Freund hat mir neulich ein Match zwischen Caudron und einem maskierten Mann. Der machte ein paar Punkte und Caudron lässt ein paar aus. Na schön. Mir ist das egal. Sie wollen weitermachen, und sie tun, was sie wollen – ihre Sache, nicht meine. Einige Spieler sind zurückgekehrt, Morales, Carlsen, Kasidokostas, Piedrabuena und andere mehr. Ich habe gehört, sie haben ihr Geld nicht bekommen. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen. Es ist wie es ist.

Kozoom/FB: Dich hat, aus welchen Gründen auch immer, nie einer gebeten, in diesem Verband zu spielen. Wenn man dich gefragt hätte, wärest du dabei gewesen oder hättest es anders betrachtet?

Torbjörn Blomdahl: Wir spielen in der UMB, dem Weltverband, wir gehören zum Internationalen Sportverband, dem IOC. Da möchte ich definitiv nicht weg. Es ist gut, dass sich jeder so entscheidet, wie er es will, das ist seine Sache. Ich fühle mich hier zu Hause, und wenn ich diesen Zirkus im Fernsehen sehe, dann will ich daran definitiv nicht teilnehmen.

Kozoom/FB: Lässt sich Billard bis 80 wirklich auf einem vernünftigen Niveau spielen, wie Raymond Ceulemans es zeigt? Du bist doch einer von der Sorte Spieler zu sein, die das mögen könnten.

Torbjörn Blomdahl: Ganz und gar nicht, so lange will ich nicht. Ich habe noch einige andere Dinge zu tun. Ich  will auch dem Billard etwas zurückgeben, obwohl es noch keinen festen Plan dafür gibt. Ich denke so etwa fünf Jahre mache ich noch weiter. Das scheint mir genug, wenn mein Körper mitmacht. Meine Hand zittert manchmal ein wenig, es wär´schön, wenn das nicht schlimmer wird. Aber in fünf Jahren werde ich 64, dann reicht es.

Kozoom/FB: Dein Vater Lennart war dabei, als du in Randers Weltmeister wurdest. Wie wird er diesmal dabei sein, ist er noch bei guter Gesundheit und verfolgt deine Matches?

Torbjörn Blomdahl: Hier in Ägypten wird er definitiv nicht dabei sein. Eigentlich schaut er sich meine Spiele nie an. Als wir die WM in Randers gespielt haben, haben ihn die Leute aus meinem Verein gekidnappt. Er wurde einfach mitgezerrt. Aber eigentlich ist er viel zu aufgeregt. Er wartet immer darauf, dass seine Frau, meine Mutter, ihm erzählt wie es bei mir gelaufen ist. Er selbst hat seit fünfzehn Jahren kein Billard mehr gespielt.

Kozoom/FB: Wo wir gerade beim Thema sind, kannst du weiter als Kommentator agieren? Auch da bist du unbestreitbar ein großes Talent.

Torbjörn Blomdahl: Das würde ich sehr gerne. Ich interessiere mich enorm für Billard, alles daran ist faszinierend, und ich möchte mein Wissen wirklich gerne weitergeben und den Leuten zeigen, wie wunderbar dieser Sport ist.

Kozoom/FB: Das Material wird immer wichtiger: Tische, Tücher, Queues. Was bedeutet es für dich, dass die letzten drei großen Turniere (Veghel, Lausanne, Sharm El Sheikh) von Spielern mit Carbonoberteilen gewonnen wurden?

Torbjörn Blomdahl: Ja, es ist interessant, dass diese Turniere mit diesen neuen Oberteilen gewonnen wurden. Aber wie gut die sind, weiß ich nicht. Niemand spielt im Snooker mit Karbon, im Pool so halbe/halbe, bei uns im Dreiband auch bald die Hälfte. Aber es ist nicht nun mal nicht wie im Golf, wo die Spieler für jeden Schlag einen anderen Schläger wählen. Wir beim Billard müssen das Queue dem Stoß anpassen, nicht umgekehrt. Ich mag das, womit ich seit Jahren spiele, und ich will in meinen letzten Jahren definitiv nicht wechseln. Ich fühle mich wohl mit dem Queue, mit dem ich jetzt spiele.

Ich fühle mich wohl mit dem Queue, mit dem ich jetzt spiele.

Kozoom/FB: Zum Schluss: Du bist bekannt dafür, dass du zehn Sprachen auf vernünftigem Niveau beherrschst (Schwedisch natürlich, Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch, Spanisch, Dänisch, Türkisch, Italienisch?). Stimmt es, dass du während der Corona-Zeit auch Koreanisch gelernt hast?

Torbjörn Blomdahl: Ich habe einen 250-Stundenkurs für Koreanisch im Internet mitgemacht. Ich kann also jetzt verstehen, was gesprochen wird, aber das muss noch viel besser werden. Stell dir vor, ich möchte anfangen in Korea im Fernsehen zu kommentieren...

Antwort mit Ja oder Nein:

Wirst du eines Tages Trainer oder Coach für junge Talente?

Torbjörn: Ja.

Denkst du, es gibt die PBA in fünf Jahren noch?

Torbjörn: Nein

Spielst du lieber Billard in sportlicher Kleidung als in feiner Aufmachung?

Torbjörn: Ja

Wird der nächste Weltmeister durch Billard richtig reich?

Torbjörn: Ja

Verliebst du dich eher in eine schöne Frau als in einen schönen Billardtisch?

Torbjörn: Ja

Danke für das Interview, Torbjörn, und viel Glück bei der WM in dieser Woche.

Torbjörn Blomdahl ganz oben auf dem WM Podium in Randers

Der letzte Jubel des Champions: Randers 2019

Jubel nach dem Sieg bei der WM 2019

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