Billard Karambol - Dreiband - Weltcup - La Baule (FRA)
Martin Horn hat es geschafft! Weltcupsieg in La Baule
Kozoom Studio
Martin Horn gewinnt den Weltcup in La Baule im Finale gegen Jae-Ho Cho aus Korea
LA BAULE - Mit standing ovations wurde Martin Horn um 17.15 Uhr bejubelt. Es war der Zeitpunkt, an dem Jae-Ho Cho den Ausgleich und die Verlängerung im Finale verpasste. Martin Horn hatte damit das Finale beim Weltcup im französischen La Baule gewonnen. Mit ultraknappen 40:39 in 23 Aufnahmen besiegte er den Koreaner Jae-Ho Cho und kann damit den zweiten Weltcupsieg seiner erfolgreichen Karriere hinzufügen.
Er ist zudem der erste Spieler weltweit, der aus der Pre-Quali kommend (ab Mittwoch) es bis ins Finale schaffte und dieses dann auch noch gewann. Eine phänomenale Leistung des Deutschen und zugleich auch die Rückkehr in die absolute Weltspitze. In der aktuellen Weltrangliste machte er einen Sprung bis auf Platz 23 und kann bis Jahresende, bei noch einem ausstehenden Weltcup (Korea Weltcup wird Horn nicht spielen) die Top20 erreichen. Eine nicht ganz unwichtige Marke, denn diese bedeutet das Ticket für die lukrativen 3CC Masters, von denen es im kommenden Jahr fünf Turniere geben soll.
Das Finale des Weltcups sah in der ersten Hälfte zwei nervöse Gegner. Beide haben in ihrer Karriere bereits ein Turnier gewonnen. Beide bei einem Weltcup in der Türkei. 2014 gewann Jae-Ho Cho in Istanbul den Weltcup vor seinem Landsmann Sung-Won Choi. Bereits 2009 gewann Martin Horn noch im Satzsystem seinen Weltcup in Antalya. Er besiegte im Finale den Holländer Dick Jaspers. Neun Jahre später hat er zum zweiten Mal einen Weltcup gewonnen.
Nach 15 Aufnahmen des Endspiels ging es in die Pause. Cho führte hauchdünn mit 20:18. Nach 18 Aufnahmen stand es 22:23 aus der Sicht von Horn. Nach 21 Aufnahmen stand es 31:33 aus der Sicht des Deutschen. So langsam ging es Richtung Ende und die Zuschauer, wahrscheinlich auch die Spieler, ahnten, dass es eine Verlängerung geben könnte. Horn wollte dies natürlich vermeiden und tat sein bestes dafür. In der 23.Aufnahme nutzte er seine Chance und beendete das Match zum 40:36. Vier Punkte fehlten nun zum Remis und zur Verlängerung. Die ersten drei davon löste der Koreaner ohne Schwierigkeiten. Der vierte stellte sich als Vorbänder, der durchaus machbar schien. Doch dieser letzte Punkt blieb aus. Zwei Zentimeter zu lang auf Ball 2 und damit keine Chance auf den Ausgleich. Der Deutsche Meister riss die Arme in die Luft, warf dem Publikum Küsse zu und wurde vom Saal gefeiert. Ein emotionaler Moment für den Sieger, der sich bei der anschließenden Siegerehrung noch einmal feiern lies.
Zwischen den beiden Weltcupsiegen liegen nicht nur neun Jahre, sondern auch eine ganze Reihe von einschneidenden Momenten, die Martin Horn verkraften musste. Viele Jahre gehörte er zu den Top10 der Welt, brauchte keine langen Qualifikationen spielen und gehörte zu den gesetzten Spielern. Dann jedoch gab es einen Leistungssprung im globalen Dreiband und Martin Horn fiel aus dem Premium-Bereich heraus. Nun hieß es, sich bereits vorher zu beweisen, um das Ticket für die Endrunde zu bekommen. Es fiel ihm sichtlich schwer und irgendwann verlor Horn die Geduld. Der Rückzug aus dem Weltcup 2013 war zu diesem Zeitpunkt vielleicht die genau richtige Entscheidung, genauso richtig, wie seine Rückkehr Anfang diesen Jahres. Nach 2013 verlor er seine geliebten Eltern, was ein großer persönlicher Verlust war und es schwer machte, die gewohnten Top-Leistungen abzurufen. Plötzlich war er nicht mehr der Held, nicht mehr der Weltklassemann aus Deutschland. Ein ums andere Mal wurden die Ziele in Viersen und bei der EM in Brandenburg verfehlt. Es blieb zunächst bei Achtungserfolgen in Lausanne und bei den Verhoeven Open in New York, wo seine alte Stärke aufblitzte. Und es blieben seine geliebten Liga-Wettbewerbe, in denen er nach wie vor der gefürchtete Gegner war und ist. Dann kam 2016 Hurghada und ein Tourist namens Martin Horn wollte mal schauen, wie weit es für ihn gehen kann. Er pflügte sich durch sämtliche Quali-Runden und schaffte es bis ins Halbfinale. Dort verlor er gegen Dick Jaspers, doch er hatte den Respekt der gesamten Billardwelt endgültig zurück gewonnen. Das war sicher die Geburtsstunde eines geplanten Comeback. Es dauerte noch ein Jahr, bis 2017 feststand, dass er wieder zurück ist.
Und dann kommen sie, die Rückschläge, die jeder fürchtet und einen zweifeln lassen, ob es alles so klappt, wie man sich das denkt. Der Dreibandsport befindet sich weiterhin auf einem unglaublichen Weg. Martin Horn´s Comeback trifft auf eine Zeit, in der viele Spieler und einstige Konkurrenten noch einmal angreifen wollen und sich am Preisgeldkuchen bedienen möchten. Warum sollte es ausgerechnet der Deutsche schaffen. Aber Martin Horn hat es geschafft. Niemand kann ihm etwas anhaben. Er ist aus einem unnützen Streit mit der DBU möglicherweise gestärkt hervorgegangen, hat die Nichtnominierung für die Weltmeisterschaft am Ende hingenommen, wenngleich auch nicht ohne Widerstand. In La Baule spielte er ohne Bundesadler auf der Brust, was an sich nicht schlimm ist, aber den Funktionären der DBU dennoch zu denken geben sollte.
Martin Horn hat in La Baule nacheinander mit Torbjörn Blomdahl, Marco Zanetti und Frederic Caudron, drei der absoluten Weltstars geschlagen. Das Halbfinale gegen den belgischen Weltranglistenersten war eine taktische Meisterleistung allererster Güte. Caudron versuchte dem Deutschen sein Spiel aufzuzwingen. Selbst viele Punkte machen und möglichst keine Positionen hinterlassen. Das gelang tatsächlich in der Anfangsphase. Nach nur 6 Aufnahmen ging es mit einer 21:10 Caudron Führung in die Pause. Zwei Aufnahmen später gab es die Maximalführung von 25:10. Dann aber spielte Horn meisterhaft. Die Verteidigung stand perfekt und Caudron verfehlte ein ums andere Mal die Punkte. Bis zur 16.Aufnahme dauerte es und dann hatte Horn den Rückstand aufgeholt. Wieder folgten ein paar Fehlaufnahmen, bis ab der 22 Aufnahme die Schlußattacke kam. Beim Stand von 30:29 für Horn folgten 4, 4 und 2 Punkte in den folgenden drei Aufnahmen und das Partieende. 10 Punkte benötigte Caudron zum Ausgleich, von denen vier gelangen. Martin Horn war damit im Finale.
La Baule 2018 hat viele Geschichten zu erzählen. Aus deutscher Sicht ist der Sieg von Martin Horn unvergleichlich. Respekt aber auch vor dem beherzten Debut des Berliners Lukas Stamm, der eine Runde überstand und am Dienstag nicht ohne Chancen ausschied. Dustin Jäschke überzeugte ebenfalls mit einem guten Mittwoch, bevor er dann am Donnerstag nicht mehr mithalten konnte. Da war es Horn, der etwas glücklich doch noch den Gruppensieg schaffte, obwohl er sein erstes Match gegen Tonny Carlsen verloren hatte. Ab dem Zeitpunkt verlor er dann nichts mehr. Sechs Partien hintereinander verließ er das Billard als Sieger, bis zum Weltcupsieg.
Semih Sayginer, der im zweiten Halbfinale gegen Jae-Ho Cho mit 26:40 in 22 Aufnahmen verlor, sorgte in Frankreich für die beste Einzelleistung. Im gestrigen Viertelfinale gewann er gegen den Weltmeister Dick Jaspers mit 40:25 in nur 6 Aufnahmen. Es ist die beste jemals gespielte Weltcuppartie und wird in die Rekordlisten der UMB Einzug finden. Neben diesem Supermatch gab es gleich eine ganze Reihe von bemerkenswerten Einzelleistungen. Da war die 9 Aufnahmen Partie von Caudron gegen Cenet. In 10 Aufnahmen war Robinson Morales im Ziel. In 11 Aufnahmen Jeremy Bury und in 13 Aufnahmen sein Landsmann Gwendal Marechal. Martin Horn gewann in 14 Aufnahmen gegen Blomdahl und ebenfalls erwähnenswert ist die 15er Serie von Ding Nai Ngo, die zum Ausgleich gegen Dion Nelin nach 17 Aufnahmen führte.
Den Abschluß unter eine bemerkenswerte Woche soll das Sieger-Statement von Martin Horn bilden: 19:05 Uhr - „Ich kann es immer noch nicht fassen. Ich war in den letzten drei Tagen wie in einem Tunnel. Heute waren die Bedingungen nicht ganz einfach. In der Halle war es ziemlich kalt und die Tische sehr kurz. Ich konnte mich wohl am besten drauf einstellen.“ Und zur Bedeutung des Weltcupsieges. „Ich schätze dieses Sieg höher ein, als den von 2009 in Antalya. Damals gab es nur einen starken Koreaner, keinen einzigen Vietnamesen und insgesamt war die Leistungsstärke mit heute nicht vergleichbar.“ Die nächsten Pläne? „Ich konzentriere mich nun voll und ganz auf Bad Wildungen. Ich will meinen Titel verteidigen und habe auch deshalb den Weltcup in Korea abgesagt. Ich freue mich auf die Deutsche und werde mich gut vorbereiten.“
Das ist auch der Ausblick für die übernächste Woche. Denn dann finden die Deutschen Meisterschaften statt und für alle, die unseren Weltcupsieger LIVE am Billard sehen möchte, ist der hessische Kurort Bad Wildungen ein lohnenswertes Ziel
Endklassement Top16
1. Martin HORN (DE) 10 - 2,020 - 13
2. Jae-Ho CHO (KR) 8 - 1,970 - 11
3. Frederic CAUDRON (BE) 6 - 2,053 - 18
3. Semih SAYGINER (TR) 6 - 1,921 - 12
5. Dick JASPERS (NL) 4 - 2,282 - 12
6. Minh Cam MA (VN) 4 - 1,919 - 9
7. Marco ZANETTI (IT) 4 - 1,864 - 12
8. Dani SANCHEZ (ES) 4 - 1,830 - 11
9. Jeremy BURY (FR) 2 - 2,172 - 11
10. Tayfun TASDEMIR (TR) 2 - 2,121 - 9
11. Jung Han HEO (KR) 2 - 1,921 - 9
12. Murat Naci COKLU (TR) 2 - 1,809 - 11
13. Dinh Nai NGO (VN) 2 - 1,666 - 15
14. Quyet Chien TRAN (VN) 2 - 1,543 - 6
15. Dion NELIN (DK) 2 - 1,512 - 11
16. Birol UYMAZ (TR) 2 - 1,428 - 11
Vor einer fantastischen Kulisse fand das Endspiel von La Baule statt.
Nur knapp um einen Punkt verfeglte Cho den Ausgleich und damit die Verlängerung
Er ist zurück in der absoluten Weltspitze und ab 08.11. bei der Deutschen Meisterschaft in Bad Wildungen im Einsatz
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