Ludo Dielis, belgischer Superstar und Organisator der kommenden Dreiband WM in Antwerpen stand zum Jahresbeginn Kozoom für ein Interview zur Verfügung. In dem Interview beantwortet er neben den Fragen der Redaktion auch 6 Fragen, die ihm von seinen Fans in Deutschland und einem Anhänger aus Argentinien gestellt wurden.

Die Billardwelt kann sich freuen auf eine WM im Mutterland des Billardsports und auf grandiose Partien. Die belgischen Spieler haben gerade in der vergangenen Woche bei ihren Titelkämpfen in Blankenberge bewießen, was sie können.

KOZOOM - In Deutschland kennen wir Ludo Dielis als Billardspieler und Veranstalter des Supercups. Kannst Du den deutschen Billardfans etwas über Dein Leben sagen? Familie, Beruf, Sport. Wann hast Du angefangen Billard zu spielen?

LD - Ich habe mit 11 Jahren angefangen Billard zu spielen, zusammen mit Jos Vervest (2xWeltmeister im Cadre 47/2) im Billard Palast Antwerpen. Als ich 16 Jahre alt war, eröffneten meine Eltern einen Billardsalon.

Mit 17 Jahren wurde ich Junioreneuropameister in Berlin in der Freien Partie und Cadre 47/2. Bei dieser Meisterschaft spielte unter anderem auch Dieter Müller mit. Das erste Mal belgischer Meister im Einband wurde ich mit 21 Jahren im Finale gegen Raymond Ceulemans. Mit 22 Jahren heiratete ich Diane Liekens. Zusammen haben wir einen Sohn und sind jetzt seit 46 Jahren verheiratet. Neben dem Billard spielte ich gern Fußball und interessiere mich für viele verschiedene Sportarten

KOZOOM - Du bist einer der Stars einer glorreichen belgischen Generation von Billardspielern mit Ceulemans, Steylaerts, Corin. 1973 hast Du Deine legendäre Fünfkampf Meisterschaft gespielt und einen Rekord für die Ewigkeit aufgestellt. Durchschnitt 217,00 und HS 2010 im Cadre 47/2. Kannst Du etwas über diese Leistung sagen? Du hast 5 Partien in 1 Aufnahme gespielt, dass ist unglaublich.

LD - Die Serie von 2010 Punkten war eine außergewöhnliche Leistung. Diese Serie und der Gesamtdurchschnitt von 217,00 sind beides noch aktuelle Weltrekorder. Ich denke, dies sind die spektakulärsten Weltrekorde im Cadre 47/2 und hoffe, dass sie noch eine lange Zeit halten.

KOZOOM - Nach den 70er und 80er Jahren, in denen die belgischen Spieler dominierten, kam die nächste Generation mit Peter de Backer, Eddy Leppens, Patrick Niessen und natürlich Frederic Caudron. Aber auch diese Spieler sind schon älter als 40 Jahre. Was kommt danach? Wie sieht es mit dem Nachwuchs in Belgien aus?  

LD - Ja, de Backer, Leppens, Niessen und Caudron sind die besten Spieler im Moment. Und natürlich Eddy Merckx, er ist einer meiner Schüler.

Natürlich hoffe ich, dass wir mehr junge Spieler bekommen, aber im Moment gibt es diese nicht. Persönlich denke ich, dass wir der Jugend eine Perspektive (professionell) bieten müssen, damit sie sich überhaupt für den Billardsport interessieren.

KOZOOM - Du bist Cheforganisator der Dreiband WM dieses Jahr in Antwerpen. Die ganze Welt wird auf Europas Sportstadt 2013 schauen. Kannst Du uns ein paar Details zu diesem Ereignis erzählen? Wo wird die WM stattfinden? Wieviele Zuschauer erwartest Du? Gibt es spezielle Gäste, die Du eingeladen hast? 

LD - Die WM ist vom 16. - 20.Oktober in der Lotto Arena Antwerpen. Ich hoffe, dass wir in den 5 Wettkampftagen 3000 Zuschauer haben werden. Das ist meine Herausforderung. Im Moment haben wir zwei Ehrengäste eingeladen. Raymond Ceulemans hat schon zugesagt und wir warten nun auf die Antwort von Nobuaki Kobayashi.

KOZOOM - Mit Eddy Merckx ist ein belgischer Spieler Titelverteidiger. Im eigenen Land sind die Erwartungen natürlich sehr groß. Wer sind für Dich die größten Favoriten? 

LD - Als Organisator hoffe ich auf eine großartige Weltmeisterschaft und einen würdigen Weltmeister. Natürlich wäre es schön, wenn der WM-Titel in Belgien bleibt. Ich habe zu allen Spielern ein sehr gutes Verhältnis und ich wünsche allen viel, viel Erfolg. 

Manuel aus Neusatdt - In Deiner Bestform, was war Deine schmerzlichste Niederlage und warum war dies so schmerzlich?

LD - Ich verlor das Finale der Einband Europameisterschaft gegen Christ van der Smissen um einen Punkt mit 200:199. Das war sehr schmerzlich, aber es war eine Niederlage gegen einen Freund und der netten Kollegen.

Alejandro aus Buenos Aires - Herr Dielis, haben Sie auch aktiv Artistik, Snooker oder Pool gespielt?  

LD - Ich habe einmal auf bitten von René Vingerhoedt Artistik gespielt. Es war schon sehr speziell, aber nicht vereinbar mit den anderen Disziplinen, die ich gespielt habe. Ein paar Mal war ich Mitglied der Jury bei der Snooker WM Artistik, die von Barry Hearn und Frans van Dijck in Antwerpen organisiert wurde.

Manfred aus Berlin - Wie oft warst Du Weltmeister? Was ist Dein wertvollster Titel?

LD - Ich war 9x Weltmeister, 8x Einzelweltmeister und einmal mit dem belgischen Team. Alle diese Siege waren sehr, sehr schön, aber der Weltmeistertitel im Fünfkampf in Berlin war großartig. Ich spielte im Finale gegen Raymond Ceulemans und lag nach 2 Disziplinen(Freie Partie und Dreiband) mit 0:2 zurück und gewann am Ende durch Siege im Cadre 47/2, Einband und Cadre 71/2 noch mit 3:2.

Helmut aus Dortmund - Warst Du schon immer ein professioneller Spieler, oder hast Du in einem Beruf gearbeitet?

LD - In der BWA (Billard Worldcup Assoziation) unter Werner Bayer war ich 8 Jahre Profi. Beruflich hatte ich 14 Jahre lang einen Billardsalon zusammen mit meinen Eltern und danach 9 Jahre zusammen mit meiner Frau. Danach habe ich Öffentlichkeitsarbeit für die Fa. Minolta gemacht.

Jens aus Essen - Wie wird sich Billard in den nächsten 10 Jahren entwickeln? Wie werden die Preisgelder sein und wie wird das Interesse der Medien sein?

LD - Eine wichtige Frage für die Zukunft, die schwer zu beantworten ist. Ich denke, unser Sport muß attraktiver werden. Die Preisgelder müssen erheblich angehoben werden, damit die finanzielle Perspektive für die Spieler besser wird, als im Moment.

Patrick aus München - In Deiner aktiven Zeit, wie oft hast Du trainiert und was hast Du trainiert?

LD - Ich habe jeden Tag 6 Stunden trainiert. Am meisten habe ich Einband trainiert, 600-1000 Punkte jeden Tag. Im Cadre 47/2 habe ich häufig zwei Partien (400 Punkte)  pro Tag gespielt. Andere Disziplinen habe ich dann mit den Einbandspiel kombiniert. Als ich dann anfing ausschließlich Dreiband zu spielen, habe ich jeden Tag 3 Partien auf 60 Punkte gespielt.