GURI - Jeremy Bury ist der Sieger des Weltcups im koreanischen Guri. Der 35-jährige Franzose war am Finaltag nicht zu stoppen und schlug erst das Supertalent Cho und im Finale den Vietnamesen Tran. Mit 40:30 in 20 Aufnahmen gewann er das Endspiel und damit auch seinen ersten Weltcup im vierten Finale seiner Karriere.

Nach dem Gewinn der Verhoeven Open im New Yorker Carom Cafe gewann Bury damit auch das zweite große internationale Turnier in Folge und verdiente innerhalb eines Monats 14.500 Dollar (9.000 + 5.500). 

Im Sieger-Interview mit dem Kozoom Journalist Frits Bakker blickte Jeremy Bury nochmals auf die Besonderheit dieser Siege zurück. "Am Tag meines New York Sieges ist meine Tochter fünf Jahre alt geworden. Und hier in Guri ist heute mein fünfter Hochzeitstag. Es ist unglaublich, dass ich diese Turniere genau an solch wichtigen privaten Ereignissen gewinnen konnte."

Dem Zuschauer, der Bury seit Jahren verfolgt und ihn noch aus den AGIPI Zeiten kennt, wird nicht verborgen geblieben sein, dass der Bury von 2016 ein anderer ist, als noch vor 5 Jahren. Sein Spiel ist immer noch analytisch und wenig attraktiv, aber seine Ausstrahlung ist nicht mehr so verbissen. Jeremy Bury hat schwierige Zeiten hinter sich. Zeiten, in denen er sich fragte, ob es Sinn macht, an dem Traum Billardprofi zu sein, weiter festzuhalten. "Ich möchte nicht mit 50 Jahren aufwachen und mich fragen; was kann ich noch tun?" Die Entscheidung, mit einem regelmäßigen Job seine Familie zu ernähren, war für ihn die Richtige. Wohl kostete ihn das einige Monate, in denen er nicht die gewohnte Leistung brachte und auch in der Weltrangliste abrutschte. Aber offensichtlich brachte es ihm auch eine Portion Gelassenheit und Sicherheit, die sich wohltuend auf sein Spiel auswirkte. 

"Meine Einstellung hat sich nicht geändert. Das Wichtigste in meinem Leben ist meine Familie. Es ist wundervoll zwei Turniere zu gewinnen und trotzdem werde ich an meinem Weg festhalten. Ich möchte als Nationaltrainer mein Wissen und meine Erfahrung weitergeben."

Bury´s Finalgegner, der Vietnamese Quyet Chien Tran war im Endspiel keineswegs chancenlos. Er nutzte seine Chancen so gut wie möglich und machte kaum Fehler. Vielleicht fehlte bei ihm der letzte Biss. Immerhin holte er für sein Land mit dem Finaleinzug den größten Triumph, den jemals ein Spieler erreichte. Vielleicht kostete das zu viel Kraft. Die Siege gegen Blomdahl im Viertelfinale und Jaspers im Halbfinale waren der Beweis für sein Können und seine Nervenstärke. Der Halbfinalsieg war die Revanche für vier Niederlagen, die Jaspers in Ho Chi Minh in Folge seinen Landsleuten zufügte. 

Dick Jaspers wird sich schnell von seiner Niederlage erholen. Gestern noch war er der große Held und auf dem Weg zu einem neuen Weltrekord. Nach 3 Partien stand er bei 2,790 GD. Und doch ist es nichts, wenn man nicht die Zauberformel kennt, um eine solche Form einzufrieren und jederzeit abzurufen. Glücklicherweise kennt diese Formel niemand und das ist dann die Chance für die Underdogs. Nach einer für den Niederländer grausamen Niederlage wurde er Dritter mit immerhin noch dem besten GD von 2,181. Zwei weitere Bestleistungen gehen ebenfalls auf sein Konto. Jasper spielte die beste Partie in 9 Aufnahmen (4,444) und auch die höchste Serie mit 16 Punkten. 

Der beste GD gehört, wenn man genau sein will, Marco Zanetti, der mit 2,583 in Runde eins gegen Javier Palazon ausschied. Er selbst wird auf diese Bestmarke sicher nur wenig Wert legen. 

DIE große Neuentdeckung kommt aus Korea. Der 18-jährige Myung Woo Cho wurde Dritter und das mit stolzen 1,726 GD. Cho ist der Beweis dafür, dass man es auch im Dreiband ganz früh ganz weit schaffen kann. Das Geheimnis gab er selber preis. 10 Stunden Training pro Tag. Das klingt unglaublich, aber wenn es auch nur die Hälfte ist, dann weiß man, welch harte Arbeit dahinter steckt. Das große Geheimnis der Koreaner ist vielleicht doch nicht so geheimnisvoll. Es könnte in Training und Disziplin liegen!

Von allen gelobt und wie immer in glänzender Form präsentierte sich ein anderer Teilnehmer in Guri: Das koreanische Publikum. Der spätere Sieger Bury beschrieb das so: "Das Halbfinale gegen Cho war sehr schön. Die Zuschauer hier pushen ihren Landsmann sind aber nicht gegen mich, sondern sehr fair."

Am Finaltag gab es vor dem Einlass in den Turniersaal eine lange Schlange. Tausende Fans wollten ihren Helden, den 18-jährigem Myung Woo Cho sehen. Der Hipe um den Billardsport in Korea ist weiter ungebrochen.

Die Fans des LIVE-Dreiband haben nun eine Woche Pause, bevor das nächste Event ansteht. Vom 12. bis 17.September findet im belgischen Lier das Superprestige statt. Die nächste Station im Weltcup ist La Baule in Frankreich. Dann kehrt der Billardsport für eine Woche wieder in sein Mutterland zurück. Und natürlich auch in das Land des Siegers von Guri; Jeremy Bury. Bury wird dann unter den Gesetzen sich befinden, denn sein Sieg bedeutet gleichzeitig auch Platz 9 in der aktuellen Weltrangliste.

Souverän auch beim Interview: Das Supertalent Myung Woo Cho (18)

Kaum zu fassen, aber es handelt sich hier um den Einlass zum Finaltag!

Weltrangliste Stand: 04.September

1. Frédéric Caudron 404 Pkt.

2. Torbjörn Blomdahl 376 Pkt.

3. Dick Jaspers 341 Pkt.

4. Eddy Merckx 327 Pkt.

5. Marco Zanetti 240 Pkt.

6. Daniel Sanchez 229 Pkt.

7. Sameh Sidhom 229 Pkt.

8. Nikos Polychronopoulos 226 Pkt.

9. Jeremy Bury 206 Pkt.

10. Quyet Chien Tran 185 Pkt.

11. Dong Koong Kang 185 Pkt.

12. Jae Ho Cho 182 Pkt.

Weltcup-Wertung nach 5 von 7 Turnieren

1. Frédéric Caudron 238 Pkt.

2. Dick Jaspers 206 Pkt.

3. Eddy Merckx 158 Pkt.

4. Jeremy Bury 152 Pkt.

5. Nikos Polychronopoulos 142 Pkt.

6. Torbjörn Blomdahl 112 Pkt.