ANKARA - Der Weltcup in Ankara, die erste Station einer hoffentlich störungsfreien Reise mit 7 Weltcupturnieren, biegt auf die Zielgerade ein. Am heutigen Finaltag sehen wir die beiden Halbfinals um 09:00 Uhr und 11:00 Uhr deutscher Zeit und um 14:00 Uhr das Endspiel. Im ersten Halbfinale treffen Dick Jaspers und Marco Zanetti aufeinander, im zweiten Durchgang dann Tayfun Tasdemir und der Vietnamese Quyet Chien Tran. Die Festtage des deutschen Dreiband Sports, wie Martin Horn sie nannte, endeten gestern mit der Niederlage im Viertelfinale gegen den Vietnamesen Quyet Chien Tran. 

Martin Horn begann den gestrigen Tag mit seinem Achtelfinale gegen den Schweden Torbjörn Blomdahl. Nach verhaltenem Start von beiden griff der Deutsche in der 9.Aufnahme mit einer 12er Serie an und führte mit 20:8. Es dauerte bis zu 16.Aufnahme, dann hatte Blomdahl den Anschluß zum 28:27 geschafft. Von an konnte sich keiner mehr wesentlich absetzen. In der 28.Aufnahme nutzte Horn dann seinen zweiten Matchball zum 50:45 und hatte damit das Viertelfinale erreicht. „Damit konnte ich mich für die World Games qualifizieren und habe mich unter den Top 14 behauptet, auch wenn ich einige Plätze verloren habe. In Las Vegas kann ich dann erneut angreifen.“, so Martin Horn, der in Ankara immerhin 54 Punkte aus früheren Turnieren zu verteidigen hatte.

Das Viertelfinale gegen den Vietnamesen Tran war über weite Strecken eine klare Angelegenheit für den Asiaten. In die Pause ging es mit 27:9 in 11 für Tran. Horn konnte dann den Rückstand verkürzen, kam aber nie ganz in Schlagdistanz. Nach 23 Aufnahmen beendete der Vietnamese das Match zum 50:29 und steht damit im Halbfinale. 

Es ist erstaunlich, wie stark sich Tran in Ankara präsentiert. Immerhin verpasste er Coronabedingt die beiden Weltcups und die Weltmeisterschaft im letzten Jahr. Im Achtelfinale beendete er die Reise des Koreaners Jung Han Heo, den er mit 50:32 in 23 Aufnahmen besiegte. Nun trifft er im zweiten Halbfinale um 11.00 Uhr deutscher Zeit auf den Lokalmatadoren und Hoffnungsträger der Gastgeber Tayfun Tasdemir. Tasdemir besiegte im Viertelfinale den Griechen Nikos Polychronopoulos, der insgesamt ein großartiges Turnier spielte und am Ende geteilter Fünfter wird. Tasdemir gewann das Match mit 50:41 in 23 Aufnahmen unter tosendem Jubel der anwesenden türkischen Fans. 

Im Achtelfinale gewann der türkische Meister gegen den Spanier Dani Sanchez mit 50:41 in 27 Aufnahmen. Dies war wahrscheinlich das kurioseste Match des Weltcups. Nach 8 Aufnahmen führte Tasdemir mit 17:11. Dann passierten dem Spanier tatsächlich 7 Fehlaufnahmen, in denen sein Gegner gleichzeitig 26 Punkte erzielte. Nach 16 Aufnahmen stand es 43:11. Doch der Spanier versuchte nach wieder gewonnener Sicherheit alles und Tasdemir verlor seine Sicherheit. Am Ende  reichte es in 28 Aufnahmen zum 50:41 für den einzig verbliebenen türkischen Spieler.

Im ersten Halbfinale sehen wir heute morgen den Niederländer Dick Jaspers und den Italiener Marco Zanetti. Mit dem Erreichen der Vorschlußrunde hat Jaspers beim dritten Turnier in Folge den Finaltag erreicht. Er war Finalist beim Weltcup in Sharm-El Sheikh, gewann die Weltmeisterschaft am gleich Ort eine Woche später und ist in Ankara nun im Halbfinale. Jaspers erlebt keine einfachen Tage in der Türkei. Er verlor ein Gruppenspiel gegen den Kolumbianer Jose Juan Garcia und vermied sein Ausscheiden gestern im Viertelfinale ganz knapp. Es sind natürlich die besonderen Fähigkeiten eines besonderen Meisters, der in der Lage ist am Ende sein Glück zu erzwingen. So geschehen gegen Haeng-Jik Kim, der im Viertelfinale gegen den Weltmeister stets eine gute 10 Punkte Führung behaupten konnte und am Ende um ein winziges Pünktchen den Erfolg verpasste. Nach 27 Aufnahmen gewann der Niederländer 50:49 und mit Kim schied der letzte Koreaner aus. Im Achtelfinale gewann Jaspers gegen Peter Ceulemans deutlich mit 50:13 in 20 Aufnahmen, Kim beendete einen guten Weltcup für den Ägypter Sameh Sidhom mit 50:32 in 22 Aufnahmen.

Marco Zanetti zählt mit Torbjörn Blomdahl zu den ältesten Spielern im Weltcup auf Top-Niveau. Der Italiener ist ein Phänomen, weil er seit einigen Jahren auf alle Liga-Engagements im Ausland verzichtet und sich ganz auf die Weltcups und einige wenige Turniere konzentriert. Das spart Kräfte und macht ihn im Turnier so gefährlich. Zanetti gewann im Achtelfinale gegen Eddy Merckx, der nach 3,00 GD in der Gruppe nicht mehr an diese Leistung anknüpfen konnte. Nach 30 Aufnahmen gewann Zanetti mit 50:35 gegen den Belgier. Im Viertelfinale besiegte er Michael Nilsson aus Schweden mit 50:39 in 34 Aufnahmen. Nilsson erlebte den besten Weltcup seit Jahren und vielleicht die beste Woche seiner Karriere, denn am vergangenen Samstag wurde er Team-Europameister mit Landsmann Blomdahl. Nun also das Viertelfinale, was ihm für die kommenden Turniere zusätzliches Selbstvertrauen geben wird. Nilsson beendete im Achtelfinale den Höhenflug des Kolumbianers Jose Juan Garcia. Mit 50:25 in 18 Aufnahmen gewann der Schwede und verwandelte im Verlauf der Partie eine Serie von 20 Punkten.

Martin Horn schaffte mit dem Viertelfinale auch die Quali für die World Games in Birmingham

Quyet Chien Tran spielt ein großartiges Turnier und spielt im Halbfinale gegen Tasdemir

Weltmeister und Weltranglistenerster Jaspers steht im Halbfinale gegen ......

........ den Italiener Marco Zanetti

Wer von den vier verbliebenen Spielern macht den besten Eindruck? Wer wird den Weltcup in Ankara gewinnen? Was wir wissen ist, dass es einer der vier sein wird. Das war es dann auch schon. Dreiband ist so unvorhersehbar, dass es einfach nicht möglich ist, irgendeine Prognose abzugeben. Alle vier Spieler zählten zu den Gesetzten, haben sich über drei Gruppenspiele, Achtel- und Viertelfinale in den heutigen Tag gekämpft. Und bekanntermaßen werden die Karten heute völlig neu gemischt. Alle vier kennen das Gefühl und den Druck eines Halbfinales oder sogar Endspiels. Alle haben schon mindestens einen Weltcup gewonnen. Der Unterschied könnte am Ende eine Kleinigkeit sein, von der jetzt noch keiner weiß. Das ist Dreiband, und das macht den Sport so attraktiv und so unvorhersehbar. Die Sympathien in der Turnierhalle dürften indes klar verteilt sein. Tayfun Tasdemir ist der Held der türkischen Billardfans, die mit Semih Sayginer, Murat Naci Coklu und Lütfi Cenet drei Schwergewichte bereits in der Gruppenphase verloren haben. 

Lehnen wir uns zurück und genießen den Finaltag, bestehend aus drei Matches. Am Ende werden wir feststellen, dass der beste Spieler auch gewonnen hat. WER SONST !