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FREDERIC CAUDRON: "Ich liebe dieses Spiel!"
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Frederic Caudron; im Siegesrausch eilte er 2013 von Triumph zu Triumph
KOZOOM - In jedem Jahr gibt es unzählige Ereignisse, die außergewöhnlich sind, herausragend, kaum zu glauben, erstaunlich oder einfach nur besondere Leistungen. Die meisten davon bleiben im Verborgenen, man hört nie davon. Einige schaffen es in diverse TV-Jahresrückblenden und wieder sind nur für ein ganz bestimmtes Publikum überhaupt interessant und würdig, darüber zu sprechen.
Die moderne Medienvielfalt bringt es mit sich, dass immer mehr dieser ungewöhnlichen Leistungen überhaupt bekannt werden und entsprechende Anerkennung finden, selbst wenn diese vom Hauptdarsteller selbst als gar nicht so außergewöhnlich angesehen werden.
So kommt es, dass Frederic Caudron sein Billardjahr selbst als "GANZ GUT" bezeichnet, wo der begeisterte Zuschauer ein ums andere Mal in gänzliche Verzückung verfällt.
Es gab schon immer, auch im Billardsport, ungewöhnliche sportliche Leistungen. Eine Titelserie, wie die von Raymond Ceulemans war und ist unfassbar und wird es so wahrscheinlich nie wieder geben. Die Leistungen des jungen Torbjörn Blomdahl, Anfang der 80er Jahre, und seine bis heute 41 Weltcupsiege sind ebenso faszinierend, wie die eines Dieter Müller, Jean Marty oder Ludo Dielis, der erst als Spieler Geschichte schrieb und in diesem Jahr als Organisator die wohl beste Weltmeisterschaft in der Geschichte des Billardsports in Antwerpen ausrichtete.
Der Unterschied zwischen all den ganz Großen im Billardsport ist nicht in ihren sportlichen Leistungen allein zu suchen; die waren immer phänomenal und nahezu unglaublich. Nein - Es ist die öffentliche Wahrnehmung und die ist heute um ein vielfaches, vielleicht hundertfach, größer als vor 20, 30 oder 40 Jahren.
Frederic Caudron hat ein sensationelles Jahr 2013 erlebt. Natürlich vergeht seit 20 Jahren kein Jahr, indem er nicht einige Titel gewinnt und nicht durch fantastische Leistungen überzeugt. Und auch 2013 gewann er seine obligatorischen belgischen Titel, nur nicht im Dreiband. Er gewann einen Weltcup in Kolumbien, im April die Europameisterschaft im Einband, die Verhoeven Open in New York, im Vorbeigehen ein Einladungsturnier im Cadre 71/2 in Ronchin, das Kim Chi Turnier in Korea, das Superprestige in Lommel, die Mannschafts-WM in Viersen, zusammen mit Eddy Merckx und die Einzel-WM in Antwerpen.
Caudron spielt aber nicht nur als Sieger die Hauptrolle. Ungewöhnlich auch seine Teilnahmen, wenn er nicht gewinnt. Das Weltcupjahr begann in Antalya mit dem Erstrundenaus gegen Ahmed Alp und einem Außerirdischen, der sich mit ziemlich irdischen 0,9 GD zufrieden geben mußte. Beim Agipi Masters erreicht er zum zweiten Mal das Finale und verliert gegen seinen Mannschaftskameraden Marco Zanetti. Seine wahre Heldentat in diesem Turnier fand allerdings in der Gruppenphase statt. Gegen Dick Jaspers erlebt Caudron einen grausamen Start. Nichts will ihm gelingen und beim Stand von 7:44 wäre wohl jede Wette auf ihn einen Lottospiel gleichgekommen. Was dann passierte, ist genauso wenig erklärbar, wie der Ausfall in den bisherigen 15 Aufnahmen. Caudron gewinnt das Match nur wenige Aufnahmen später mit 50:47. In 9 Aufnahmen 33 Punkte für Caudron, 3 Punkte für Jaspers.
Ähnlich legendär, aber ohne Happyend für den Meister, endete das Halbfinale bei der Europameisterschaft in Brandenburg. In der 6. Aufnahme steht es 15:3 für Zanetti, als Caudron zu einer mächtigen Serie ausholt, die erst nach 28 Punkten enden will. Es gab tatsächlich Meinungen, die ihm eine Schlußserie (37 Punkte) zutrauten. Doch der Weltrekord hilft nichts. Caudron verliert das Match 40:37 in 12 Aufnahmen und zeigt sich in einer Schlüsselphase des Matches noch dazu als fairer Sportsmann, als er Zanetti gestattet, am Tisch zu bleiben, obwohl der Schiedsrichter anders entschieden hatte.
All dies macht Frederic Caudron zur schillerndsten Persönlichkeit in der Billardwelt des Jahres 2013.
Seine Statements im Interview mit Kozoom sprechen eine deutliche Sprache. Frederic Caudron liebt das Billardspiel und tut alles dafür, dass ihm diese Liebe nicht verloren geht.
MARKUS SCHÖNHOFF - Dieses Jahr war voll von fantastischen Höhepunkten und bei einigen hast Du die Hauptrolle gespielt. Der Sieg bei der Weltmeisterschaft in Antwerpen, oder Deine unglaublichen Leistungen beim Agipi Masters und bei der Europameisterschaft in Brandenburg. Was war am Ende Dein persönlicher Höhepunkt und warum?
FREDERIC CAUDRON - Der Höhepunkt war eindeutig die Weltmeisterschaft in Antwerpen, in Belgien. Es war eine fantastische Atmosphäre und 1.500 Zuschauer im Publikum. Es war genau der richtige Zeitpunkt dieses Turnier zu gewinnen.
MARKUS SCHÖNHOFF - Dein Start ins Jahr war etwas schwierig. Kein Dreiband-Titel in Belgien und dann das Erstrunden-Aus in Antalya. Aber dann konntest Du schnell Deine Kraft und Deinen Kampfgeist zeigen. Man kann sagen, dass Du der einzige warst, der Marco Zanetti hätte im ersten Halbjahr schlagen können. Wie schätzt Du Deinen Start ins Jahr mit den ersten Turnieren ein?
FREDERIC CAUDRON - Mein Start ins Jahr 2013 war in Ordnung, nicht so schlimm, wie es scheint. Natürlich war Antalya ein schlechtes Turnier für mich, aber gleichzeitig bin ich in dieser Zeit auch Mannschaftsweltmeister, zusammen mit Eddy Merckx, in Viersen geworden. Den belgischen Titel zu gewinnen ist gar nicht so einfach. Ich habe zwar ganz gut gespielt, aber eben nicht gewonnen.
MARKUS SCHÖNHOFF - Wie wichtig war der WM-Titel in Antwerpen für Dich und für den belgischen Verband?
FREDERIC CAUDRON - Antwerpen war enorm wichtig für mich, denn die Organisation hatte gehofft, dass am Finaltag noch mindestens ein Belgier dabei ist. Und dann war natürlich auch die Erinnerung an die beiden Weltmeisterschaften in der Vergangenheit, die in Belgien stattfanden. Beide Male hatte ein belgischer Spieler im Finale verloren. Somit war der Druck für mich schon sehr hoch und umso schöner war es, dass ich diese Weltmeisterschaft gewinnen konnte.
MARKUS SCHÖNHOFF - Was war für Dich das Match des Jahres und warum?
FREDERIC CAUDRON - Es war das Halbfinale in Brandenburg gegen Zanetti. Ich spielte eine Serie von 28 Punkten, aber verlor trotzdem das Match. Beide haben wir über drei Durchschnitt gespielt. Es war eine Chance den Weltrekord zu verbessern. So oft wird diese Chance nicht wiederkommen.
MARKUS SCHÖNHOFF - So viele Menschen sagen, wenn ich Frederic Dreiband spielen sehe, dann sieht alles so einfach aus. Er spielt mit soviel Inspiration und hat viel Spass dabei. Was ist für Dich die Faszination beim Billard und vor allem im Dreiband? Ist es nur Dein Beruf, oder viel mehr?
FREDERIC CAUDRON - Billard ist mein Beruf, aber es ist immer noch ein Spiel. Und ich liebe es, dieses Spiel zu spielen. Wahrscheinlich werden wir dieses Spiel nie zu 100% verstehen. Heute kann man 3 Durchschnitt spielen und alles sieht einfach aus. Morgen spielt man dann nur 1 Durchschnitt und Du wunderst Dich, wie das möglich ist, wie als hätte man alles über das Spiel vergessen......, aber ich liebe Billard zu spielen.
MARKUS SCHÖNHOFF - Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Dir und Deiner Familie, Freunden und Mannschaftskollegen ein schönes, besinnliches Weihnachtsfest und vor allem viel Gesundheit.
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