BURSA - Frederic Caudron gewinnt den Auftaktweltcup im türkischen Bursa mit Sieg gegen die Nummer eins der Weltrangliste Dick Jaspers. In nur 7 Aufnahmen besiegt er den Titelverteidiger mit 40:14 und verbessert damit den Rekord in einer Finalpartie um eine Aufnahme. Dieser wurde bis heute von Jaspers gehalten, der vor zwei Jahren in Luxor in 8 Aufnahmen gegen den Koreaner Haeng Jik Kim den Weltcup in Ägypten gewonnen hatte.

Für den Belgier ist es die drittbeste Partie seine Karriere. Zweimal erledigte er die 40 Punkte in 6 Aufnahmen. Beide Male im Rahmen eines belgischen Grand Prix. Im internationalen Geschäft und in Anwesenheit zahlreicher Kameras schaffte er eine solche Leistung bisher nicht. 

Caudron zelebrierte seinen Sieg in seinem unnachahmlichen Stil. Seine Devise, wenn es denn klappt, ist, schnelle Führung und bis zum Sieg verwalten. In Bursa begann er mit 12 Punkten vom Anstoß weg. Dann folgten drei Punkte und nochmal vier zur 19:7 Führung nach 3 Aufnahmen. Das dies noch nicht die komfortable Führung gegen einen phänomenalen Jaspers sein sollte, dachte sich der Belgier wohl auch und ließ gleich noch vor der Pause eine weitere 10er Serie folgen. Mit 29:7 ging es in die Pause. Und auch nach der Pause blieb die erhoffte Attacke von Jaspers aus. Der Niederländer, der in 4 Partien mit 2,711 GD völlig fehlerfrei blieb, suchte vergebens nach seinen Chancen und war durch die Übermacht des Belgiers sichtlich angeschlagen.

Caudron spürte, dass alles für ihn lief und er die Defensive wohl nicht braucht. Die Schlußserie folgte in Runde 7. 11 Punkte und damit die dritte 2-stellige Serie in einer Partie brachten ihm den Sieg. Im Nachstoß schraubte Jaspers sein Punktekonto noch auf 14 Punkte und beendete diesen Weltcup auf Platz 2 mit unfassbaren 2,636 GD.

Caudron spielte mit 5 siegreichen Partien einen GD von 2,105 und erreichte damit den viertbesten GD des Turniers.

Der Belgier kam mit großer Form nach Bursa, die wohl sogar besser ist, als die gespielten 2,105 GD, aber sein Ziel war in erster Linie der Sieg. In vielen, vielen Turnieren zeigte er großes Billard und verpasste den Sieg, weil er zu große Risiken einging. Seit einigen Jahren ist dies nicht mehr so. Für ihn ist es nicht schlimm 1,3 Durchschnitt zu spielen, solange er als Sieger den Tisch verlässt. Das er auch anders kann, bewies das Finale.

Das Halbfinale gegen Dong Koong Kang war ein schöner Sieg ohne übermäßigen Glanz. Nach 20 Aufnahmen war der Widerstand des Koreaners gebrochen. Kang begann das Match hoffnungsvoll mit einer frühen 10er Serie und versuchte so, den Belgier unter Druck zu setzen. Und schon da merkte man, dass dieser Tag keinem anderen als Caudron gehören sollte. Ohne sichtbare Nervosität spielte er sein Match, überholte Kang mit Leichtigkeit und baute sich selbst eine komfortable Führung auf. 40:26 der Endstand für Caudron.

Das zweite Halbfinale war eine weitere Demonstration von Dick Jaspers, der Jeremy Bury in 13 Aufnahmen mit 40:21 bezwang. Jaspers startete mit 13 Punkten vom Anfangsstoß und war anschließend eigentlich nicht mehr zu stoppen. In einem Statement nach dem Match gestand Bury später. „So wie gestern im Match gegen Cho alles für mich lief, so lief es nun für die Nummer eins der Welt.“ Jaspers ließ keine Niederlage zu und spielte konzentriert das Match zu Ende. Nach dieser Partie stand er zudem bei 2,711 GD und war tatsächlich in unmittelbarer Reichweite des Weltrekordes von 2,739 GD, gehalten von Blomdahl und Sanchez. Dazu benötigte er nun noch einen 14 Aufnahmen Sieg. 13 Aufnahmen für den alleinigen Rekord. 

Das vermasselte ihm am Ende Frederic Caudron mit seiner unwiderstehlichen 7-Aufnahmen Partie. In roter Weste und schwarzem Hemd, dem Outfit seines türkischen Vereins, holte er sich den Weltcupsieg und den Rekord mit der besten Finalpartie aller Zeiten.

Ob und welche Rekorde in Bursa in dieser Woche gebrochen wurden, ist kaum voll umfänglich nachvollziehbar. Fest steht, dass es eine Fülle von phantastischen Momenten gab.

Die besten Partien zum Beispiel ergaben diese Reihenfolge: 7, 8, 9 und 2x10 Aufnahmen. Die GD-Rangliste wird angeführt von Jaspers mit 2,636 GD, gefolgt von Jeremy Bury mit unglaublichen 2,274 GD. Es folgt Jae Ho Cho mit 2,230 vor dem Sieger Caudron mit 2,105 GD. Das beste Match stammt aus der Qualifikation. Der Kolumbianer Jose Juan Garcia besiegte den späteren Dritten Dong Koong Kang mit 40:36 in 10 Aufnahmen. 

Alles in allem eine kleine, aber durchaus spürbare Leistungssteigerung. Mit verantwortlich dafür könnte auch die Einführung des dritten Time Out sein, dass den Spielern gegeben wurde. Nach wie vor dürfte der Nachstoß umstritten sein. Erneut durfte der spätere Sieger aus Respekt vor seinem nachstoßenden Gegner nur verhalten jubeln, wenngleich 31 Punkte zum Ausgleich so gut wie unmöglich sind. Gleiches gilt für das Achtelfinalmatch zwischen Jaspers und Cenet, dass Jaspers nach 8 Aufnahmen als Erster beendete.

Das Siegerpodest von Bursa mit (v.l.) Jaspers, Caudron, Kang und Bury

In der Weltrangliste konnte Jaspers seine Führung weiter ausbauen und hat nun 40 Punkte Vorsprung vor Caudron. Das System der Weltrangliste berücksichtigt die letzten 8 Weltcupturniere. Vor dem Turnier in Bursa waren das alle sieben Turniere des letzten Jahres und der letzte Weltcup aus 2015 (Hurghada). Hurghada 2015 wurde nun durch das Ergebnis in Bursa ersetzt. 

Und so sieht das Ranking seit heute aus:

1. Dick Jaspers (NL) 432 Pkt.

2. Frederic Caudron (BE) 392 Pkt.

3. Torbjörn Blomdahl (SE) 326 Pkt.

4. Daniel Sanchez (ES) 324 Pkt.

5. Nikos Polychronopoulos (GR) 297 Pkt.

6. Haeng Jik Kim (KR) 286 Pkt.

7. Eddy Merckx (BE) 280 Pkt.

8. Jeremy Bury (FR) 260 Pkt.

9. Marco Zanetti (IT) 255 Pkt.

10. Sameh Sidhom (EG) 228 Pkt.

11. Jung Han Heo (KR) 216 Pkt.

12. Jae Ho Cho (KR) 213 Pkt.

13. Murat Naci Coklu (TR) 191 Pkt.

14. Quyet Chien Tran (VN) 190 Pkt.