Frederic Caudron, Weltranglistenerster und einer der schillerndsten Persönlichkeiten des Dreiband-Zirkus im Interview mit KOZOOM. Caudron spricht über den verpassten nationalen Titel im Dreiband, über respektvollen Umgang mit Organisatoren von Turnieren und über die Zeitregel.

KOZOOM-Zuerst Frederic, Glückwunsch zu drei weiteren belgischen Titels. Es waren wieder großartige Resultate, besonders Dein perfektes Match im Cadre 71/2 in einer Aufnahme gegen Patrick Niessen. Aber ein weiteres Mal hast Du den Titel im Dreiband verpasst. Was ist die größte Schwierigkeit für Dich, im Dreiband zu gewinnen? Ist es das Programm mit 15 Partien in einer Woche, oder die Gegner, die natürlich besonders motiviert sind, wenn sie gegen Dich spielen? Und was dagst Du zum neuen System, vermisst Du das Satzsystem?

FC-Es gibt einige unterschiedliche Dinge, die erklären, warum es schwierig ist, den belgischen Dreiband-Titel zu gewinnen. Als Erstes, natürlich, wir haben viele starke Spieler in Belgien, die im Dreiband gewinnen können. Zweitens, ich spiele viele Partien in einer Woche, sodass meine Energie nicht immer bei 100% sein kann und Drittens, wahrscheinlich das wichtigste; es ist schwierig für mich das perfekte Feeling für Dreiband zu haben, nachdem ich Cadre gespielt habe. Ich mache mehr oder weniger 1000 Punkte in den klassischen Disziplinen, bevor ich eine Dreiband Partie spiele. Das ist dann schwierig bei großen Bällen. Und tatsächlich, ich vermisse das Satzsystem, welches meiner Meinung nach spannender für das Puplikum ist.

KOZOOM-Das Jahr 2013 ist vielleicht auch ein ganz Besonderes für Dich. Wir haben das Agipi Matsers, die Team-WM in Viersen, mit Dir und Eddy Merckx als Titelverteidiger, das neue Turnier in Lausanne, die Multi-EM in Brandenburg und einige Weltcups. Natürlich das wahrscheinlich absulte Highlight die WM in Antwerpen. Was ist für Dich das wichtigste Turnier in diesem  Jahr und in welcher Disziplin wirst Du in Brandenburg starten?

FC-Jedes Turnier ist wichtig. Ich versuche jedes dieser Turniere zu gewinnen, weil wenn man viele Turniere spielt, dann versucht man auch immer zu gewinnen. Es sind auch nicht nur die Turniere mit hohem Preisgeld, die für mich wichtig sind. Es ist eine Frage des Respekts vor der Organisation, zu versuchen dein Bestes zu geben. Natürlich ist die WM in Antwerpen etwas besonderes und man sollte versuchen, dort ganz besonders gut zu spielen, aber du weißt nie, was passiert. In Brandenburg werde ich Dreiband Einzel und im Team spielen und Einband. Leider kann ich wegen der Terminplanung nicht Cadre 71/2, meine Lieblingsdisziplin, spielen. Schade.

KOZOOM-In dieser Woche startet die Hauptrunde beim Agipi Matsers mit den Gruppen A und B. Du bist in der Gruppe D, eine Woche später. Das ist vielleicht die stärkste Gruppe mit drei Siegern des Masters. Dick Jaspers, der Doppelsieger und Sung-Won Choi, Sieger des Jahres 2011. Ein weiterer Koreaner Chong-Bok Lee und vielleicht Eddy Leppens komplettieren die Gruppe. Wie ist Deine Meinung zu dieser Gruppe? Jedes Jahr spielst Du phantastische Partien in Schiltigheim, hast aber noch nie gewonnen, Und in diesem Jahr?

FC-Jede Gruppe ist schwierig und dieses Turnier zu gewinnen ist nunmal nicht einfach. Ich habe 3mal das Chrytsal Kelly Turnier gewonnen, welches viele Jahre das schwierigste Turnier war. Und ich blieb zweimal ungeschlagen mit 7 Siegen in diesem Turnier. Letztes Jahr habe ich in Schiltigheim nicht gut gespielt und natürlich will ich es dieses Jahr besser machen.

KOZOOM-Vor einigen Jahren sprach man von den "BIG FOUR"; Blomdahl, Caudron, Jaspers und Sanchez im Weltbillard. Und heute: viele koreanische Spieler, viele türkische und natürlich unser Martin Horn, Marco Zanetti und Kasidokostas sind in der Weltspitze. Und Du stehst derzeit ganz oben in der Weltrangliste. Wie wichtig ist diese Position für Dich und was denkst Du über das neue Spielsystem der UMB und der CEB, nur noch Partien bis 40 Punkte zu spielen? Ist es nun schwieriger für die Topstars zu gewinnen?

FC-Es ist gut, dass viele andere Spieler nun die Rangliste erobern. Das bedeutet, dass man immer sehr gut spielen muß, um seine Position zu halten. Zum System; wir spielen nun kürzere Partien, weil durch das Satzsystem die Spiele länger dauern. Aber nun werden viele Partien ohne Spannung bleiben. Und gerade kürzere Distanz bedeutet auch, dass jeder Stoß zu lange dauert. 50 Sekunden ist zu lang und die Spannung ist damit auch zu niedrig. Ich würde auf 30 Sekunden pro Stoß verkürzen, dann ist das Spiel schon wegen der Zeit spannend. Aber ich weiß, dass die Spieler das nicht lieben, weil es für sie nicht leicht ist, schneller zu spielen. Ich finde, es ist Zeit, an das Publikum zu denken.

KOZOOM-Wie ist die Situation in unserem Sport. Wir haben viele Meisterschaften, die Live übertragen werden, viele Spieler, die ein großes Turnier gewinnen können und Top-organisierte hochklassige Meisterschaften. Das ist der positive Teil. Wie haben aber auch niedrige Preisgelder, nur drei Weltcups im Jahr und nicht viele Zuschauer. Was müssen wir tun? Andere Austragungsorte für Turniere, nicht mehr diese absolute Stille in den Turnierräumen, mehr Spannung? Würdest Du zustimmen, dass das Geld das Hauptproblem ist, unter anderem auch für junge Spieler, die vielleicht professionelle Spieler werden wollen.

FC-Das ist es, was ich meine, wenn ich über die Spannung bei den Partien spreche. Dreiband ist zu langsam, man kann es mit Golf vergleichen. Wenn Du da ein komplettes Turnier am Fernseher schaust, dann ist es langweilig, weil so viele tote Momente da sind, in denen nichts passiert. Einige Menschen, die im Moment an der Spitze stehen, wollen einfach nicht ihre Meinung ändern. Sie sollten allerdings besser an die Zukunft denken und daran unseren Sport besser zu vermarkten.

KOZOOM-Und zu guter letzt, Frederic. Was gibt es Neues von Frederic Caudron als Privatperson und was wird 2013 passieren? Heiratest Du Deine Freundin? Und Du bist ja auch ein erfolgreicher Geschäftsmann. Gibt es neue Produkte, die Du in Deinem Onlineshop verkaufen wirst, vielleicht neue Queues? Und natürlich eine Frage zu Deinem Deutschen Club BC Elversberg. Das ist aktuell ein großes Problem. Weißt Du etwas über die Zukunft von Erversberg in der Deutschen Bundesliga und Dein Engagement in Deutschland?

FC-Privat ist Privat, darüber brauchen wir nicht zu sprechen. Mein Online Shop läuft sehr gut. Wir versuchen ständig, wenn möglich, neue Produkte in den Shop aufzunehmen. Das neue Queue von mir ist seit einigen Monaten verfügbar. Und zu Elversberg. Ich habe keinerlei Informationen darüber, niemand hat bis jetzt mit mir gesprochen. Ich habe nur die Neuigkeiten im Internet gelesen.

Vielen Dank und alles Gute in diesem Jahr !