LA BAULE - Es ist die gleiche Arena, genau der gleiche Tisch, aber ein Jahr später beim Weltcup in La Baule. Der 40-jährige Vietnamese Xuan Cuong Ma erinnert sich genau an seinen historischen Sieg im vergangenen Jahr gegen Frederic Caudron, den er in 11 Aufnahmen mit 40:19 besiegte. Jetzt, ein Jahr später, stand er wieder einem Weltklassemann gegenüber: Marco Zanetti. Und wieder verließ er die Arena mit einem sensationellen Sieg. Der Asiate überwältigte seinen Gegner mit einer unglaublichen Schlußserie von 6 Punkten zum 40:37 in 21 Aufnahmen. Sein Herz raste noch Minuten nach dem Match, als er sich mit einer schnellen Zigarette auf dem Balkon der Weltcup Arena zu beruhigen versuchte. Die Schweißtropfen liefen über seine Stirn, aber er war auch überglücklich mit seinem Sieg.

An der französischen Westküste, in der wohlhabenden Stadt La Baule, wurde gestern der sechste und vorletzte Weltcup des Jahres eröffnet. Der Präsident der UMB, Farouk Barki, eröffnete traditionell das Turnier mit den 32 Endrundenteilnehmern. In seiner Eröffnungsrede gab er der Billardwelt neue Hoffnung für eine bessere Zukunft: „Wir haben große Pläne, die Förderung junger Spieler mit einer großzügigen Unterstützung wird uns einen Schub geben.“ Der Präsident weiß nur zu gut, wie wichtig es ist, die spärlichen Talente zu pflegen und Dreiband weiter zu fördern.

Die vorletzte Station des Weltcups startete mit Dani Sanchez als Weltranglistenerster und Haeng-Jik Kim als Weltcupführender. Murat Naci Coklu aus der Türkei ist der Titelverteidiger aus dem Vorjahr. Mit zehn Spielern stellen die Koreaner die größte Mannschaft, die Türken folgen mit fünf, die Vietnamesen mit vier, die Belgier mit drei Spielern. Jerome Barbeillon und Jean-Paul de Bruijn haben die Wildcards des Ausrichters bekommen. Der Auftakt mit 16 Partien der Grundrunde wurde geprägt durch einen vietnamesischen Superhelden, einen schwedischen Wirbelsturm und einem brutalen belgischen Duell.

Die Spitze der Weltrangliste hat bereits wieder einige prominente Spieler verloren. Marco Zanetti war der erste, der die Arena als Verlierer verlassen musste. Es folgte Sameh Sidhom (gegen Sung-Won Choi), Eddy Merckx (gegen Jean-Paul de Bruijn), Nikos Polychronopoulos (gegen Can Capak), Nguyen Quoc Nguyen (gegen Chi Yeon Cho) und Jeremy Bury (gegen Birol Uymaz). Das bedeutet auch, dass beide noch verbliebenen Franzosen ihr Heimspiel verlassen mussten und das bereits nach der ersten Runde. Es war 20:18 Uhr, als Jeremy Bury ausschied. Er verpasste zum Schluß noch einige gute Chancen und musste so den Sieg an den Türken Birol Uymaz abgeben. 40:34 in 32 Aufnahmen der Endstand.

Der Auftaktknaller zwischen Torbjörn Blomdahl und Semih Sayginer hatte eine beeindruckende Vorgeschichte. Der Schwede gewann 11 der letzten 12 Duelle gegen Sayginer. Er verlor nur das letzte Match beim Weltcup in Luxor in diesem Jahr. Der türkische Magier zeigte sich in den vergangenen Wochen in großartiger Form und ging gegen Blomdahl doch als Verlierer vom Tisch: „Ich hatte dreimal enormes Glück, während Semih ein paar entscheidende Fehler machte. Am Ende reichte es für mich zum Sieg.“, sagte der Schwede, der in einer kleinen Runde seinen 55. Geburtstag feierte. Sayginer´s Führung kurz nach der Pause (24:21) wurde durch Blomdahl´s letzten Angriff (5, 4 und 8) zum 40:29 in 20 Aufnahmen weggewischt.

Das belgische Duell zwischen Frederic Caudron und Eddy Leppens war ein Match, welches schnell an Spannung verlor. Caudron´s Vorherrschaft war einfach zu groß. Leppens konnte nicht mithalten und ging ohne jede Chance unter. Die meisten der letzten Duelle der beiden sind eigentlich attraktiv und spannend. Diesmal war Caudron einfach nicht zu stoppen und gewann mit 40:16 in 20 Aufnahmen.

Gleich daneben, am anderen Tisch, standen sich Eddy Merckx und Jean-Paul de Bruijn in einem Match zwischen Holland und Belgien gegenüber. Und auch hier gab es keine richtig spannende Partie. De Bruijn attackierte nach der Pause mit zwei 7er Serien und war abschließend besser als Merckx, der seinen gefürchteten Kampfgeist nicht zeigen konnte. Der Niederländer, der so viele vergebliche Anläufe unternommen hat, um zurück in die Weltspitze zu kommen, nutzte die Chance seiner Wildcard und steht nun im Achtelfinale. „Ich freu mich, dass ich Joel Switala, der mir die Wildcard gegeben hat, mit einem Sieg belohnen kann.“ Heute kommt es zum Duell der beiden Freunde und Teamkameraden in La Baule: Caudron gegen De Bruijn. 

Der Koreaner Haeng-Jik Kim, der nach seinen zwei aufeinanderfolgenden Weltcupsiegen die Weltcupwertung anführt, bewies in seiner ersten Partie bereits seine große Klasse in La Baule. Das französische Publikum konnte ihn Live gegen den Lokalmatador Jerome Barbeillon bewundern. Kim scheint in blendender Verfassung zu sein. Er attackierte schnell zum 27:4 in 9 Aufnahmen und gewann das Match in 19 Aufnahmen 40:19.

Dani Sanchez wirkte im Match gegen Adnan Yüksel müde und gewann in 29 Aufnahmen 40:26. Der lange Aufenthalt in Korea hatte seine Spuren hinterlassen. „Ich bin wirklich müde, schlafe nicht gut und kann mich schlecht auf das Spiel konzentrieren.“, sagte er. „Man braucht nur auf meine Serien in diesem Match zu schauen. Ich spiel mein bestes Billard mit hohen Serien. Die höchste Serie hier waren vier Punkte.“ Sein Unternehmen (DS-Billard) und viele andere Dinge sind in seinem Kopf. „Ich mache mir Sorgen um Katalonien. Viele Unternehmen sind in Gefahr. Die Leute fragen mich, bist Du Katalane oder Spanier. Diese Dinge sind in meinem Kopf und lenken vom Spiel ab.“

Das Match der beiden Koreaner Jung-Han Heo und Myung Woo Cho aus der letzten Runde führte zu vielen Diskussionen. Heo wurde nach einem Kickser nach 6 Punkten in Folge auf den Stuhl geschickt. Aber: Sein Spielball verpasste den Ball 2, kam aus der Ecke, traf dann Ball 2 dünn, erwischte die dritte Bande und Ball 3 - Karambolage war damit korrekt ausgeführt. Der Schiedsrichter gab den Punkt nicht, da seiner Ansicht nach die Ausführung des Stoßes nicht korrekt war. UMB-Präsident Barki versicherte zwar, dass es dazu keine Regel in der UMB und auch der CEB (also auch Frankreich als Veranstaltungsort) gibt, aber dennoch wurde Heo dafür bestraft.

Der verbliebende 16er Feld besteht nun noch aus 6 Koreanern. Zwei ganz große Namen des ersten Tages stehen sich heute ab 11:00 Uhr gegenüber: Haeng-Jik Kim und Dong-Koong Kang. Dani Sanchez trifft in einer Wiederholung des Vorjahres-Endspiels auf Murat Naci Coklu. 

Achtelfinale

11:00 Uhr:
Dani Sanchez - Murat Nace Coklu
Jae Ho Cho - Torbjörn Blomdahl
Dong Koong Kang - Haeng-Jik Kim
Sung Won Choi - Ma Xuan Cuong 

13:00 Uhr:
Frédéric Caudron - Jean-Paul de Bruijn
Can Capak - Cho Chi Yeon
Birol Uymaz - Cho Myung Woo
Tran Quyet Chien - Dick Jaspers