Billard Karambol - Dreiband - Weltmeisterschaft - Sharm El Sheikh (EGY)
Dick Jaspers zum 5.Mal Weltmeister - Martin Horn holt ersehnte Medaille
Paul Brekelmans
Die drei Erstplatzierten der WM: Coklu; Jaspers; Horn (v.l.) Zanetti fehlt wegen Todesfall seiner Mutter
SHARM EL SHEIKH - Der 56-jährige Niederländer Dick Jaspers ist seit gestern gleich in zweifacher Hinsicht der beste Billardspieler der Welt. Angetreten als Weltranglistenerster holte er gestern bei der 73.Weltmeisterschaft im Dreiband in Sharm El Sheikh den Titel, nachdem er im Finale den Türken Murat Naci Coklu mit 50:47 in 32/31 besiegte. Der schwedische Titelverteidiger aus 2019 Torbjörn Blomdahl wurde in dieser Woche entthront.
Auf dem Podium stand der neue Champion Dick Jaspers ganz oben und wurde eingerahmt von Murat Naco Coklu und Martin Horn, der in Ägypten seinen Kindheitstraum von einer Medaille erfüllte und Bronze holte. Der Italiener Marco Zanetti fehlte bei der Zeremonie, weil er kurz nach dem Halbfinale vom Tod seiner 98-jährigen Mutter Lilly erfuhr und sofort abreiste.
Dick Jaspers besiegte auf dem Weg zum fünften WM-Gold in der KO-Phase zunächst den Koreaner Haeng-Jik Kim, dann den Ägypter Sameh Sidhom, den Franzosen Jeremy Bury und im Halbfinale einen der Stars dieser WM, den Deutschen Martin Horn. Sein Endspiel-Gegner Murat Naci Coklu gewann gegen Peter Ceulemans, dann gegen den Koreaner Choong Bok Lee und schließlich im Halbfinale gegen Marco Zanetti.
Das Endspiel verlief wie so viele Matches bei dieser WM äußerst spannend. Beide Spieler wechselten sich in der Führung ab, verpassten manchmal sicher geglaubte Punkte und glänzten wiederum mit spektakulären Lösungen. Beim Stand von 37:26 für Coklu kam Jaspers mit einer 14er Serie zurück ins Match. Kurze Zeit später war die Partie mit 41:41 erneut ausgeglichen. Dann erkämpfte sich Coklu mit 43:41 einen Minivorsprung, den Jaspers später dann zum 45:45 ausglich. In der Schlußphase glänzte der neue Weltmeister mit zwei schon sensationellen Bällen, die Coklu unter Druck setzten. Schließlich gewann Jaspers knapp mit 50:47.
Murat Naci Coklu - Viezweltmeister ist der größte Erfolg seiner Karriere
Nach dem Match sagte Jaspers in seinem Kommentar: „Ich habe nicht mein bestes Turnier gespielt. Ich musste hart kämpfen, aber am Ende konnte ich gewinnen. Damit bin ich sehr glücklich. Ich spielte hier zwei Endspiele in zwei Turnieren, dem Weltcup und der Weltmeisterschaft. Und ich muß ständig an meinen Vater denken, der kürzlich verstorben ist. Er hat mir immer zugesehen und mich angefeuert, wenn ich irgendwo um einen Titel gespielt habe. Er war kritisch, ehrlich, aber auch sehr glücklich, wenn ich gewinnen konnte. Ich widme ihm diesen Weltmeistertitel.“
Und er gestand auch: „Ich habe ein paar Matches bei dieser WM gespielt, bei denen ich dachte, dass es für mich in die falsche Richtung geht. Ich habe es dann mit Willenskraft geschafft, denn ich gebe niemals auf. Ich bin immer positiv geblieben, immer auf den Sieg ausgerichtet und mit optimaler Konzentration. Mit diesen großen Erfolgen gehe ich nun nach Hause und bin sehr glücklich. Im Match gegen Coklu dachte ich oft: Er spielt besser als ich, er hat so einen schönen Stoß, aber dann war es vorbei und ich habe mit Willenskraft gewonnen.“
Der niederländische Weltklassemann war bei dieser Weltmeisterschaft der Inbegriff von mentaler Stärke, Belastbarkeit und technischer Klasse, die ihn im Kampf mit der übrigen Weltspitze nie im Stich lässt. In den letzten beiden turbulenten Jahren, in denen in Südkorea der Profiverband etabliert wurde, ist Dick Jaspers, wie die meisten anderen auch, dem Weltverband UMB stets treu geblieben. Seine Erklärung: Es ist der einzige wirkliche Weltverband, der vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anerkannt ist.
Einer der ganz großen Stars dieser WM wurde am Ende mit der Bronzemedaille belohnt: Martin Horn aus Deutschland. „Es fühlt sich richtig gut an, auch wenn mehr drin war.“, so der Kommentar des Deutschen Meisters. Martin Horn verlor das Halbfinale gegen den späteren Weltmeister Dick Jaspers mit 45:50 in 25 Aufnahmen. Das Match begann schwerfällig. Nach 8 Aufnahmen stand es 12:12. Dann griff Martin Horn mit drei guten Aufnahmen an und führte mit 22:13. In die Pause ging es mit dem Zwischenstand von 25:17. Nach 16 Aufnahmen war der Ausgleich wieder hergestellt und es stand 26:26. Dann der nächste Angriff von Horn mit einer 13er Serie zum 39:26. Gleich darauf noch einmal 3 zum 42:30. Man durfte vom Finale träumen. Doch jetzt kam Jaspers unwiderstehlich. Martin Horn: „Gegen Dick musst du halt auch die letzten Punkte machen, ich hatte die Chance dazu. Zum Schluß habe ich gut verteidigt, aber Dick macht einen sensationellen Einsteiger und mit vier Punkten aus.“ Die Schlußphase war eine Demonstration des unbändigen Willens des Niederländers.
Dick Jaspers und Martin Horn im Halbfinale der WM. Am Ende wurde es eine knappe Niederlage für den Deutschen
Noch einmal Martin Horn: „Ich habe mir mit der Bronzemedaille einen kleinen Kindheitstraum erfüllt. Den großen Traum lasse ich mir halt noch offen. So wie gegen Tasdemir und Dick möchte ich Dreiband spielen, das fühlt sich so unglaublich an, daran will ich weiter arbeiten.
Ein großer Dank geht an alle Fans für die Unterstützung. Danke auch an die DBU für das Vertrauen und an meine Trainer Jürgen Kühl, Wolfgang Zenkner und insbesondere Christian Rudolph, mit dem ich viel erarbeiten konnte. Mein besonderer Dank geht nach Berlin an Norbert Roestel, der mich in den letzten Jahren mental geformt hat und mich immer wieder motiviert hat. Alle haben Anteil an diesem Erfolg und ich bin sehr dankbar dafür.“
Martin Horn macht in der neuen Weltrangliste nun einen Sprung auf Platz 8 unter die Top10. Vergessen sollte man aber auch nicht Ronny Lindemann, der ein wirklich sehr gutes Turnier gespielt hat. Der Sieg gleich zum Auftakt gegen Jacob Haack-Sörensen brachte ihm die Qualifikation für die KO-Runde. Dort besiegte er dann mit phantastischem Spiel den Griechen Nikos Polychronopoulos und war bereits im Achtelfinale. Dieses verlor er dann gegen den Giganten Marco Zanetti und platziert sich letztlich unter den Top 16. Nun gilt es das Gefühl des Erfolges zu konservieren und mit ins nächste Jahr zu nehmen.
Marco Zanetti verlor sein Halbfinale gegen Coklu und erfuhr anschließend vom Tod seiner 98-jährigen Mutter
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