MAGDEBURG - Dick Jaspers steckt mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison. Sozusagen aus dem Training heraus gewann er das Bernd Friedel Gedenkturnier in seinem deutschen Club Magdeburg souverän mit einem Durchschnitt von 2,164. Auch wenn das Teilnehmerfeld nicht hochklassig besetzt war, so war doch die Ernsthaftigkeit und der Ehrgeiz des Niederländers zu spüren.

Jaspers hat kein leichtes Jahr hinter sich. Er selbst spricht darüber ganz offen. Er habe oft gut gespielt, aber zu selten gewonnen. In den entscheidenden Partien fehlte oft ein Stück Leistungsvermögen, um ganz oben zu landen.

Nun beginnt also die Saison auf internationaler Ebene und Kozoom sprach mit Dick Jaspers am Rande des Turniers in Magdeburg über seine Vorbereitung, seine Ziele und über die Weltmeisterschaft im Oktober.

KOZOOM - Die Saison steht kurz vor dem Startschuss mit dem Weltcup in Korea. Alle Spieler hoffen, dass sie gut vorbereitet sind für die kommenden großen Turniere. Wie gut ist Dick Jaspers vorbereitet? Fühlst Du Dich stark, stärker als letztes Jahr? 

DICK JASPERS - Ich habe die letzte Saison sehr gut verarbeitet. Nun ist das Gefühl und auch das Vertrauen in meine Stärken wieder da. Aber ich bin auch keine Maschine, die immer perfekt funktionieren kann. Von mir wird immer erwartet, dass ich perfekt spiele, denn jeder weiß, dass ich eine Menge für meinen Sport investiere. Wichtig ist für mich selbst, dass ich auch die Niederlagen ehrlich analysiere, um mich weiter zu entwickeln. Und das habe ich getan.

KOZOOM - In der Tat war das letzte Jahr nicht so erfolgreich. Wenige Siege, trotz gutem Spiel. Hast Du versucht in Deinem Spiel etwas zu verändern in der Vorbereitung auf die Saison?

DICK JASPERS - Zunächst bin ich mit meiner persönlichen Entwicklung sehr zufrieden. Ich weiß, was ich zu tun habe. Mein Spieltempo ist viel, viel besser geworden. Das trainiere ich auch. Mein Ziel ist es, die Konzentration über die gesamte Partie hoch zu halten, keine Ablenkung zuzulassen. Das ist nicht immer einfach, denn speziell durch den Zeitdruck war meine Konzentration oft abgelenkt. Das möchte ich verbessern. Und natürlich ist die Qualität für mich immer noch das Wichtigste. Bei all den Veränderungen, ich muß immer auch Dick Jaspers bleiben.

KOZOOM - Bis zum Jahresende gibt es so viele Höhepunkte, wie lange nicht mehr. Allein vier Weltcups, die WM in Antwerpen, die Liga-Spiele und vielleicht auch noch Grand Prix in Holland. Gibt es ein spezielles sportliches Ziel in den nächsten 4 Monaten?

DICK JASPERS - Ich möchte immer gut spielen und natürlich immer gewinnen. Ich bin auf jeden Fall sehr motiviert. Ich habe in meiner Karierre 19 Weltcupturniere gewonnen und ich will meinen 20.Sieg bei einem Weltcupturnier.

KOZOOM - Es gab viele Änderungen in der Billardwelt. Ist es für Dich schwer, Dich auf neue Regeln einzustellen, wie z.B. 40 Sek. od. 40 Pkt.? Würdest Du Dir mehr Einfluss von den Spielern wünschen?

DICK JASPERS - Für die Profis darf es kein Problem sein auf 40 Pkt. mit 40 Sek Stoßzeit zu spielen. Was ich mir wünschen würde, wäre, dass es überall gleich ist, also auch in den einzelnen Ländern, in den Ligen. Es wäre besser, wenn unser Sport mehr uniform wird.

Nicht jede Entscheidung ist immer gut. Den einen gefällt es, den anderen nicht. Das wird allerdings immer so sein. Dafür sind die Sportler zu unterschiedlich. Das Gespräch kann man immer suchen. Gerade wir als Profis haben öfter Gelegenheit dazu und ich glaube, dass viele Sportler auch das Gespräch mit den Funktionären suchen. Wichtig ist, dass man respektvoll miteinander umgeht. Ich ergreife oft die Initiative, versuche häufig meine Meinung zu sagen.

KOZOOM - Es gab vor Jahren eine phantastische WM in Sluiskil. In diesem Jahr schaut die Welt nach Antwerpen. Es wird sicher ein großes Fest. Glaubst Du, dass diese WM auch nachhaltige positive Auswirkungen auf die Billardwelt haben wird? 

DICK JASPERS - Ich glaube in der Tat, es wird eine sehr gute WM. Es wird viele Stunden im belgischen Fernsehen geben. Ludo Dielis ist mit seiner Erfahrung ein perfekter Organisator und natürlic werden viele Holländer kommen. Und ich persönlich habe auch das Vertrauen, dass ich weit kommen kann bei dieser WM.

Es gibt eine große Chance, dass sich der Erfolg der WM auch positiv auf unseren Sport auswirkt. Entscheidend dafür wird sein, ob man es schafft, den Erfolg und die große weltweite Aufmerksamkeit von 4 Tagen WM, in die Vereine zu transportieren. Es ist ganz wichtig, dass man über Billard spricht. Was wir brauchen sind mehr Billards in den Schulen, damit der Nachwuchs überhaupt an die Sportart herangeführt wird.

Die WM wird in jedem Fall eine große Sache und Billard wird qualitativ auf eine neue Stufe gehoben. Da bin ich ganz sicher.

KOZOOM - Noch eine Frage zu Deutschland. Seit 4 Jahren spielst Du wieder in der deutschen Bundesliga. Die Liga hat sich zu einer der stärksten Ligen in Europa entwickelt. Die Weltklasse spielt auch in Deutschland. Fühlst Du Dich wohl in der Bundesliga und in Deiner Mannschaft in Magdeburg?

DICK JASPERS - Die deutsche Bundesliga wird immer stärker. Schon jetzt ist man auf einem Niveau mit Holland und Belgien. Meine Verbindung zu Deutschland war immer sehr groß, schon allein durch meine Familie. Die Menschen sind sehr nett, sehr korrekt und zuverlässig. In Magdeburg fühle ich mich sehr wohl. Der Verein hat sich sehr gut entwickelt und bekommt auch viel Aufmerksamkeit durch die Medien und die gesamte Region. Das ist auch ein Grund, weshalb ich zwei Jahre so gut gespielt habe, über 2,5 GD.

In der Bundesliga wird immer alles sehr gut organisiert. Es gibt Doppelspiele an einem Wochenende, was sehr angenehm ist. Auch, dass die Auswärtsmannschaft 10 Minuten Einspielzeit hat, ist eine gute Entscheidung.

KOZOOM - Vielen Dank für das Interview und alles Gute beim Weltcup in Korea und den kommenden großen Turnieren.