VIERSEN - Zum 26. Mal rollen die Kugeln in Viersen aus Anlass der 29. Weltmeisterschaft für Nationalmannschaften. Gestern um 11:00 Uhr wurde eine der wichtigsten Veranstaltungen im Weltbillard feierlich eröffnet. Begleitet durch ein respektables Kulturprogramm marschierten 23 Teams (Ecuador hatte kurzfristig abgesagt) in die Viersener Festhalle, in der nun bis zum Sonntag um die Medaillen gekämpft wird.

Der Bürgermeister der Gastgeberstadt Günter Thönnessen ergriff als erster das Wort und begrüßte die Billardgemeinde in seiner Stadt. Dann übergab er das Wort dem Präsidenten des Europäischen Billardverbandes (CEB) Wolfgang Rittmann und nun erfuhren die Anwesenden etwas zur spannenden Frage nach der Zukunft der Partnerschaft zwischen Viersen und dem Billardsport. Und die ist mehr als ungewiss. Dies wird auch darin deutlich, dass Wolfgang Rittmann lediglich die große Bedeutung dieser WM in Viersen hervorhob und auch der Vergleich mit Wimbledon war Balsam auf die Seele der vielen Viersen-Jünger. Aber Fakten blieben aus und so weis keiner, wie weit die Verhandlungen gediegen sind, ob sie gar schon gescheitert sind, oder ob noch berechtigte Hoffnungen auf eine weitere WM vorhanden sind. Auch Michael John, Präsident der DBU und Jean-Claude Dupont, Präsident des Weltverbandes (UMB), die anschließend an das Pult traten, blieb nicht viel mehr übrig, als lobende Worte für die Ausrichtung, die Gastfreundschaft und die herausragenden sportlichen Leistungen, die Jahr für Jahr in der Festhalle präsentiert werden.

Und so bleibt also die Frage nach einer 27. WM in Viersen weiter ungewiss und Zuschauer, Fans und die Billardwelt an den Bildschirmen, die die LIVE-Übertragung verfolgt, darf sich zunächst an vier Tagen Weltklasse-Billard erfreuen. 

Jean-Claude Dupont ging in seiner Eröffnungsrede auch auf den schwerzlichen Verlust des koreanischen Billardsports ein. Kim Kyung Roul verstarb am vergangenen Sonntag im Alter von 34 Jahren. Er war nicht nur ein begnadeter Billardspieler, der maßgeblich für den beeindruckenden Aufschwung des koreanischen Billardsports verantwortlich war, sondern auch ein weltweit geachteter Sportler, dessen plötzlicher Tod eine große Trauer ausgelöst hat. Die gesamte Festhalle gedachte in einer Trauerminute diesem großen Billardspieler. 

Das sportliche Fazit des ersten Tages ist aus deutscher Sicht weniger erfreulich. Deutschland B, angetreten in der Besetzung Stefan Galla und Ronny Lindemann, verlor das Auftaktmatch gegen Japan und am späten Abend auch das zweite Gruppenspiel gegen die favorisierten Dänen. Ronny Lindemann kam gegen den Japaner Tanabe zu spät ins Spiel. Seine sehenswerte 9er Serie konterte sein Gegner mit der Schlußserie von 5 Punkten zum 40:35 in 27 Aufnahmen. Stefan Galla am Nebentisch kam nicht zurecht, mühte sich vergeblich und konnte seine Niederlage gegen Altmeister Arai nicht abwenden. 

Mit dieser Niederlage als schwere Bürde gingen die beiden Deutschen dann in die entscheidende Abend-Partie gegen Dänemark. Doch wieder waren sie zu weit entfernt von der nötigen WM-Form. Stefan Galla unterlag Tonny Carlsen in 24 Aufnahmen und Ronny Lindemann dem dänischen Meister Brian Zola Hansen in 35 Aufnahmen. Sicher wird Wolfgang Zenkner mit beiden die Partien analysieren, bevor man sich dann auf das Daumen drücken für Deutschlands Premium-Team konzentriert. Denn eins ist auch klar. Eine erfolgreiche deutsche Mannschaft erleichtert auch die Verhandlungen um die Viersen-Zukunft. 

Was tat sich in den anderen Gruppen? In Gruppe H mit Rekordsieger Schweden zeigte Torbjörn Blomdahl seine außergewöhnliche Form, die er seit Wochen hält. Nach 14 Aufnahmen hatte er Chi Yeon Cho mit 40:14 besiegt und damit praktisch im Alleingang Korea B bezwungen. Team-Partner Nilsson verlor sein Match mit 35:40 in 26 Aufnahmen, dies reichte aber locker für den Auftaktsieg. 

Korea B holte am Abend dann noch den Pflichtsieg gegen Österreich und ist damit noch im Rennen, denn Schweden muß gegen Österreich nun ebenfalls gewinnen. Eine herausragende Leistung lieferte Andreas Efler. In der 5. Aufnahme gelang ihm die bisherige Turnierhöchstserie von 15 Punkten. Leider reichte diese nicht, um die Partie zu gewinnen. 

Eine eher schwache Vorstellung lieferte Italien gegen Luxemburg, beide sind Gruppengegner von Deutschland A. Natürlich gewannen sie gegen Luxemburg, aber 0,776 Team-GD sind keine Glanzleistung, zumal, wenn man Marco Zanetti in den eigenen Reihen hat. 

Ein lupenreines Unentschieden schaffte Tschechien gegen Kolumbien. Radek Novak gewann sein Match in 32 Aufnahmen, Partner Martin Bohac verlor seine Partie in 34 Aufnahmen. In Summe kamen beide Teams auf die gleiche Punktezahl, somit entschied die bessere Einzelpartie zu Gunsten von Tschechien. Kolumbien trifft damit heute, ab 14:00 Uhr auf die Türkei. 

Damit sind wir auch schon beim heutigen Tag! Nun kommen also die großen Teams zum Einsatz, sieht man einmal von Schweden ab, die ja gestern schon ihren ersten Auftritt hatten.

Los geht es ab 11:00 Uhr mit Niederlande gegen Frankreich (Frankreich verlor gegen Belgien B) und Griechenland gegen Spanien. Anschließend ab 14:00 Uhr Korea A gegen Peru (Verlierer gegen Ägypten) und Türkei gegen Kolumbien.

Um 16:00 Uhr werden Martin Horn und Christian Rudolph die Viersener Festhalle erstmals zum Kochen bringen. Gegen Luxemburg bestreiten sie ihr erstes Match und, bei allem Respekt, keiner zweifelt an einem fehlerfreien Sieg.

Parallel spielt auch der Titelverteidiger. Belgien A muß gegen die Schweiz antreten, die gestern gegen Portugal das Nachsehen hatten.