VIERSEN-Es gibt zwei Gründe, die eine Auftaktpartie für einen Debütanten erschweren können. Zum einen das nagelneue Material, was dem Ungeübten schon mal die Bälle entgleiten läßt, in wahrsten Sinne des Wortes. Andererseits die Atmosphäre in der Festhalle von Viersen, die erdrückend sein kann. Beides erlebte das deutsche B-Team mit Ronny Lindemann und Markus Dömer in ihrer Auftaktpartie gegen Vietnam. Es dauerte etwa eine Stunde, bis sich ein etwas ratloser Lindemann fangen konnte. Dann zeigte er mit einer schön gespielten Serie von 13 Punkten, dass er zurecht im Nationalteam ist. Am Ende ging seine Partie dennoch knapp verloren. Am Nebentisch gewann Dömer um 1 Punkt sein ersten WM-Match, doch die Niederlage war um 2 Punkte, die Vietnam mehr erzielte besiegelt.

Im zweiten Match gegen die Türkei mußte nun ein Sieg her. Beide türkische Spieler mußten schon ziemlich kämpfen, um das Debütanten Duo aus Deutschland zu besiegen. Ronny Lindemann schaffte ein Unentschieden in 19 Aufnahmen gegen Tasdemir und Dömer konnte die Partie ebenfalls offen halten, ehe Coklu mit einer Schlußserie von 5 Punkten die Partie beendete.

Deutschland B ist damit ausgeschieden, hat aber die WM-Feuertaufe bestanden. Beide haben nicht die beste Leistung gezeigt, aber die bestmöglichste. Berücksichtigt man die Anspannung vor eigenem Publikum, dann sind beide Spiele als Erfolg zu betrachten.

Was am gestrigen Auftakttag sonst noch passierte, waren keine sonderlichen Überraschungen. Frankreich ist ausgeschieden und darf die Heimreise antreten. Dem Unentschieden gegen Niederlande B folgte eine Niederlage gegen Dänemark. Tonny Carlsen war der Mann des Tages mit seinem Sieg in nur 11 Aufnahmen gegen Bury. Ein erschreckend schwacher zweiter Mann bei den Franzosen, Jerome Barbeillon, war am Ende der KO-Schlag.

Die Partie seines Lebens spielte Rene Hendriksen, der Däne in schweizer Diensten. Gegen den luxemburger Hamm reichten ihm ebenfalls 11 Aufnahmen, um die 30 Punkte zu erzielen. Sein Kompagnon Danielsson wollte da die WM-Luft etwas länger schnuppern. Nach quälenden 56 Aufnahmen war die Partie vorbei und am Ende die Schweiz der logische Sieger. 

Und an dieser Stelle kommt das spektakuläre System zum tragen. Eine Partie mit 11 Aufnahmen kann fast jedem WM-Teilnehmer gelingen. Wenn der Gegner dann nicht viele Punkte macht, wie der Luxemburger Hamm (9 Punkte), dann reicht bei der zweiten Partie lediglich eine entsprechende Punktzahl (10 Punkte) zum Sieg. Danielsson hätte in 56 Aufnahmen auch nur 10 Punkte machen brauchen. Trotz alledem sollte vom viel diskutierten Partieabbruch kein Gebrauch gemacht werden.

Der heutige Tag verspricht viel Spannung. Die großen favorisierten Nationen greifen ins Geschehen ein. Bereits 11.00 Uhr spielt der Rekordsieger Schweden gegen Ecuador und parallel die Niederlande A gegen Belgien B. Deutschland A spielt um 16.00 Uhr gegen Luxemburg. Der Titelverteidiger spielt in der gleichen Runde gegen Italien.