VIERSEN - Belgien hat in der Besetzung Eddy Merckx und Frederic Caudron zum vierten Mal in Folge die Weltmeisterschaft für Nationalmannschaften gewonnen. Im Finale bezwangen sie Korea in der Verlängerung mit 15:11. Wie schon in beiden Halbfinals musste auch im Finale der Entscheidungssatz (Scotch Double) den Sieger ermitteln. Zusammen mit der Viertelfinal-Entscheidung zwischen Deutschland und der Türkei, die ebenfalls erst in der Verlängerung fiel, wurden somit vier Begegnungen mit der neuen Regelung entschieden. 

Belgien zeigte einmal mehr, welch grandios funktionierendes Gespann Merckx und Caudron sind. Im Halbfinale besiegte Caudron Adnan Yüksel in 12 Aufnahmen und hielt zwischenzeitlich bei einem unfassbaren GD von 2,857. Eddy Merckx hingegen verlor sein Match gegen Tayfun Tasdemir in 16 Aufnahmen, sodass es zum Entscheidungssatz kam. Dort gewannen die Belgier mit 15:7 und standen damit als erster Finalgegner fest. 

Der Endspielpartner wurde in der Begegnung zwischen Korea und den Niederlanden gesucht. Dick Jaspers, der in den Tagen von Viersen nie die ganz große Form hatte, kämpfte verbissen um jeden Punkt gegen Jung Han Heo. Letztlich glückte ihm im richtigen Moment eine 14er Serie, die den Widerstand des Koreaners brach. Jaspers gewann 40:27 in 22 Aufnahmen. Barry van Beers, der zweite Mann im Holland-Team zeigte eine beherzte Partie gegen den überragenden Cho und wurde erst in der Schlußphase vom Koreaner abgefangen. So ging es auch beim zweiten Halbfinale in den Entscheidungssatz. Dort waren die Koreaner mit 15:10 die Sieger, letztlich auch, weil die beiden Holländer ihre Chancen nicht brutal genug nutzten.

Das von vielen erwartete Endspiel war damit Realität. Belgien A gegen Korea A, die beiden besten Teams der Welt. Nicht nur rein spielerisch waren beide Teams ausgeglichen. Beide hatten auch eine ansehnliche Fangemeinde unter den Zuschauern, sodass für das nötige Antreiben gesorgt war. Eddy Merckx war es diesmal, der für Belgien den Sieg brachte. Nach 25 Aufnahmen hatte er Jung Han Heo niedergerungen. Jae Ho Cho gewann parallel sein Match gegen Frederic Caudron in 21 Aufnahmen mit 40:33 und blieb damit auch im fünften Spiel der WM unbezwingbar. Nach alter Regel hätte nun Belgien gewonnen, da sie in Summe genau eine Karambolage besser waren. (73:72) Aber nun ging es in den Entscheidungssatz! Eddy Merckx im anschließenden Interview: "Wir haben darüber gesprochen und auch ein bisschen zusammen trainiert, aber es bleibt eine Art Lotterie!", und Frederic Caudron: "Wir hatten keine spezielle Taktik. Wir wollten nicht über die Positionen zusammen sprechen, um keine Zeit zu verlieren, denn es sind nur 40 Sekunden. Außerdem wissen wir, was wir können."

Korea gewann den Anstoß und eröffnete den Entscheidungssatz mit 5 Punkten, denen Belgien sofort 7 Punkte entgegensetzte. Dann eine Fehlaufnahme von Korea und weitere 6 Punkte für Belgien. Zwischenstand nach 2 Aufnahmen 5:13. Nun wieder 5 Punkte für Korea und Fehlaufnahme Belgien. Die vierte Aufnahme: Heo löst den Einstiegsball und hinterlässt eine machbare Stellung für Cho. Der nicht optimal gespielte Ball findet das Loch hinter Ball 3 und wieder ist Belgien dran. Caudron macht den 14. Punkt und gibt an Merckx zum ersten Matchball ab. Es ist ein eher leichter Vorbänder. Ball 2 und 3 liegen an der langen Bande auf Höhe zwischen dem 4. und 5. Diamanten. Ball 1 liegt in der Diagonale beider Ecken. Mit guten Tempo in die Ecke gespielt, kann der Ball nicht verfehlt werden. So verwandelt Eddy Merckx den Matchball für Belgien ohne Probleme und reist die Arme in die Luft, wenige Augenblicke später dann Caudron an seine Brust. 

Belgien ist damit zum vierten Mal in Folge Weltmeister geworden. Die Festhalle tobt! Eddy Merckx und Frederic Caudron haben damit auch bewiesen, dass keine Regeländerung sie vom Thron stürzen kann. In der Ära dieser beiden Ausnahmespieler ist es bereits die zweite Änderung, denn vor drei Jahren wurde das Satzsystem abgeschafft und Belgien verteidigte trotzdem seinen Titel. Nun kam der Entscheidungssatz und Belgien war erneut nicht zu schlagen. Frederic Caudron: "Wir wissen, dass wir gut sind. Das soll nicht arrogant klingen, aber wir sind beide in sehr guter Form und vor allem auch mental sehr stark.", so seine Analyse.

Die 29. Team-WM, die zum 26. Mal in der Viersener Festhalle stattfand, ging mit einer wunderschönen Siegerehrung zu Ende. Etwas Wehmut lag in der Luft, denn es ist in der Tat ungewiss, ob es eine weitere Auflage in Viersen geben wird. Die Verantwortlichen werden sicher nichts unversucht lassen, allerdings liegen die Chancen bei nur 10% für eine 27. WM in der Festhalle. Offenbar stehen einige in Frage kommende Ausrichter bereit und klopfen an die Tür des Weltverbandes UMB. Dieser will eine Vergabe an Bedingungen knüpfen. Zum einen soll es eine Ausrichtergarantie für 5 Jahre geben und weiters soll dem Ruf nach Preisgeld Rechnung getragen werden, dass den möglichen Ausrichter vor weitere Herausforderungen stellt. Es bleibt abzuwarten, wie es weitergeht. Und es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen Viersen noch nicht aufgegeben haben. 

Für Viersen spricht die unglaubliche Atmosphäre, die zum wiederholten Mal absolutes Weltklasse-Niveau hatte. Eine Regeländerung, wie mit dem Scotch Double geschehen, macht nur Sinn, wenn es Zuschauer gibt. Wenn der Spielsaal nur mit Billardspielern gefüllt ist, kommt eben nur schwer Stimmung auf. Viersen ist und bleibt das beste Publikum, dass je bei einer Billardveranstaltung gesehen wurde. Und Viersen braucht auch bei der Ausrichtung, die wieder einmal hoch-professionell war, keinen internationalen Vergleich zu scheuen.