VALENCIA - Das 22-jährige koreanische Supertalent Myung-Woo Cho hat seine Nachwuchs-Ära mit dem dritten WM-Titel beendet. Auf dem Podium mit drei Koreanern und einem Kolumbianer stand Cho nach dem 35:24 Sieg in 24 Aufnahmen gegen Landsmann Junseo Ko ganz oben. Nach Hurghada 2016 und Izmir 2018 war es in Valencia sein drittes WM-Gold. Mit einem glücklichen Lächeln und dem Pokal in den Händen winkte eines der größtes Talente den der Billardsport je gesehen hat. Nur Haeng-Jik Kim, einer seiner legendären Vorgäger, war mit vier Weltmeistertiteln noch erfolgreicher.

In drei Turniertagen bei dieser Junioren-Weltmeisterschaft besiegte Myung-Woo Cho seine Gegner allesamt mit Leichtigkeit. Junseo Ko, der gegen Cho im Finale stand, sammelte noch am meisten Punkte ein (35:249. Seine anderen Gegner wurden mit 25:13, 25:4 in der Gruppe und 35:12, 35:7 und 35:15 geschlagen. Das gesamte Turnier beendete Cho mit 1,792 GD und einer höchsten Serie von 10 Punkten, die er allerdings mit Hwan Woo Cho und Christian Montoya teilen musste.

Das Finale gegen Junseo Ko war nicht sein bestes Match, da Cho in der Anfangsphase fünf Fehlaufnahmen produzierte und nach 11 Aufnahmen erst bei 11:11 Gleichstand angekommen war. Dann setzte er sich zum 20:13 ab und erzwang dann mit einer 9er Serie die Vorentscheidung. Nach 24 Aufnahmen war das Match vorbei und der alte und neue Weltmeister gekürt.

Der Koreaner, der bald seinen Militärdienst in Südkorea ableisten muß, stieg wie ein Komet in die Weltspitze auf und gewann vor einigen Wochen mit dem LG U+ Cup ein großes Turnier mit allen Weltstars. Zudem holte er sich mit 65.000 $ das größte Preisgeld in seiner noch jungen Karriere. In den letzten Jahren dominierte er das Junioren-Dreiband, gewann 2016 in Hurghada seinen ersten WM-Titel mit damals 1,277 GD vor Jung Ju Shin und dem Spanier Andres Carrion. Im darauf folgenden Jahr überraschte ihn der Spanier Carlos Anguita, der im eigenen Land Weltmeister wurde. 

Im letzten Jahr gelang Myung Woo Cho dann der nächste Höhepunkt seiner frühen Karriere. In Izmir wurde er zum zweiten Mal Weltmeister und spielte sensationelle 2,022 GD, gefolgt vom Landsmann Dae Hyeon Jang und Carlos Anguita, dem eine 16er Serie im Turnier gelang.

KOZOOM Journalist Frits Bakker hatte die Gelegenheit zu einem exklusiven Interview mit dem alten und neuen Champion.

KOZOOM/FRITS BAKKER - Wie waren Deine Juniorenjahre im Rückblick. Was war der größte Erfolg und was der schönste Titel, den Du errungen hast?
MYUNG-WOO CHO - Ganz klar, der LG U Cup vor einem Monat. Die meisten Top-Spieler der Welt waren dort. Es war für mich so schön und unvergesslich, dass ich diesen großen Titel gewinnen konnte.

KOZOOM/FB - Warum gelingt es so vielen koreanischen Spielern ganz schnell an die Spitze? Europa kann da nicht mithalten.
MYUNG-WOO CHO - Es gibt in Korea so viele Billardclubs und viele gute Lehrer, die einen unterrichten. Es ist einfach ein sehr gutes Umfeld für junge Spieler.

KOZOOM/FB - Vor vielen Jahren, als Du noch in der Schule warst, hast Du in einem Interview gesagt, dass Du mit großer Disziplin 8 Stunden pro Tag trainierst. Wie ist es jetzt? Wieviele Stunden übst Du und spielst Du oft mit Dani (Dani Sanchez)?
MYUNG-WOO CHO - Wenn keine Turniere sind, übe ich 12 Stunden pro Tag. Dani ist zu weit entfernt, um mit ihm zu trainieren.

KOZOOM/FB - Lebst Du noch zu Hause bei Deinen Eltern, oder bist Du die meiste Zeit woanders? Wie sieht Dein normaler Alltag aus?
MYUNG-WOO CHO - Ja, ich wohne zu Hause und gehe eigentlich nirgendwo hin. Mein üblicher Tagesablauf ist Zuhause - Billardclub - Fitnessclub - Zuhause. Wirklich einfach, nicht wahr?

KOZOOM/FB - Hast Du noch Zeit für andere Dinge als Billard, ein anderes Hobby, Zeit zum Entspannen, zum Ausgehen? Zeit für eine Freundin?
MYUNG-WOO CHO - Leider habe ich keine Zeit für andere Dinge. Aber ich liebe es Billard zu spielen.

KOZOOM/FB - Was sind die nächsten großen Ziele in Deiner Karriere?
MYUNG-WOO CHO - Natürlich die große Weltmeisterschaft zu gewinnen.

KOZOOM/FB - Im nächsten Jahr musst Du nun zum Militärdienst. Ist das genaue Datum schon bekannt?
MYUNG-WOO CHO - Nein, noch nicht. Ich werde mich Anfang nächsten Jahres für den Militärdienst bewerben.

KOZOOM/FB - In den 18 Monaten Militärdienst darfst Du nicht zu Turnieren im Ausland fahren? Wie schwer wird es für Dich, diese Zeit gut zu überstehen und kannst Du an den koreanischen Turnieren teilnehmen?
MYUNG-WOO CHO - Nein, normalerweise darf man an keinen Turnieren teilnehmen. Ich werde es wahrscheinlich schwer haben, nach meinem Militärdienst wieder auf mein jetziges Niveau zu kommen, oder dies zu halten.

KOZOOM/FB - Noch eine Frage. Hast Du Dir von dem großen Preisgeld aus dem LG U Cup etwas schönes gekauft?
MYUNG-WOO CHO - Nichts. Ich werde das gesamte Geld für die Zukunft sparen.

Die Halbfinals von Valencia:

Myung-Woo Cho - Christian Montoya 35:15 in 19 Aufnahmen

Cho startet mit 5 Punkten in die erste Aufnahme und gibt auch weiterhin den Ton in diesem Match an. Schon fast eine Vorentscheidung ist die 7.Aufnahme, in der dem Koreaner eine 10er Serie gelingt und er damit den Vorsprung auf 20:5 ausbaut. Myung-Woo Cho verwöhnt die Zuschauer auf den Tribünen mit erstaunlichen Punkten während sein Gegner mit dem Stress kämpft. Schließlich endet das Match mit 35:15 und 1,842 Durchschnitt für Cho. Montoya kommt auf 0,789 Durchschnitt.

Hwa Woo Cho - Junseo Ko 33:35 in 27 Aufnahmen

Die Anfangsphase gehört ganz klar Hwa Woo Cho, der nach 2 Aufnahmen mit 9:2 führt und nach einer 10er Serie in der 10.Aufnahme sogar mit 20:9 in Front ist. Doch Junseo Ko, der im Turnier Höhen und Tiefen hatte, gibt sich nicht geschlagen und startet einen Angriff in der Schlussphase. Die neun Fehlaufnahmen seines Gegners nutzt Ko zum Partieende nach 27 Aufnahmen.

Die drei Koreaner auf dem Podium: Hwa Woo Cho, Myung-Woo Cho, Junseo Ko (v.l.)

Das gesamte Podium mit dem stolzen Kolumbianer Christian Montoya ganz links