SEOUL - Semih Sayginer heisst der Sieger des Survival 3Cushion Masters von Seoul. Er gewinnt das 6.Survival vor dem Koreaner Jae-Ho Cho und dem Belgier Eddy Merckx. Vierter wird der zweite Koreaner am Finaltisch Haeng-Jik Kim. Vor der letzten Aufnahme hat Sayginer Merckx und Kim bereits abgeschüttelt. Zu weit liegen sie zurück. Die Entscheidung fällt tatsächlich erst in der letzten Aufnahme. Als vorletzter Spieler gelingen Sayginer noch einmal 7 Punkte, womit er Jae-Ho Cho gewaltig unter Druck setzt. Und trotzdem kann Cho noch einmal punkten. Fünf Punkte gelingen ihm und er hat keine schlechte Position, als ihm ein Fehler beim Stoß mit der Verlängerung widerfährt. Der Spielball verfehlt gut sichtbar für Sayginer das Ziel. Schon weicht die Anspannung aus dem Gesicht des türkischen Superstars und macht dem unmissverständlichen Jubel Platz. 

Semih Sayginer, der Magier aus der Türkei, der Mann mit dem Zauberstoß, den Entertainment-Qualitäten, den außerirdischen Lösungen, hat endlich den Turniersieg, auf den er 3 Jahre warten musste. In diesen drei Jahren gewann er zweimal Bronze bei Weltmeisterschaften, war einmal Finalist beim Weltcup in Blankenberge, Dritter in La Baule und Hurghada 2018 und ebenfalls zweimal Dritter in New York. Dritter wurde er auch beim McCreery Turnier im letzten Jahr und so weiter. Man kann ohne Zweifel sagen, dass sein Comeback schon vor einem Jahr als gelungen bezeichnet werden musste, aber nicht für Sayginer. Sein Anspruch ist auch mit 55 Jahren der absolute Triumph. Und genau der fehlte bis heute. 

In Seoul standen Spieler im Finale, die die letzten Monate im internationalen Geschäft bestimmten. Eddy Merckx gewann im Sommer das Turnier in New York und das Survival in Istanbul. Jae-Ho Cho ist immer mit ganz vorn dabei und ist vielleicht der insgesamt stärkste Spieler aktuell. Beim LG Cup lieferte er sich ein historisches Duell mit Semih Sayginer im Halbfinale, in dieser Woche in Seoul gelang ihm eine 26er Serie, aber auch noch eine 17er Serie. Genau 2,600 GD performte er aus vier Spielen. Aber was ihm wohl fehlt, ist der absolute Siegeswillen, der einen Eddy Merckx auszeichnet, den viele Europäer haben und der wohl heute auch zum Sieg von Semih Sayginer führte. 

Vier große Spieler haben in den letzten Jahren ein Comeback auf der internationalen Bühne gewagt. Martin Horn krönte seinen Wiedereinstieg mit dem Weltcupsieg in La Baule und ist heute 13. der Weltrangliste. Filippos Kasidokostas leistete unglaubliches. Er verabschiedete sich aus dem Weltcup, nur um zwei Jahr später als Linkshänder wieder geboren zu werden und zeigte damit die erstaunlichste Metamorphose im Billardsport. Dion Nelin ist der jüngste Comeback`ler. Gefördert durch seinen Landsmann und Sponsor Dan Johansen kämpft er sich zurück in die Weltspitze und hat dabei sichtlich viel Spaß. Seine erste große Bewährungsprobe wartet mit der Weltmeisterschaft im eigenen Land. Dort wird vor allem von ihm viel erwartet. 

Semih Sayginer war am längsten weg vom Fenster. Als er sich für ein Comeback entschied, war er 52 Jahre alt und, obwohl Weltmeister, eher als Entertainer und Billardartist bekannt. Der Billardsport darf glücklich sein, dass Sayginer nun endlich sein Turnier gewonnen hat. Ein Sayginer, der stets und ständig am Ende scheitert, verliert vielleicht irgendwann den brutalen Ehrgeiz, der ihm heute den Sieg brachte. Und genau deshalb ist der Türke ein Segen für unseren Sport. 

Der Endstand im Finale
1 Semih Sayginer 91-2,000-8
2 Jae-Ho Cho 79-1,812-5
3 Eddy Merckx 39-1,187-5
4 HaengJik Kim 31-1,062-7.

Die Halbfinals

Eddy Merckx und Semih Sayginer zerstörten im ersten Halbfinale die Träume der beiden koreanischen Außenseiter. Beide Koreaner qualifizierten sich über das Turnier Anfang dieser Woche mit 104 Teilnehmern. Dae-Hyun Jang (21) war zum ersten Mal so richtig im Rampenlicht der internationalen Billard-Bühne. Merckx und Sayginer holten sich die Finaltickets. Der Belgier griff in der 6.Aufnahme mit einer 16er Serie an und baute damit einen schönen Vorsprung auf, den er bis zum Schluß nicht mehr abgab.

Spannung kam am Ende doch noch auf, denn Ji-Hin Ahn, der zweite Koreaner, wagte noch einen Angriff auf Platz 2 der Gruppe. In der letzten Aufnahme brauchte der Koreaner noch drei Punkte bis zum Endspiel, wovon ihm aber nur der erste gelang. Sayginer schaffte es damit ins Finale.

Erstes Halbfinale
1 Eddy Merckx 109-2.187-16
2 Semih Sayginer 53-1.312-6
3 Ji-Hun Ahn 45-1.187-5
4 Dae-Hyun Jang 33-1.000-4.

Haneg-Jik Kim bestimmte das zweite Halbfinale von Beginn an. Gleich in der ersten Aufnahme gelang ihm eine 14er Serie, mit der er mächtig Druck ausübte. Mit einer weiteren 8er Serie in Aufnahme vier stand Kim bereits bei 100 Punkten. Jae-Ho Cho stand damit bei 0 Punkten, Sanchez bei minus 6 und Tran bei minus 8.
Auch in der zweiten Halbzeit war die Führung durch Kim nie gefährdet. Er erhöhte sein Konto auf 135 Punkte und endete bei 124. Cho und Sanchez kämpften um den zweiten Platz, während der Vietnamese Tran praktisch chancenlos war. Am Ende fand Cho noch zu seinem Spiel und konnte Sanchez distanzieren.

Zweites Halbfinale
1 HaengJik Kim 124-2,933-14
2 Jae-Ho Cho 92-2,400-10
3 Dani Sánchez 20-1,200-6
4 Quyet Chien Tran 4-0,933-4.

Da ist der langersehnte Turniersieg für den großen Türken!

Ein glücklicher Sayginer umarmt seinen härtesten Widersacher Jae-Hi Cho

Die Entscheidung in der letzten Aufnahme: Sayginer siegt vor Cho, Merckx und Kim

Erneute Spitzenplatzierung für Eddy Merckx: Platz 3

Haeng-Jik Kim wurde Vierter in einem phantastischen Survival Masters

Alle Turnierbestleistungen, darunter die 26er Monsterserie, vereint Jae-Ho Cho auf sich!